Martin Lehmann, CEO mobilzone Gruppe

Von Radovan Milanovic


Moneycab: Sie haben 1999 das Unternehmen mobilezone mit Ihrem Partner, Herr Ruedi Bär, gegründet. Anlässlich der Präsentation des Geschäftsergebnisses hat Ihnen Ihr Partner die Leitung des Unternehmens abgegeben. Handelte es sich nur um einen Generationenwechsel? Was wird die zukünftige Aufgabe von Herrn Bär sein?


Martin Lehmann: Die Übergabe der Unternehmensleitung ist per 1. Juli 2007 erfolgt, nachdem die Ankündigung bereits im Januar 2007 erfolgt ist. Die Ablösung ist im Sinne einer geplanten Nachfolgeregelung. Herr Bär hat weiterhin im Verwaltungsrat der mobilezone Einsitz.



«Mobilezone ist absolut schuldenfrei und verfügt weder über Bankdarlehen noch über ausstehende Wandelanleihen. Seit Jahren verfügt mobilezone sowohl über bedingtes als auch genehmigtes Kapital.» Martin Lehmann, CEO mobilzone Gruppe


Mobilezone hat für 2007 mit einem Konzerngewinn von 18.9 Mio. CHF (16.9) das beste Resultat in seiner Geschichte erzielt. Es fällt jedoch auf, dass die Abschreibungen auf immaterielle Werte überproportional von 2.624 Millionen CHF auf 6.648 Millionen CHF zugenommen haben. Ohne diese Abschreibungen wäre der Konzerngewinn weitaus höher ausgefallen. Können Sie diesen Posten kommentieren?


Im Geschäftssegment Service Providing hat mobilezone im Berichtsjahr 2007 ca. CHF 9 Mio. in den Aufbau einer breiteren Kundenbasis investiert. Diese Kosten werden als immaterielle Anlagen bilanziert und über 2 bzw. 3 Jahre abgeschrieben.


Es fällt auf, dass Sie mit Ausnahme des kurzfristigen Fremdkapitals, welches nur 3 Prozent der Bilanzsumme von 63.7 Mio. CHF ausmacht, kein Fremdkapital beanspruchen. Anderseits hat mobilezone ein bedingtes Kapital eingetragen, welches die Emission einer Wandelanleihe vorsehen kann. Dies lässt den Schluss zu, dass Sie Akquisitionen ins Auge fassen. Sehen Sie Ihre Chancen im Kerngeschäft oder in der Diversifikation?


Mobilezone ist absolut schuldenfrei und verfügt weder über Bankdarlehen noch über ausstehende Wandelanleihen. Seit Jahren verfügt mobilezone sowohl über bedingtes als auch genehmigtes Kapital. Die Chancen am Markt sehen wir einerseits im Kerngeschäft, der Ladenkette mit 130 Verkaufsstellen in der ganzen Schweiz; mobilezone ist der einzige spezialisierte, unabhängige Anbieter von Mobilfunkdienstleistungen in der Schweiz. Die von Ihnen angesprochene Diversifikation ist andererseits ein Wachstumsbereich, den wir insbesondere in den Bereichen B2B und Serviceproviding verfolgen.


Die Holding umfasst nicht nur den erfolgreichen mobilezone Handel, sondern auch mobilezone B2B, sowie mobilezone Service Providing. Mobile und mobilezone Service Providing Festnetz sind in 2007 stark gewachsen, jedoch in der Öffentlichkeit fast unbekannt. Wieso ist dies der Fall?


Mobilezone ist seit bald 10 Jahren am Schweizer Markt ein Begriff für die unabhängige Beratung im Bereicht der Mobilfunkprodukte. Die Diversifikation in die von Ihnen beschrieben Geschäftsbereiche haben wir in den letzten 2 Jahren gestartet. Es ist eine unserer Aufgaben im laufenden Geschäftsjahr diese Angebote dem Markt noch besser bekannt zu machen.


