von Christa Spörle
Herr Ajani, wie zufrieden sind Sie mit dem Geschäftsjahr 2009 vom Cosmo ? (Die Cosmo Pharmaceuticals SpA weist für das Geschäftsjahr 2009 einen konsolidierten Umsatz von 26,7 (VJ 34,2) Mio und einen Gewinn vor Steuern auf 5,3 (11,6) Mio EUR. aus)
Im Grossen und Ganzen bin ich mit dem Geschäftsjahr 2009 zufrieden. Lialda verkauft sich am Markt hervorragend, unsere klinischen Entwicklungsprogramme machen Fortschritte und wir verdienen gutes Geld. Natürlich gibt es Dinge, die hätten besser laufen können. Shire hat Lager abgebaut und wir haben weniger Tabletten verkauft. Es gab leichte Verzögerungen in unseren klinischen Programmen. Die Lizenzeinnahmen nahmen zwar um 69.8% auf 6.0 Mio EUR zu, aber die Herstellung von MMX®-Produkten nahm leicht um 5.0% auf 6.8 Mio ab. Die Umsätze der klassischen Auftragsmanufaktur gingen um 15.2% auf 10.5 Mio EUR zurück; hauptsächlich weil wir eine marginal rentable Aktivität, die Neuinvestitionen erfordert hätte, aufgegeben haben. Dafür wurde der Grundstein für künftig erfolgversprechendere Produkte gelegt. Einmalige Lizenzeinnahmen und Meilensteinzahlungen gingen von 10.4 Millionen auf 2.1 Mio zurück, da keine neuen Lizenzverträge unterzeichnet wurden und es keine Meilensteinereignisse gab.
Wie sieht Ihre Guidance für 2010 aus?
Wir erwarten einen Umsatz in der Grössenordnung von 29,5 Mio EUR, was einem Anstieg um 10% entsprechen würde und der Gewinn dürfte mindestens das Vorjahresniveau erreichen. Dazu verfügen wir über eine positive Cash-Position, was für ein aufstrebendes Pharmaunternehmen ungewöhnlich ist.
Ihr Finanzchef hat einmal gesagt, jeder Franken Umsatz entspricht etwa 30 Rappen Gewinn, das erscheint mir ungewöhnlich.
Diese Aussage trifft zu, wenn wir unsere beiden nächsten Produkte Budesonide (orales Corticosteroid bei entzündlichen Darmerkrankungen) und Rifamycin ( Antibiotikum gegen entzündliche Darmerkrankungen) auf den Markt gebracht haben. Das dürfte aber erst 2012 oder 2013 der Fall sein.
Wie wird sich Ihre Liquiditätslage weiter entwickeln? Wann können die Aktionäre mit einer Dividende oder einem Aktienrückkauf rechnen?
Wir haben mit der Akquisition der BioXell zusätzliche Liquidität sichergestellt, um unsere strategische Flexibilität zu erhöhen. Wenn Budesonide und Rifamycin zugelassen sind, dann könnte ich mir eine Ausschüttung an die Aktionäre vorstellen, also etwa 2013 oder 2014.
Welche direkten Auswirkungen hat die kürzliche Übernahme von BioXell auf Cosmo?
Sie erhöht unseren Free-Float und erleichtert damit den Handel in unseren Aktien. Ausserdem erhöht sie die Liquidität unseres Unternehmens und damit unsere strategische Flexibilität.
«Wenn Budesonide und Rifamycin zugelassen sind, dann könnte ich mir eine Ausschüttung an die Aktionäre vorstellen, also etwa 2013 oder 2014.» Mauro Severino Ajani, CEO Cosmo Pharmaceuticals
Sind weitere Übernahme geplant?
Nein, auch BioXell war nicht geplant, sondern eine gute Gelegenheit.
Oder sind Sie manchmal selbst im Übernahmevisier? Unter welchen Bedingungen könnten Sie sich vorstellen, Ihre Aktienmehrheit an Cosmo aufzugeben?
Also ich könnte mir den Verkauf meiner Aktien nur unter zwei Bedingungen vorstellen. Erstens falls ich eine substanziellen Prämie auf den aktuellen Aktienkurs erhalten könnte. Dieser müsste aber auch den künftigen Wert unserer Pipeline einschliessen. Eher könnte ich mir vorstellen, einen Aktienanteil in eine Fusion einzubringen., aus dem allerdings eine neue Einheit entstehen müsste, die finanziell stärker und erfolgversprechender aussieht mit dem entsprechenden Kurspotenzial als ein Alleingang von Cosmo.
