Lokalpatriotische Posse um Avaloq-Entscheid der Aargauischen KB
Im Kanton Aargau ist eine Diskussion über den Avaloq-Entscheid der Aargauischen Kantonalbank (AKB) entbrannt. Wie seit Ende Juni bekannt ist, will die AKB im Laufe des Jahres 2010 von der jetzigen Kernbankensoftware IBIS auf das Konkurrenzprodukt von Avaloq wechseln und dafür 60 Millionen Franken ausgeben. So weit, so gut. Doch die FDP Aargau wittert jetzt quasi «Kantonsverrat» und fragt sich, wieso nicht der Aargauer Avaloq-Konkurrent Finnova zum Zug gekommen sei. Sie hat deshalb eine entsprechende Interpellation eingereicht.
Kantonalbankgesetz und Teilprivatisierung
Wie die ‹Aargauer Zeitung› berichtet, hatte auch der Lenzburger Softwarehersteller Finnova um den Auftrag bei der AKB gekämpft. Finnova hatte gar ein günstigeres Angebot auf dem Markt, schreibt das Blatt. AKB-Direktionspräsident Rudolf Dellenbach wollte die Wahl des Zürcher Anbieters Avaloq nicht als Misstrauensvotum gegen den einheimischen Anbieter verstanden wissen, sondern als strategischen Entscheid, nachdem sich verschiedene andere Kantonalbanken ebenfalls für Avaloq ausgesprochen hatten. Gemeint sind damit vor allem die Basler, Luzerner, St. Galler und Thurgauer Kantonalbanken.
Korrektheit des Vergabeentscheids in Frage gestellt
Der Aargauer FDP reicht das nicht als Erklärung. Sie stellt in der Interpellation nicht nur die Klugheit, sondern auch die Korrektheit des Vergabeentscheids in Frage. Und zwar mit Blick auf das geltende Kantonalbankgesetz, das die AKB mit der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung des Kantons identifiziert. Doch auch die angestrebte Teilprivatisierung der Staatsbank spielt dabei eine Rolle. Wörtlich fragt die FDP den Regierungsrat an, ob er nicht auch der Auffassung sei, «dass im Lichte derartiger Inkongruenzen zwischen Eigenanspruch und Geschäftsgebaren die bisherige Position von Bankrat und Geschäftsleitung in Sachen Teilprivatisierung unglaubwürdig geworden ist.»
Kostendifferenz nicht entscheidend
Dellenbach verteidigt sich in der ‹Aargauer Zeitung›: «Sowohl die Software von Avaloq als auch von Finnova wurden über mehrere Monate intensiv geprüft. Die Geschäftsleitungen beider Unternehmen waren sich über Monate im Klaren, dass sie gegenseitig im Konkurrenzkampf waren.» Zudem seien praktisch alle Kantonalbanken der Nachbarn auf Avaloq eingespurt. «Zumindest die langfristige Option einer sehr engen Zusammenarbeit bzw. Kooperation in der Nordwestschweiz wird damit nicht durch unterschiedliche IT-Plattformen behindert», so Dellenbach. «Die heterogenere Community von Finnova, die vor allem aus kleineren Kantonal- und Regionalbanken besteht, beurteilten wir in unseren langfristigen Perspektiven negativer.»
Laut Dellenbach ist Avaloq darüber hinaus insbesondere im Anlage- und Handelsgeschäft stark. Just in diesen beiden Geschäftssparten wolle die AKB langfristig und nachhaltig ausbauen. Was die Kosten betrifft, sagt er: «Die Differenz der jährlichen Kosten – inklusive einmalige Migrationsaufwendungen – zwischen den Plattformen von Avaloq und Finnova ist nicht signifikant und gegenüber den vorerwähnten strategischen Vorteilen zu vernachlässigen.» (Inside-IT/mc)