Die EBIT Marge ging zum zweiten Mal in Folge zurück und liegt bei 7.2 Prozent, nach 7.4 Prozent (2006) und 7.7 Prozent in 2005. Sehen Sie diese Marge weiter fallen? Hat Ihre Konkurrenz das selbe Problem?


Wir sehen für das Jahr 2008 eine Verbesserung der EBIT Marge. Im Jahr 2007 war die EBIT Marge ausserordentlich belastet durch sehr hohe Umsatzvolumen mit äusserst kleinen Margen im Bereich Grosshandel. Diese Umsätze werden im Jahr 2008 wesentlich tiefer ausfallen.



«Die Penetration der SIM Karten in der Schweiz liegt bereits bei über einer Karte pro Einwohner.»


Im vergangenen Jahr haben Sie 440’000 Mobilfunkverträge (+10 Prozent) abgeschlossen und 650’000 (+14 Prozent) Mobiltelefone verkauft. Ihr Filialnetz wurde in 2007 von 115 auf 127 Filialen erhöht und im laufenden Jahr werden Sie weitere Geschäfte eröffnen. Gehen Sie noch nicht von einer Sättigung des Marktes aus oder ist mobilezone ein Gewinner im Verdrängungswettkampf um Marktanteile?


Die Penetration der SIM Karten in der Schweiz liegt bereits bei über einer Karte pro Einwohner. Die Entwicklung der Marktanteile in den letzten Monaten zeigt auf, dass mobilezone tatsächlich zu den Gewinnern am Markt gehört.


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Was ist die Erfolgsstrategie von mobilezone? Wie sind Ihre Zielsetzungen?


Mobilezone ist heute der einzige spezialisierte und unabhängige Telekomverkäufer in der Schweiz. Der Aufbau der mobilezone Ladenkette in den letzten Jahren auf mittlerweile 130 Standorte ist die Basis für die Erfolgsgeschichte. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit allen Netzanbietern in der Schweiz sowie den Handy-Herstellern sind weitere Erfolgsfaktoren. Daneben ist sicher zu erwähnen, dass wir uns glücklich schätzen können, über äusserst motivierte Mitarbeiter zu verfügen. Profitables Wachstum in allen Geschäftsbereichen sind die finanziellen Ziele für das laufende Geschäftsjahr.


Sollte die Weko die Übernahme durch die Swisscom erlauben, wird die Swisscom einige Niederlassungen von The Phone House schliessen. Mobilezone expandiert, während Swisscom nach der Übernahme schrumpfen will. Was dürfte der Grund für diese Politik sein? Was für Konsequenzen hat eine mögliche Übernahme Ihres Konkurrenten The Phone House für mobilezone?


Der Rückzug von The Phone House vom Schweizer Markt ist ein Kompliment für die Arbeit von mobilezone über die letzten 9 Jahre. Damit ist mobilezone in der Schweiz der einzige spezialisierte, unabhängige Anbieter von Telekom-Dienstleistungen und -Produkten.


Was für neue Trends sehen Sie auf dem Markt für Mobilfunkgeräte?


Die Innovationskraft der Handy-Hersteller und der Netzanbieter wird auch in den kommenden Jahren dazu führen, dass ständig neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt kommen werden. Neue Anbieter wie Apple beschleunigen die Innovation und vergrössern den Markt. Neben Musik, Kamera und Video ist Navigation und push e-mails bereits ein commodity. Swisscom führt zur Zeit bereits in einigen Ballungszentren TV auf dem Handy in den Markt ein.


Nur rund 29.5 Prozent (Vorjahr 35.4 Prozent) der ausgegebenen Inhaberaktien sind in festen Händen und 6.4 % besitzen die Verwaltungsräte und die Geschäftsleitung. – Ein zukunftweisendes, profitables Unternehmen ohne Schulden, bei dem die Mehrzahl der Inhaberaktien nicht in festen Händen ist. Sehen Sie keine Gefahren einer feindlichen Übernahme?


