Krise bei Alitalia

Italiens Ministerpräsident Romano Prodi warnte, dass die Fluggesellschaft bis Januar Konkurs gehen könnte. Prodi zeichnete am Dienstag bei einem Treffen mit Gewerkschaftern nach Angaben eines Teilnehmers ein düsteres Bild. Der Regierungschef sehe die Situation der seit Jahren verlustreichen Airline «völlig ausser Kontrolle» geraten.


Deadline Januar
Es bleibe nur noch bis Januar Zeit, um den finanziellen Kollaps abzuwenden, sagte Prodi einem Gewerkschafter zufolge. «Alitalia durchlebt gerade den schwierigsten Moment seiner Geschichte», zitierte er den Regierungschef. Prodi wollte mit Gewerkschaftsvertretern die Sanierung des Unternehmens beraten. Die italienische Regierung hatte Ende September angekündigt, sich aktiv in die bislang erfolglosen Sanierungsbemühungen einzuschalten.


Lösungen gegen die Billigflugkonkurrenz
Alitalia gilt in dem hart umkämpften europäischen Luftfahrtmarkt als zu teuer. Dem Unternehmen fehlen starke Partner sowie eine Strategie gegen die Billigflugkonkurrenz. Offen ist noch, wie die Regierung das Überleben der nationalen Fluggesellschaft sichern will. Prodi will noch in dieser Woche den als gescheitert geltenden Alitalia-Chef Giancarlo Cimoli treffen.


Das Blatt ist nicht gewendet
Der Staat hält seit einer kräftigen Kapitalerhöhung und dem Einstieg von Investoren im vorigen Jahr noch 49% an Alitalia. Die damalige Finanzspritze von 1 Mrd EUR aus der Kapitalmassnahme bewahrte die Fluggesellschaft vor dem Konkurs. Dennoch gelang es Cimoli nicht, das Blatt zu wenden. Mehrere Minister fordern inzwischen seine Ablösung. Alitalia häufte im ersten Halbjahr erneut einen Verlust von 221 Mio EUR an. Anstatt der ursprünglich für 2006 angestrebten schwarzen Zahlen wird jetzt mit einem Verlust von mindestens 300 Mio EUR gerechnet.


Das teure Scheitern des Giancarlo Cirmoli
Cimoli räumte in einem vorige Woche vorab bekannt gewordenen Bericht an den Verkehrsausschuss des italienischen Parlaments sein Scheitern ein. Alitalia sei derzeit nicht in der Lage, rentabel zu fliegen. «Eine Erhöhung der Flugstunden würde höhere Verluste zur Folge haben», offenbarte er. Verantwortlich macht Cimoli die aus seiner Sicht lähmende Übermacht der Gewerkschaften und ihre zahlreichen Streiks, die hohen Treibstoffkosten sowie die erfolgreiche Billigflugkonkurrenz, die von den Flughäfen günstigere Konditionen bekomme als die nationale Fluggesellschaft.


Eine Partnerschaft wird schwierig sein
Die Suche nach einem Partner blieb bislang erfolglos. Alitalia gehört dem Luftfahrt-Bündnis Skyteam um Air France-KLM und Delta Air an. Spekulationen in der Branche über eine möglicherweise engere Verbindung wies Air France erst jüngst wieder zurück. Branchenexperten rechnen nicht damit, dass sich kurzfristig eine andere Fluggesellschaft als Partner findet. (awp/mc/th)

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