Josef Schuster, CEO und Gründer IPOX Schuster LLC

von Gérard Al-Fil


Herr Schuster, was bieten Sie mit IPOX Schuster genau an?
 
IPOX Schuster LLC ist ein innovatives Finanzdienstleistungsunternehmen, das sich auf die Konstruktion und Vetrieb von Finanzprodukten und Indices im Bereich globale Aktienneuemissionen und Spin-offs konzentriert. Die Philosophie des Unternehmens besteht in der Definition von Aktienneuemission und spin-offs als separate Investitionsklasse für einen beschränkten Zeitraum nach Handelsbeginn an der Börse. Unser Hauptprodukt sind die IPOX® Indexes, eine  Serie von derzeit 50 Indices, mit denen die Börsenentwicklung von globalen IPOs und spin-offs genau und skalierbar dargestellt wird. Die IPOX® Indices machen es möglich, im Sinne der Portfoliooptimierung vom langfristen Potenzial von IPOs und spin-offs zu profitieren.


Wieviel Gewicht bringen eigentlich Neuemissionen auf die globale Waage?


Der Markt für  globale Neuemissionen ist ökonomisch signifikant. Im Durchschnitt wird im Jahr ca. 600 Mrd. Dollar an Marktkapitalisierung durch Neuemissionen geschaffen und die Renditeentwicklung dieser Aktien nach der Börseneinführung ist oftmals anders als die der Leitindices, was mit den einzigartigen Auswirkung des going publics auf Firmen zu tun hat. Es ist deshalb wichtig, die Renditeentwicklung dieser Aktien mit dem richtigen Ansatz und Portfoliokonstuktion separat vom Markt zu verfolgen.nbsp;


Wer sind Ihre Kunden?
 
Seit dem ersten Produkt im Juli 2005 haben sich die IPOX Indices als alternative Form der Investition in Wachstumsaktien etabliert und werden weltweit in verschiedenen Feldern angewandt. Mehr als 50 verschiedene Finanzprodukte im Volumen von ca. 3 Mrd. Dollar sind bisher an die Indexgruppe gebunden. Dazu gehören z.B. Fondsprodukte in den USA, die von der Morgan Stanley Tochter Van Kampen Investments oder First Trust aufgelegt wurden, strukturierte Produkte von Bank Santander, ABN Amro/RBS, UBS, Bank Sarasin in Europa oder an IPOX gebundene Fonds in Hong Kong, Singapur oder Südkorea aufgelegt von Macquarie oder DBS. Ausserdem haben chinesische Banken wie z. B. China Minsheng Bank oder China Everbright IPOX benutzt, in globale Wachstumsaktien zu investieren. Die Struktur wurde dann von Banken wie Goldman Sachs, Barclays Capital, Merrill Lynch oder JP Morgan abgewickelt.


Fiel denn 2009 bislang ausreichend Geschäft an? Die Zahl der IPOs war ja aufgrund der Finanzkrise stark rückläufig.


Aus den drei Sparten Fonds, Strukturierte Produkte und Datenservice hat sich cor allem auf Jahresbasis das Geschäft mit strukturierten Produkten merklich abgeschwächt: Dies aufgrund der Entwicklung bei einigen Banken, die oftmals diesen Bereich stark zurückfuhren oder ganz schlossen. Im Gegensatz nimmt das Geschäft mit Institionen und Pensionsfonds zu. Dies hat mit der guten langfristigen Renditeentwicklung zu tun sowie dem Charakter der IPOX Indices, einen bisher untergewichteten Sektor effektiv abzudecken. Der Finanzkrise begegnet IPOX darüber hinaus mit verstärkter Investition in Forschung und Entwicklung: Wir bieten z. B. seit Kurzem auch IPOX Long-Short Produkte an, die marktneutrale Charakteristiken haben.


«Seit dem ersten Produkt im Juli 2005 haben sich die IPOX Indices als alternative Form der Investition in Wachstumsaktien etabliert und werden weltweit in verschiedenen Feldern angewandt.»


Wie verhält es sich mit Neuemissionen?


Von der abnehmenden Zahl von IPOs ist IPOX weniger betroffen, da IPOs und spin-offs über mindestens vier Jahre global verfolgt werden. Zudem gab es auch im vergangen Jahr  eine ganze Reihe von grossen globalen IPOs und spin-offs wie z. B. Philip Morris International, Lorillard, China Railways, Renhe Commercial, China Railway Construction oder OGX.


Wie haben sich die IPOs in den verschiedenen Weltregionen entwickelt, also Europa, Asien, USA?


Die Investition in IPOs gegenüber den jeweiligen Leitindices lohnt sich langfristig. Grund ist der disziplinierte Selektionprozess und solide Portfoliokonstruktion, die IPOX anbietet: So hat z. B. der IPOX-30 U.S. Index, der die Börsenentwicklung der grössten 30 U.S. IPOs und spin-offs der letzten vier Jahre misst, den Russell 3000 in den letzten fünf Jahren bei nur leicht höherem Risiko um massive 7500 Basis Punkte, also um 75 Prozent, geschlagen. Auf globaler Ebene war die relative Renditeentwicklung ähnlich. Die Entwicklung europäischer und asiatischer IPOs war etwas moderater. Vor allem in Europa sind die Indices dank der Übergewichtung im Minensektor im letzten Jahr überdurchschnittlich gefallen, haben sich aber in diesem Jahr erholt. 


