Lufthansa macht Weg für Übernahme von Condor durch Air Berlin frei

Ein Vorkaufsrecht der Lufthansa, das die Übernahme hätte verhindern können, werde aus «strategischen und wirtschaftlichen Gründen» nicht ausgeübt. Dies teilte eine Sprecherin am Freitag mit. Damit dürfte spätestens 2010 die Condor mit ihren rund 2300 Mitarbeitern und zuletzt rund acht Millionen Passagieren im Jahr komplett zu Air Berlin gehören. Air Berlin kann damit zum Konkurrenten Lufthansa weiter aufschliessen. Das Bundeskartellamt muss die Übernahmen aber noch genehmigen.


Lufthansa steigt aus dem Geschäft mit Reiseveranstaltern aus
Hintergrund der Transaktion ist der Ausstieg der Lufthansa aus dem Geschäft mit Reiseveranstaltern. Dazu hatte die Lufthansa ihren 50- Prozent-Anteil am Reisekonzern Thomas Cook (Neckermann Reisen) an KarstadtQuelle, der heutigen Arcandor verkauft. Condor ist Teil des Thomas-Cook-Konzerns, rund 25 Prozent der Condor verblieben zunächst allerdings bei der Lufthansa.


Vorkaufsrecht wird nicht ausgeübt
Vergangene Woche hatte Thomas Cook angekündigt, Condor an Air Berlin abzugeben. Lufthansa hatte aber für den Fall eines raschen Weiterverkaufs von Condor ein Vorkaufsrecht vereinbart, was nun aber nicht ausgeübt wurde. Für den noch verbliebenen 25-Prozent-Anteil der Lufthansa hat Thomas Cook nun das Recht, diesen im Jahr 2010 für 77 Millionen Euro zu übernehmen. Danach könnte Condor komplett an Air Berlin gehen. Thomas Cook erhält im Gegenzug knapp 30 Prozent der Air-Berlin-Aktien.


Expansionskurs von Air Berlin
Mit der Übernahme der Condor setzt Air Berlin unter ihrem Chef Joachim Hunold ihren rasanten Expansionskurs fort. Zuvor hatte die Gesellschaft schon die Fluggesellschaften LTU und dba übernommen. In Deutschland gibt es damit nur noch zwei grosse Luftfahrt-Gruppen: Auf der einen Seite Air Berlin, auf der anderen Seite Lufthansa mit ihren Töchtern wie Swiss oder Germanwings. Unabhängig von diesen beiden Gruppen gibt es noch die deutschen Flugtöchter des Tourismuskonzerns TUI.


Lufthansa behält 25-Prozent-Anteil vorläufig
Ob die Lufthansa ihren 25-Prozent-Anteil an der Condor vorzeitig abgibt, wurde zunächst nicht entschieden. Den Verträgen nach hat Thomas Cook erst 2009 das Recht, die Herausgabe des Anteils zu verlangen. Vollzogen würde dies dann 2010. Theoretisch könnten sich beide Seiten allerdings auch auf eine frühere Abgabe einigen. Dies dürfte vor allem Air Berlin bei der Integration helfen.


Strategie von Arcandor-Chef Thomas Middelhoff
Mit der Trennung von Condor setzt Thomas Cook die Strategie von Arcandor-Chef Thomas Middelhoff um, der die Bilanz seines Konzern nicht mit dem kapitalintensiven Condor-Fluggeschäft belasten will. Arcandor ist Eigentümer der Mehrheit von Thomas Cook, die seit der Fusion mit dem britischen Veranstalter MyTravel inzwischen in London an der Börse notiert ist. (awp/mc/ab)

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