Liechtensteiner Finanzplatz für Atomschmuggel missbraucht

Die Justizbehörden in Deutschland und der Schweiz ermitteln seit rund eineinhalb Jahren gegen mehrere Beteiligte des libyschen Atomprogrammes, darunter auch eine Familie aus dem St. Galler Rheintal. Wie Recherchen des «Liechtensteiner Vaterlands» zeigen, hat auch die liechtensteinische Staatsanwaltschaft ein inländisches Strafverfahren gegen zwei schweizerische Staatsangehörige eingeleitet. Ihnen wird neben der Geldwäscherei der Verstoss gegen Strafbestimmungen des Atomgesetzes, des Güterkontrollgesetzes und des Kriegsmaterialgesetzes zur Last gelegt.

2,8 Millionen Franken auf Liechtensteiner Bankkonten gesperrt
Einer der Verdächtigen sei während knapp zweier Jahre bei einer Liechtensteiner Treuhandfirma beschäftigt gewessen, sagte der leitende Staatsanwalt Robert Wallner auf Anfrage. Das liechtensteinische Strafverfahren wurde im Rahmen dreier Rechtshilfeersuchen aus Deutschland und der Schweiz eröffnet. Insgesamt 2,8 Millionen Franken wurden auf Liechtensteiner Bankkonten gesperrt ? eine halbe Million Franken für das Schweizer und rund 2,3 Millionen für das deutsche Verfahren. Die Rechtshilfeersuchen seien mittlerweile zum Grossteil erledigt und das inländische Strafverfahren nach Abschluss der Voruntersuchung an die Schweiz abgetreten worden, sagte Wallner weiter.

Beschaffung von Material für das libysche Atomwaffenprogramm
Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt nun gegen den Vater und zwei Söhne der Rheintaler Familie wegen Verstössen gegen das Güterkontroll- und Kriegsmaterialgesetz sowie wegen Geldwäscherei. Der Vater der Rheintaler Familie war Ende Januar nach fünfmonatiger Untersuchungshaft wieder auf freien Fuss gesetzt worden. Seine beiden Söhne befinden sich noch in Haft. Dem Vater und seinen Söhnen wird vorgeworfen, in die Beschaffung von Material für das libysche Atomwaffenprogramm involviert gewesen zu sein. Sie sollen für die Lieferung von Komponenten für so genannte Gasultrazentrifugen zuständig gewesen sein, mit denen waffenfähiges Uran angereichert werden kann. Es bestünden Hinweise, dass die Familie aus dem Libyenprogramm Einkünfte in Millionenhöhe erzielt hat. Die Verdächtigten werden dem Netzwerk des pakistanischen Vaters der Atombombe, Abdul Quadeer Khan, zugerechnet. Der St. Galler Ingenieur soll zu Kahn einen engen Kontakt gehabt haben, der auf seine Mitarbeit beim pakistanischen Urananreicherungsprogramm zurückgeht. Der Vater bestreitet nicht, zusammen mit seinen Söhnen in das Libyenprogramm involviert gewesen zu sein. Er will aber nicht gewusst haben, dass es um die Erstellung von illegalen Urananreicherungsanlagen und zudem für Libyen gegangen sei. Libyen hatte sein Atomwaffenprogramm 2004 unter internationalem Druck beendet.


(Liechtensteiner Vaterland/mc/hfu)

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