Jan E. Brucker Widder Hotel Zürich: Als hätte jemand aufs Knöpfchen gedrückt


Das Widder Hotel ist das kleine Business Hotel Zürichs mit viel Charme und Stil. Zürich ist die Wirtschaftsmetropole und «der Widder» der Rahmen vieler Meetings. Moneycab geht im Gespräch mit dem GM, Jan E. Brucker der Wirtschaftslage und den Auswirkungen auf die Hotellerie nach.

Von Tanja Hess

Moneycab: Herr Brucker, wir sitzen hier in hellen, klaren Räumen, möbliert sind diese mit Klassikern von LeCorbusier und Charles Eames. An der Wand hängt ein Bild ohne sichtbares Motiv, nur ein schönes Weiss breitet sich aus auf der Leinwand. Woher die viele Kunst in den historischen Räumen?

Jan E. Brucker: Es freut mich, wenn es gefällt. Das Widder Hotel legt wirklich grossen Wert auf reale Werte. Wir verstehen uns nicht als trendy oder hip. Das Widder Hotel lebt von den wahren Werten der Kunst. Das ist jetzt noch genauer zu erklären. Der Grund für diese Haltung liegt hinter den Mauern des Hotels. Das Widder Hotel ist in acht ganz unterschiedlichen Häusern untergebracht. Die historischen Privathäuser wurden mit viel Feingefühl restauriert, untereinander verbunden und ohne die Fassade zu zerstören ist ein ganzer Hotelkomplex entstanden. Der Wert des Historischen ist in diesem Sinne unser Kapital. Was sollen wir also anderes machen, als ihn mit bleibenden Werten der Kunst zu ergänzen?

Moneycab: Bauen in historischen Mauern an fragiler städtebaulicher Stelle ist keine einfache Sache. Wie sind Sie mit den Aufgaben umgegangen?

Jan E. Brucker: Wir hatten eine gute Frau an Bord. Die Architektin Tilla Theus ist genau die richtige Frau gewesen für diese Aufgaben. Mit sicherer Hand hat sie das wertvolle Historische bewahrt, statische Elemente in einer neuen Formensprache ergänzt. Die Technik konnte sie ebenso gut mit Gewachsenen kombinieren, wie sie Stoffe und Materialien passend assortiert auswählen konnte. Ich glaube, man spürt die Hand des «Spiritus Rector» im ganzen Hotel.

Moneycab: Der Begriff Designhotel war vor zehn Jahren ein anderer als er heute ist. Wie «up to date» ist der Widder?

Jan E. Brucker: In der Tat. Der Begriff Designhotel hat Erklärungsbedarf. Alles zwischen Ikea und LeCorbusier ist heute Design. Wir fühlen uns aber ganz klar den klassischen Werten des Designs zugehörig. Wir gehören zu der Vereinigung der Design Hotels International. Dies ist eine Marketingorganisation, die zur Zeit stark im Umbruch ist. Man möchte den Weizen etwas von derSpreu teilen. Das heisst, dass wir sehr froh sind darüber, nicht mehr mit den «Trendydesign-Häusern» gleichgestellt zu sein. Wichtiger ist uns aber die Mitgliedschaft in der Vereinigung » The Leading Small Hotels of the World». Diese ist federführend und bürgt für wahre Qualität.

Moneycab: Die Widder Bar ist ein Begriff. Macht sie immer noch einen grossen Teil der Identität des Hauses aus?

Jan E. Brucker: Live-Jazz hört man den besten in der Widder Bar. Doch leider ist es in der Kultur auch zu Sparmassnahmen gekommen, natürlich bedingt durch die erschwerte Wirtschaftslage. So sind uns leider die Subventionen für den Kulturbetrieb gestrichen worden. Das ist sehr schmerzlich. Konzerte können nie kostendeckend gemacht werden. Es ist schade, denn von den Besucherzahlen können wir nun wirklich nicht klagen, die 21h Vorstellungen waren immer ausverkauft. Die früheren Vorstellungen um 18.30 h sind auch gut besucht. Zum Glück haben wir mit der Firma Veuve Cliquot einen Partner gefunden, der uns das Defizit teilweise abnimmt.

Moneycab: Herr Brucker Sie sind mit den Seminaren und den Banketten am Puls des Business. Wie viel Puls hat denn der Patient Wirtschaft?

Jan E. Brucker: Es waren echt schwere Zeiten nach 9-11. Natürlich ist der ganze Businessteil aus Amerika für uns zusammengebrochen. Erst allmählich konnte sich das Business in diesem Bereich wieder erholen. Doch es sind deutliche Anzeichen da, dass es aufwärts geht. Die Bankette laufen gut. Die Zimmerauslastung hat seit Anfang Jahr wieder stark zugenommen. Es ist, als ob jemand afs Knöpfchen gedrückt hätte am 1. Januar 2004. In diesem Sinne sind wir vorsichtig optimistisch. Natürlich ist der Markt immer noch sensibel. Wir können allerdings eine Auslastung von 80% aufweisen.

Moneycab: Wird sich das Widder Hotel anders ausrichten um neue Nischen zu finden?

Jan E. Brucker: Natürlich, wir sind immer aktiv und suchen nach innovativen Lösungen. Unser Gartenrestaurant ist ein echter Inider-Tipp. Die Leute geniessen gutes Essen und Ruhe, ein gutes Zusammenkommen von zwei Genüssen also.
Eine Veränderung ist auch die neue Verkehrsberuhigung am Rennweg und die neue Promillegrenze für die Autofahrer. In diesem Bereich werden wir den Service enorm erweitern. Wir bieten bereits einen «Valet-Service» an für Restaurant-Gäste. Wir sehen dies als eine gediegene Ergänzung zu einem schönen Abend, der genossen sein will.

Moneycab: Welches sind die nächsten Herausforderungen?

Jan E. Brucker: Wir haben uns vor zehn Jahren die höchsten Massstäbe gesetzt und wir tun dies ständig und immer noch. Deshalb sind wir heute dran die Iso-Zertifizierung zu machen. Mit dem Prozess der Optimierung des Quality Management werden wir die ISO Norm 9001:2000 erlangen. Dies ist ein Prozess von zwei Jahren, der die Gäste insofern kaum merken, als dass sie nur von einer besseren Organisation profitieren werden.
Wir werden im Jahre 2005 das 10-jährige Jubiläum feiern, wir begehen diese Feierlichkeiten übers ganze Jahr zusammen mit unseren Gästen.


Hotelreportage 
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Der Gesprächspartner 
1954 geboren, aufgewachsen in Olten (SO)
verheiratet mit Regula Brucker-Kern, drei Kinder Janina (13), Luis (10), Gioia (8)

1976-1980 Ausbildung an der Hotelfachschule Lausanne
1987 Weiterbildung zum dipl. Hotelier VDH/SHV 1988

Direktionen, ausser in Berlin immer zusammen mit Ehegattin Regula:
1987-1989 Beatus Merligen
1989-1999 Seiler Hotel Schweizerhof Zermatt
1999-2000 Grand Hotel Park Gstaad
2000-2001 Swissôtel am Kurfürstendamm Berlin (zuständig für Voreröffnung, Eröffnung und Nacheröffnung)
seit Herbst 2001 Widder Hotel Zürich

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