IWF: Weltwirtschaft erholt sich trotz Turbulenzen in Europa

Zu Jahresbeginn hatte der Wert noch bei 3,9 Prozent gelegen. Angetrieben wird das globale Wachstum vor allem von aufstrebenden asiatischen Wirtschaftsmächten wie China (plus 10,5 Prozent) und Indien (plus 9,4), aber auch vom weiterhin boomenden Brasilien (plus 7,1), heisst es in dem jüngsten Ausblick des IWF, der am Donnerstag (Ortszeit) in Hongkong vorgelegt wurde. Bei den reichen Ländern legen demnach Kanada mit 3,6 Prozent und die USA mit 3,3 Prozent am stärksten zu.


Lediglich moderate Erholung in Deutschland
Moderat fällt die Erholung dagegen in Deutschland aus, wenn auch wieder ein wenig besser als zuletzt erwartet. Der Konjunkturauftrieb werde in diesem Jahr bei 1,4 Prozent liegen und damit um 0,2 Punkte höher als bislang prognostiziert. Für 2011 sehen die IWF-Ökonomen in Deutschland ein geringfügig nach unten korrigiertes Wachstum von 1,6 Prozent voraus, während es weltweit unverändert auf 4,3 Prozent geschätzt wird.


Aufschwung auf wackeligen Beinen
Der Aufschwung steht den IWF-Volkswirten zufolge allerdings auf wackeligen Beinen. Vor allem die hohe Staatsverschuldung in vielen Industrienationen trübe den positiven Ausblick. Die jüngst von der Schuldenkrise in Europa ausgelösten Turbulenzen auf den Finanzmärkten hätten das Vertrauen in eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft sinken lassen. Für die Eurozone stagniert die diesjährige Wachstumsprognose deshalb bei 1,3 Prozent.


Europäischen Staaten fällt Schlüsselrolle zu
Ob das globale Wachstum so kräftig bleibt wie prognostiziert, hänge vor allem von dem Verhalten der europäischen Staaten ab. Sie müssten es schaffen, das Vertrauen in die Stabilität ihrer Volkswirtschaften wieder zu verbessern, mahnt der IWF. Noch habe die Krise nicht auf aufstrebende Nationen und Entwicklungsländer übergegriffen – und alles deute weiter darauf hin, dass die Weltwirtschaft sich nachhaltig von ihrer schwersten Rezession seit sechs Jahrzehnten erhole. Allerdings seien die gigantischen Schuldenberge vieler Industrienationen ein echtes Risiko.


Sparen ja – aber erst ab 2011
Der dringend notwendige Schuldenabbau dürfe jedoch nicht überhastet und zu drastisch sein, sondern er müsse mittelfristig und «wachstumsfreundlich» geplant werden. «Die meisten Industrieländer müssen nicht vor 2011 mit dem Sparen beginnen, denn frühere Massnahmen könnte die frische Erholung zunichte machen», heisst es in dem Bericht. Jedoch sollten auch keine teuren Konjunkturpakete mehr geschnürt werden. Rasant wachsende Volkswirtschaften sollten dagegen sofort anfangen, ihre Haushalte zu konsolidieren.


Unsicherheitsfaktor Finanzmarktreformen
Risiken für das Wachstum gingen auch von den geplanten Finanzmarktreformen in zahlreichen Staaten aus, da ihre Wirkung auf die Kreditvergabe von Banken ungewiss sei. Auch eine erneute Immobilienkrise in den USA würde den Aufschwung gefährden. (awp/mc/ps/35)

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