Kommentar zum Rücktritt von Samuel Schmid: Am Ende nochmals den Taktiker gegeben

Von Helmuth Fuchs

Entgegen seinem Erscheinungsbild des behäbigen Berner Bürgerpolitikers hat Samuel Schmid auch in der Öffentlichkeit die Meinungen deutlich polarisiert. Während ihn die einen als opportunistischen Karrieristen wahrnahmen, der die Meinung und die Gefolgsleute wechselte, falls es ihm zum Vorteil gereichte, bewunderten ihn die anderen für seine Beharrlichkeit und Volksnähe. Ähnlich wie Helmuth Kohl zu seiner Zeit in Deutschland, hatte Samuel Schmid die Gabe, Probleme auszusitzen, sich selbst aus der Schusslinie zu manövrieren und immer authentisch seine Nähe zum Volk zu pflegen.


Getrübter Leistungsausweis
Unvergessen sind die Bilder, wie er nach seiner Wahl am 6. Dezember 2000 zum Bundesrat den blumenstraussbewehrten Ueli Maurer bewusst ignorierte. Den Liebesentzug und die fehlende Unterstützung seiner Partei vergass und verzieh er nicht. Wenn jetzt der SP-Präsident Levrat heuchlerisch Trauer mimt, hat das weniger mit dem Leistungsausweis von Samuel Schmid zu tun, sondern mit dem Verlust des politischen Pfandes, das die SP gegen die SVP mit Schmid in der Hand hatte. Die durch ihn mitverursachte Dauerdiskussion über die Frage der Konkordanz und die Affäre Nef trüben seinen Leistungsausweis nachhaltig. Dass er daneben begann, die Armee grundlegend zu reformieren und in seiner Zeit vier Volksabstimmungen zu Vorlagen des VBS gewann, geht fast etwas unter.


Bundesrat oder real nicht existierende Opposition?
Sein Abgang ist zum Schluss nochmals ein taktisches Meisterstück. Die Finanzierung des nächsten Rüstungspaketes ist auf gutem Wege, mit dem Zeitpunkt setzt er die SVP mächtig unter Druck, am 10. Dezember Farbe zu bekennen, ob sie ernsthaft wieder in den Bundesrat will, oder lieber in der real nicht existierenden Opposition vor sich hindümpelt. In seiner Rücktrittserklärung macht Samuel Schmid aus seinem Herzen keine Mördergrube: «Wo Menschen politisch ausgegrenzt und Anders-Denkende marginalisiert werden, muss Widerstand spürbar wachsen. Polemik und grundsätzliche Polarisierung gehören nicht zur politischen Kultur dieses Landes». Hier geht einer, der sich müde gerieben hat an den Streitereien mit der eigenen Partei, die ihn nie wollte, der von den anderen Parteien nach ihrem eigenen Kalkül mitgetragen oder fallen gelassen wurde. Nicht immer ist das angestrebte Amt den Preis wert, den man dafür bezahlen muss. Samuel Schmid hat nach acht Jahren die Konsequenzen gezogen. Uns bleibt nur, ihm viel Genugtuung, Freude und Erfolg bei den kommenden Unternehmen zu wünschen.





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