Können sie konkrete Beispiele nennen?


Über einen kurzen Zeitraum haben die relativ wenigen IPOs der vergangenen Monate im Durchschnitt gut abgeschnitten: Ich denke da z.B. an Renhe Commercial, einem Projektentwickler von unteririschen Einkaufszentren in China, das sich seit dem IPO im November letzten Jahres bei geringem Risiko fast verdoppelte. Darüber hinaus fallen mir US-Firmen wie Philip Morris International, Lorillard, Dr. Pepper Snapple sowie Mead Johnson auf, vier Konsumaktion mit hohen Dividendenrenditen, die sich seit ihrer jüngsten Börseneinführung in den USA gegenüber dem Markt sehr gut entwickelten. Besonderes Augenmerk lege ich auf Gree Inc., dem ersten börsennotierten Social Networker in Japan, ein Massstab für Twitter oder Facebook. Die Aktie verdoppelte sich seit der Einführung Anfang des Jahres. Alle diese Werte sind in IPOX enthalten.


Welche Kriterien müssen IPOs erfüllen, um in ihre Indices aufgenommen zu werden?


Grundsätzlich werden nur typische IPOs und spin-offs betrachtet, keine Unit Offerings, Fonds, Real Estate Investment Trusts und dergleichen. Es gibt drei Kriterien wie Grösse, Float und Rendite am ersten Handelstag, die dann für eine Aufnahme  in Betracht gezogen werden. Aktien, die diese drei Kriterien erfüllen, werden dann in den IPOX Global Composite Index aufgenommen und mindestens über vier Jahre systematisch gehalten und nach Marktkapitalisierung gewichtet. Dieser IPOX Global Composite Index besteht aus derzeitig 2300 Firmen mit ca. 2.5 Bllionen Dollar Marktkapitalisierung. Zur Bildung der IPOX Sub-Indices, wie dem IPOX-30 Global, IPOX-30 U. S., JP Morgan IPOX Europe 50, IPOX Latin America 20 oder IPOX China 20 Index, werden dann quartalsmässig die grössten Firmen in dem relevanten Universum des IPOX Global Composite Index ausgewählt und Regeln zur Risikostreuung angewandt. Das ergibt eine systematische, semi-passive und skalierbare Indexgruppe, welche die Renditeentwicklung der grössten IPOs und spin-offs genau wiedergibt. Einige IPOX Schwergewichte werden auch bei Hedge Fonds übergewichtet, wie z.B. Mastercard, Philip Morris International, Visa oder Lorrilard.


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Sie waren zum Antritt des neuen CEOs der Nasdaq Dubai, Jeff Singer, im August 2008 in Dubai zugegen. Wer sind ihre Kunden in den arabischen Golfstaaten?


Im vergangenen Jahr haben Bank Sarasin Alpen in Dubai sowie ABN Amro/RBS eine Reihe von an IPOX gebundene Produkte für Privatkunden in Dubai strukturiert. Ebenso wurden in Saudiarabien in den vergangenen Jahren eine Mehrzahl von aktiven IPO Fonds aufgelegt. Ich sehe hier gute Perspektiven, da die IPOX Produktpalette die Vorteile der Indexierung , d. h. geringere Kosten und Risikostreuung mit sich bringt.


Stichwort Saudiarabien. Zwei Versicherer sind dort jüngst an der Börse Riad mit hohen Zeichnungsgewinnen von 400 Prozent bzw. 700 Prozent erstgelistet worden: die AXA Cooperative Insurance Company, eine Tochtergesellschaft der französischen AXA Gruppe, und deren Mitbewerber ACE Arabia Cooperative Insurance. Spielten diese IPOs für Sie ein Rolle?


Grundsätzlich spielen IPOs mit hohen Zeichungsgewinnen für die IPOX Indexgruppe keine Rolle. In Märkten wie in Saudiarabien (oder China) sind hohe Zeichnungsgewinne üblich, da es oft staatliche Firmen sind, die an die Börse gehen und die Motivation des going public anders als üblicherweise ist. Die Zeichnungkurse werden dann künstlich niedrig gesetzt, um hohe Zeichnungsgewinne an eine bestimmte Gruppe von Anlegern weiterzugeben.


Die Erfahrung mit Firmen mit hohen Zeichungsgewinnen wie bei der chinesischen Alibaba.com, VM Ware, Fortress, Las Vegas Sands etc. ist weltweit sehr negativ. Dieses Phänomen stellt ja auf breiter Sicht für den chinesischen Markt ein grosses Problem dar. AXA Cooperative Insurance oder ACE notieren ja auch bereits ca. 30 Prozent unter dem Schlusskurs am ersten Handelstag, trotz fester Märkte in Saudiarabien.


