Manpower-Schweiz-Chef Bélaz: Fachleute werden europaweit knapp

«Wir erleben bereits, dass Leute, die wir letztes Jahr noch im Ausland rekrutiert haben, nicht mehr in die Schweiz kommen», sagte Bélaz in einem Interview mit der «Mittelland-Zeitung» vom Samstag. «Wir spüren eine Verschärfung des internationalen Wettbewerbs um qualifizierte Arbeitskräfte.»


Konkurrenz aus den nordischen Ländern
Konkurrenz für die Schweizer Unternehmen kommt namentlich aus den nordischen Ländern: «Diese sind für Arbeitnehmer offensichtlich oft ebenso attraktiv wie die Schweiz, wenn die tieferen Lebenshaltungskosten und die Wohnmöglichkeiten mitberücksichtigt werden», erklärte Bélaz.


Beschäftigungssituation wird laufend verbessert
Hinzu kommt, dass sich die Beschäftigungssituation in jenen Ländern laufend verbessert, in denen die Schweiz bisher erfolgreich Fachpersonal rekturieren konnte. So habe Deutschland bei den Ingenieuren inzwischen ähnliche Knappheitsprobleme wie die Schweiz, sagte Bélaz.


Potenzial in der Schweiz besser nutzen
Weil das Potenzial im Ausland beschränkt sei, empfiehlt Bélaz, das Potenzial in der Schweiz besser zu nutzen. So müsse verstärkt auf die Arbeitskraft der älteren Menschen zurückgegriffen werden. Nötig sei «ein Kulturwechsel von der Frühpensionierung zu einer flexibleren Weiterbeschäftigung von Senioren».


Weiterbeschäftigung von älteren Mitarbeitern
Arbeitgeber müssten sich mit der Frage der Weiterbeschäftigung von älteren Mitarbeitern befassen und entsprechende Programme vorbereiten. Dies sei auch mit Blick auf die anhaltende Alterung der Gesellschaft nötig, die zu einer weiteren Verknappung auf dem Arbeitsmarkt führen werde.


Schwach oder falsch qualifiziert
Dass in der Schweiz noch immer rund hunderttausend Menschen ohne Arbeit sind, führte Bélaz darauf zurück, dass viele schwach oder falsch qualifiziert seien. Nötig seien Umschulungsprojekte, wie sie etwa für die Uhrenindustrie gemacht würden.


Temporärarbeit verteidigt
Bélaz verteidigte im Weiteren die Temporärarbeit, die von den Gewerkschaften zu Unrecht kritisiert werde: Dank Temporärstellen hätten in den letzten Jahren viele Menschen den Weg zurück in die Festanstellung gefunden. Viele Lehrabgänger hätten über Zeitarbeit erste Berufserfahrungen sammeln können.


Temporärfirmen ohne Lohndumping
Auch ältere Menschen hätten die Chance erhalten, sich in einer Firma zu bewähren. «Die meisten Temporärfirmen arbeiten seriös, ohne Lohndumping», sagte Bélaz. Vor kurzem hatte der Schweizerische Gewerkschaftsbund Missbräuche bei der Temporärarbeit angeprangert. (awp/mc/ab)

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