Wie deutlich setzt sich ihre Tablettenform MMX von der Konkurrenz ab?
Meines Wissens gibt es keine beständigere und genauere Applikation von Wirkstoffen in den Darm als durch MMX. Der grosse Erfolg von Lialda, dem ersten Produkt auf Basis von MMX , unterstreicht diese Aussage in meinen Augen klar.
$$PAGE$$
Wie entwickeln sich die klinischen Tests bei den beiden Antibiotika gegen Darmentzündungen?
Die klinischen Tests bei Dr Falk und Santarus haben bereits begonnen. Da allerdings Falk nur eine Testreihe und Santarus zwei Testreihen durchführt, werden die Santarus Ergebnisse später vorliegen.
«Derzeit arbeiten wir an drei völlig neuen Projekten, die bedeutsamer für Cosmo werden könnte, als alle bisherigen. Wenn alles gut läuft, kann ich Ihnen in halben Jahr mehr darüber berichten.»
Wie weit ist die Entwicklung möglicher Medikamente gegen Akne und Haarausfall gediehen?
Für das Akne-Medikament CB-03-01 vervollständigen wir die noch ausstehenden präklinischen Tests und die klinische Arbeit an Hautirritationen. Für Alopezia, also den Haarausfall, starten wir demnächst mit Testreihen.
Welchem Produkt ordnen Sie das grösste Marktpotenzial zu?
Für Akne und Haarausfall gibt es sicher die grössten Märkte. Insgesamt erwarten wir, dass die Hautprodukte einmal den gleichen Stellenwert für Cosmo in Bezug auf Umsatz und Ertrag einnehmen werden wie die Produkte gegen entzündliche Darmkrankheiten.
Was sind Ihre wichtigsten Ziele für Cosmo in den kommenden Jahren? Planen Sie in neue Therapiegebiete vorzustossen?
Wir denken nicht in Therapiegebieten. Wir orten vielmehr Geschäftsmöglichkeiten. Dazu stehen wir in Kontakt mit Ärzten und Patienten, um unsere spezifischen Kompetenzen dort einzusetzen, wo sie die grössten Heilungschancen versprechen. Mit diesem Vorgehen können wir uns grosse Chancen erarbeiten, ohne die in der Biotech-Branche üblichen Risiken eingehen zu müssen. Derzeit arbeiten wir an drei völlig neuen Projekten, die bedeutsamer für Cosmo werden könnte, als alle bisherigen. Wenn alles gut läuft, kann ich Ihnen in halben Jahr mehr darüber berichten.
Herr Ajani, vielen Dank für das Interview.
Zur Person
Mauro Severino Ajani, Jahrgang 1955, ist der Gründer und Hauptaktionär der Cosmo und war zwischen 1998 und 2001 alleiniger Leiter des Unternehmens. Zwischen 1994 und 1996 war er als General Manager der russischen Gesellschaft Italcenter tätig, einem italienisch-russischen Joint-Venture zum Vertrieb von Pharma-Produkten. Von 1991 bis 1993 beriet er das auf den Import/Export und Vertrieb pharmazeutischer Produkte spezialisierte italienisch-spanische Joint-Venture Pharmhispania. Zuvor war er während 10 Jahren für Pharmajani S.r.l. als Marketing Manager und zwischen 1980 und 1983 als Nielsen’s Regionalmanager für die over-the-counter Produkte der Serono OTC tätig. Seine berufliche Karriere startete im Verkaufsbereich der Lepetit und Gazzoni im OTC-Sektor.
Zum Unternehmen
Cosmo ist ein italienisches Spezialitätenpharmaunternehmen, das an der SIX Swiss Exchange kotiert ist. Die proprietäre klinische Entwicklungspipeline von Cosmo fokussiert auf der innovativen Behandlungen von entzündlichen Darmerkrankungen (IBD), wie zum Beispiel Colitis Ulcerosa und die Morbus-Crohn- Krankheit sowie Dickdarminfektionen. Das erste im Markt eingeführte Produkt von Cosmo ist Lialda®/Mezavant®/Mesavancol®, ein Medikament zur Behandlung von leichter bis mittelschwerer Colitis Ulcerosa, das weltweit an Giuliani und Shire plc. lizenziert wurde. Die patentierte MMX®-Technologie ist für die Produktpipeline des Unternehmens zentral. Die Technologie erlaubt die gezielte Darreichung von aktiven Substanzen im Darm mit verzögerter Wirkung. Das Unternehmen erzielte 2009 mit 134 Personen (Vollzeit) einen Umsatz von 26,7 Mio EUR.