Sie feiern derzeit das fünfjährige Jubiläum Ihrer Firma. Was hat Sie damals im Sommer 2004 eigentlich motiviert, IPOX ins Leben zu rufen?


Eine skalierbare, systematische und positive Lösung zu dem Problem der hohen Standardabweichung von langfristigen Renditen bei globalen IPOs anzubieten. Über Zyklen geht eine grosse Zahl von Firmen weltweit an die Börse.  Die Renditeentwicklung von vielen ist im Langfristvergleich schwach, jedoch von wenigen sehr gut. Dies ist überhaupt der Grund, warum es IPOs immer wieder gibt. Diese, die gut abschneiden (wie z.B. CME, GOOG, MLP, Bank of China, Tencent, SAP, Kayakmys, Vedanta, Xstrata, Visa, Mastercard  etc.) machen großen Sinn, als systematische Anlage getrennt von anderen Firmen im Portfolio aufzunehmen. IPOX ist ein effizientes Instrument, welches die Auswirkungen des going public in reiner Form dazustellt.&


Für die nächste Generation von Investoren wird es auch wichtig sein, alternative Indexformen in Betracht zu ziehen, die im Vergleich zu Leitindices dynamischer sind und Firmen wie General Electric (GE), Microsoft, Siemens, Google, SAP oder ICBC nicht für ewig im Bestand haben.  Dies sehen Sie z. B. in China, wo in diesem Jahr ein großer Teil der negativen relativen Entwicklung des FTSE Xinhua 25 gegenüber dem IPOX China 20 auf «alte» Komponenten zurückgeht.


«Die Erholung der weltweiten Aktienmärkte wird sich in den nächsten Monaten auch auf das europäische IPO-Geschäft auswirken.»


Sie haben Ihren Firmensitz in Chicago. Wieso residieren Sie nicht in New York, direkt an der Wall Street?


Das hat damit zu tun, dass unser erster Kunde aus dem Raum Chicago stammt. Ein wichtiger Teil unserer Forschung wird jedoch auch in London und Peking gemacht.


Chicago, aber auch Detroit, werden in vielen Medien derzeit in einem Atemzug als «Metropolen von gestern» dargestellt, weil in diesen Städten die einst starke Autoindustrie ihre schwerste Krise erlebt. Was können Sie zur Versachlichung in dieser Diskussion beitragen?
 
Ich glaube an eine Renaissance der US-Automobilbauer. Die Entscheidung der US-Regierung das Mandat nun zu übernehmen, bringt viel Gutes für Konsumverhalten, Umwelt- und Klimaschutz. Sie sehen das bereits bei den grossen Einschnitten in die Vetriebssysteme und beim Vorantreiben von Forschung und Entwicklung bezüglich energiesparender Autos. Erste positive Entwicklungen gibt es da schon, wenn man die nach oben schnellendenden Verkaufszahlen für Kleinwagen sieht. Der Börsengang von GM und Chrysler wird sicherlich auch interessant, das könnte  Innovationsschübe mit sich bringen, ähnlich wie bei Google. Auf jeden Fall wird IPOX dabei sein.


Fed-Chef Ben Bernanke sieht die Weltwirtschaft am Beginn einer, wenn auch zaghaften, Erholung. Wann wird Ihrer Meinung nach als Folge dessen das IPO-Business in Europa wieder anziehen?


Die Erholung der weltweiten Aktienmärkte wird sich in den nächsten Monaten auch auf das europäische IPO-Geschäft auswirken: Dazu zählen mögliche IPOs von Birdseye Iglo (Tiefkühlkost, Deutschland), New Look (Modekette, England), Pets as Home (Tiernahrung, England), Phoenix Gruppe (Pharma, Deutschland), Prada (Mode, Italien), Sisal (Wettfirma, Italian) oder Unity Media (Kabelnetzbetreiber, Deutschland). Darüber hinaus stehen langfristig auch IPOs von Unternehmen wie z.B. der Deutschen Bahn (Gütertransport, Deutschland) oder Glencore (Rohstoffe, Schweiz) an.


Herr Schuster, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.





Der Gesprächspartner:
Dr. Josef Schuster (38) ist CEO von IPOX Schuster LLC, einem im Jahre 2004 gegründeten innovativen Finanzdienstleistungsunternehmen, das sich auf die Konstruktion und Vertrieb von Finanzprodukten und Indices im Bereich globale Akienneuemissionen und spin-offs konzentriert. Das Hauptprodukt der Firma ist die Serie von IPOX® Indices, Aktienindices, mit denen die Börsenentwicklung von globalen IPOs und spin-offs genau darstellt wird. Vor seiner Tätigkeit bei IPOX promovierte er  in der Financial Markets Group (LSE) an der London School of Economics (LSE) im Bereich europäische Neuemissionen.  Zwischen 1996 und 2003 war er Mitglied der Chicago Mercantile Exchange (CME) und spezialisierte sich auf den Handel von Indexderivaten am Börsenparkett.


Der gebürtige Bayer ist verheiratat und Vater eines Sohnes und einer Tochter. In seiner Freizeit fährt Josef Schuster gerne Velo und ist aktiver Vereinsfussballer.

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