Kunstmuseum Bern: «Teruko Yokoi. Tokyo – New York – Paris – Bern»

Kunstmuseum Bern: «Teruko Yokoi. Tokyo – New York – Paris – Bern»
Ausstellung «Teruko Yokoi. Tokyo - New York - Paris - Bern» (Foto: Kunstmuseum Bern)

Bern – Das Kunstmuseum Bern zeigt ab 31.01.20 die erste Ausstellung zu Teruko Yokois (*1924) zentraler frühen Schaffensphase der 1950er- und 1960er-Jahre. Die Werke dieser Zeit zeugen von einer bewegten Epoche: Sie entstanden auf drei Kontinenten im Spannungsfeld westlicher Abstraktion und japanischer Tradition sowie den nach wie vor präsenten Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Sie zeigen die Künstlerin in einer Phase höchster Kreativität. Die Japanerin Teruko Yokoi lebt und wirkt seit mehr als fünf Jahrzehnten in Bern.

Teruko Yokoi wurde 1924 nahe Nagoya in der japanischen Provinz Aichi als Tochter eines Kalligrafen geboren und erhielt schon früh Malunterricht. Mit 25 Jahren studierte sie beim angesehenen Impressionisten Takanori Kinoshita und ging anschliessend nach Tokyo, wo ihre Werke mit renommierten Preisen ausgezeichnet wurden. Anschliessend, in der Zeit, in der New York begann, Paris als Hauptstadt der westlichen Kultur abzulösen, beschloss Yokoi, in die USA überzusiedeln. Dort erhielt sie an der California School of Fine Arts in San Francisco eine klassische Ausbildung, bis sie 1955 nach New York weiterzog, wo sie sich im Umfeld des Künstlers und Lehrers Hans Hofmann bewegte und dadurch in den Zirkel des Abstrakten Expressionismus eintauchte.

In einer vom Zweiten Weltkrieg verwüsteten Welt, durch die Todeslager entmenschlicht und angesichts der Atombombe in ihrer Existenz bedroht, suchten Kunstschaffende nach neuen Darstellungsmöglichkeiten. Yokoi fand Zugang zu einem künstlerischen Umfeld, das eine neue Bildsprache entwickelte und lernte dort u.a. Kenzo Okada, Mark Rothko, Joan Mitchell, Franz Kline und Robert Motherwell kennen. Auch Yokois künftiger Ehemann, Sam Francis, gehörte zu diesem Künstlerkreis. Mit ihm und der gemeinsamen Tochter zog sie 1960 nach Paris. Zwei Jahre später, in der Zwischenzeit getrennt, beschloss sie, in die Schweiz zu ziehen. Sie lebt und arbeitet seit mehr als fünf Jahrzehnten in Bern.

Zwischen Ost und West
Yokois Werke sind farbenprächtig, lebendig und experimentierfreudig. Es sind hybride Abstraktionen, die sich zwischen der Zartheit der japanischen Schreibkunst, dem Gefallen an Sanftheit und dem Geheimnisvollen sowie der Neugierde am «amerikanischen Typus» bewegen. Der atmosphärischen Zartheit der Palette und des Farbauftrags steht die Kraft ihrer Gesten gegenüber – eine Harmonie aus geradezu explodierenden Farben und Formen.

«Meine Bilder sind in Farbe geschriebene Gedichte.»
Teruko Yokoi Teruko

Yokois Geschichte ist von Leidenschaft, Neugier und Beharrlichkeit geprägt. Sie schildert die Erfahrungen des Daseins einer Künstlerin, die ihrer kreativen Tätigkeit trotz der politischen Rahmenbedingungen, der geographischen Lage, ihrer Abstammung und ihres Geschlechts nachgeht, ohne Rücksicht auf die Wunden, die dieser Kampf verursacht. Ganz gleich, wie eng Yokoi mit den berühmtesten amerikanischen und europäischen Kunstschaffenden befreundet war, sie liess sich nie ganz vereinnahmen: Sie war so begabt wie innovativ, und dennoch blieb sie, die ein anderes kulturelles Erbe mitbrachte, anders.

Zur Ausstellung
Die Ausstellung verfolgt die Geschichte einer ausserordentlich produktiven und lebendigen Künstlerin. Ihre Arbeiten von den frühen 1950er-Jahren bis heute bezeugen nicht nur ihre unverminderte kreative Energie, sondern spiegeln in ihrer Zerrissenheit zwischen Ost und West gleichzeitig die Debatten der Nachkriegsmalerei der Moderne. Die Ausstellung führt eine umfangreiche Auswahl an Werken zusammen, die zwischen den 1950erund frühen 1970er-Jahren entstanden sind – in jenem Zeitraum also, in dem das klassische künstlerische Vokabular neu bewertet wurde. Im Spannungsfeld zwischen moderner Abstraktion und japanischer Tradition steht die Zeit im Zentrum, als Teruko Yokoi ihre künstlerische Sprache herausfordert und Neues ausprobiert. Die Ausstellung folgt aber keiner rein chronologischen Linie, sondern dem wechselhaften Reiseweg der Künstlerin zwischen Tokyo, San Francisco, New York, Paris und Bern und damit all jenen Orten, die ihre Spuren in ihrem Werk hinterlassen haben. Der Blick richtet sich auf ihre energiegeladene und revolutionäre Kunst, die im Umfeld derjenigen Künstler entstanden ist, die die entscheidenden Narrative der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts geprägt haben. (Kunstmuseum Bern/mc/kbo)

Kunstmuseum Bern

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