Mobilezone ist ein «echtes» börsenkotiertes Unternehmen mit einem sehr hohen free float. Unsere Aufgabe ist es weiterhin in der Führung und Weiterentwicklung des Unternehmens gute Arbeit zu leisten, die sich auch im Aktienkurs widerspiegeln wird.



«Neben Musik, Kamera und Video ist Navigation und push e-mails bereits ein commodity. Swisscom führt zur Zeit bereits in einigen Ballungszentren TV auf dem Handy in den Markt ein.»


Ihre Aktie verlor während der Börsenbaisse trotz sehr gutem Geschäfts- und Gewinnausblick innert vier Wochen rund 30 Prozent ihres Wertes von 7.75 CHF auf 5.45 CHF. Was ist geschehen?


Die Finanzmarktkrise hat neben den Banken auch vielen Investoren zugesetzt. Wir gehen davon aus, dass der Kurssturz von mobilezone im Februar ausgelöst wurde, durch einen «Notverkauf» eines Aktionärs. Die Aktie hat mittlerweile den ganzen Verlust wieder mehr als wettgemacht. In der Zwischenzeit haben wir im April sogar noch zusätzlich eine Dividende von Fr. 0.33 ausgeschüttet.


Inzwischen hat sich die Aktie wieder erholt, notiert über dem Wert vor dem Einbruch und weist eine stolze Rendite von rund 4.2 Prozent mit guten erwarteten Gewinnprognosen auf. Zudem ist Ihre Gesellschaft aufgrund des fehlenden Fremdkapitals keinen künftigen Zinsschwankungen ausgesetzt? Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dass die Anleger Ihre Aktie nicht «entdecken»?


Die Handels-Volumen in der mobilezone Aktie sind für die Firmengrösse überdurchschnittlich hoch. Wir sind laufend daran unsere Firma neuen potentiellen Aktionären vorzustellen und glauben, dass die Bekanntheit für unseren Titel weiter steigen wird.


Herr Lehmann, wir danken Ihnen vielmals für dieses Interview und wünschen Ihnen und mobilezone weiterhin viel Erfolg.





Der Gesprächspartner:
Martin Lehmann durchlief nach seiner kaufmännischen Lehre verschiedene Funktionen im Rechnungswesen und Verkauf, wurde 1993 Verkaufsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung der autronic ag in Dübendorf. 1998 bis 1999 amtete er als Geschäftsführer von mobile solutions ag bis zur Übernahme durch mobilezone ag. Ab 1999 bis 2007 war er Mitbegründer, Verkaufsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung der mobilezone Gruppe. Seit 2007 leitet Herr M. Lehmann als CEO die mobilezone Gruppe.


Das Unternehmen:
Die mobilezone Gruppe («mobilezone») ist im Bereich Mobil- und Festnetztelefonie tätig. Kernbereich ist das Segment «Handel» mit der im Mai 1999 gegründeten mobilezone ag und ihren 130 Verkaufsstellen in sämtlichen grösseren Schweizer Ortschaften und der mobilezone business ag, welche als neutraler Anbieter, speziell für KMUs im Bereich B2B den Markt bearbeitet. Das Geschäftsmodell basiert auf Vereinbarungen mit den in der Schweiz aktiven Providern, die mobilezone für die Vermittlung von Neukunden entschädigen. Diese Provisionseinnahmen erlauben es mobilezone, die Mobiletelefone zu tiefen Preisen oder gratis an die Kunden abzugeben. Das Segment Service-Providing besteht aus den Firmen mobilezone com ag, mobilezone net ag und mobilezone crm ag. Diese bieten ihren Kunden als Service Provider ohne eigene Netze Dienstleistungen und Produkte im Bereich Festnetz- und Mobiltelefonie an. Die Angebote basieren auf den Netzkapazitäten der Firmen Colt Telecom AG (Festnetz) und Orange Communications SA (Mobilfunk). Muttergesellschaft der mobilezone Gruppe ist die mobilezone holding ag, Riedthofstrasse 124, 8105 Regensdorf /Schweiz. Sie ist an der SWX Swiss Exchange: Ticker MOB / Valor 1’258’340 kotiert.

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