Irland-Lösung sorgt für Erleichterung

Die Risikoaufschläge für irische Staatsanleihen sanken deutlich. Händler sprachen von einer allgemeiner Entspannung an den Märkten nach dem Hilfsantrag Irlands. «Das ist eine grosse Beruhigungspille», sagte Florian Weber, Handelsvorstand bei der Schnigge Wertpapierhandelsbank. Das kleine Land wird als erstes unter den im Mai gespannten Rettungsschirm für finanzschwache Euro-Länder schlüpfen und verhandelt nun über die Höhe der Kredite sowie die Auflagen. Im Gegenzug für die Hilfe verlangen EU, Euro-Länder und Internationaler Währungsfonds (IWF), dass Irland sein marodes Bankensystem neu aufstellt, seinen Haushalt saniert, soziale Einschnitte vornimmt und die Unternehmenssteuer erhöht. Gegen letzteres wehrt sich Irland vehement.


Börsen im Plus
An den Märkten hatte das Zögern Irlands in den vergangenen Wochen Verunsicherung ausgelöst. Als erste Börse schloss Tokio am Montagmorgen mit Kursgewinnen. In Frankfurt lag der Dax am Mittag im Plus. Auch die wichtigen europäischen Aktienindizes, der Leitindex EuroStoxx 50 sowie der Pariser CAC-40-Index und Londoner FTSE 100, reagierten positiv auf das Hilfegesuch. Der Euro stieg deutlich über die Marke von 1,37 Dollar. Zeitweilig kostete die Gemeinschaftswährung bis zu 1,3767 Dollar und damit rund einen Cent mehr als am Freitagabend.


Risikoaufschläge sinken
Die Risikoaufschläge für irische Staatsanleihen fielen: Der Kurs der zehnjährigen Papiere kletterte um 1,235 Punkte auf 81,76 Zähler. Die Rendite sank damit unter die Marke von 8 Prozent. Sie liegt mit 7,698 Prozent aber noch immer deutlich über dem Wert für deutsche Staatsanleihen, die pro Jahr eine Rendite von 2,713 Prozent abwerfen und von vielen Anlegern als sicherer Hafen geschätzt werden. Mit den Signalen für das Rettungspaket für Irland war die Rendite zuletzt aber deutlich gestiegen.


Harter Sanierungskurs
Das hochverschuldete Irland steht laut Commerzbank vor einem harten Sanierungskurs. «Irland ist zwar für die nächsten drei Jahre gerettet, doch diese Rettung gibt es nicht umsonst», heisst es in einer Studie. Die heimischen Banken dürften zumindest verkleinert, möglicherweise sogar teils abgewickelt werden. «Damit ist auch klar, dass der Finanzsektor in den nächsten Jahren kein Wachstumsmotor für die irische Wirtschaft mehr sein wird.»


Baustelle Staatshaushalt
Zweite Baustelle der irischen Wirtschaft werde der Staatshaushalt sein. Es dürfte drastische Einschnitte im Sozialsegment geben. Zudem dürften Steuererhöhungen winken. Zwar trage dies zur Beruhigung der Märkte bei. Ob damit aber der Druck auf andere bedrohte Staaten nachhaltig schwinde, sei nicht sicher. «Die steigenden Risikoprämien für portugiesische Staatsanleihen sind nicht nur der irischen Krise geschuldet. Das Land hat auch eine Reihe eigener Probleme.» (awp/mc/ps/12)

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