Migrosmuseum: While Bodies Get Mirrored ? An Exhibition about Movement, Formalism and Space

Ein Fokus der Ausstellung ist der Einfluss des (post)modernen Tanzes und dessen Choreografie in der zeitgenössischen Kunst. Weitere zentrale Fragestellungen bilden die Re-Präsentation des Performativen und die Notation von Bewegung und tänzerischen Handlungsvorgängen mit verschiedensten Medien ? von der klassischen fotografischen und filmischen über die skulpturale und installative Weise.
Der frühe postmoderne Tanz mit seiner Behauptung «jede Bewegung der Teil eines Tanzes und jeder Mensch ein Tänzer» kann einerseits als historisches Brückenmoment zum Modernismus, andererseits aber auch als Moment gelesen werden, das die in der Ausstellung gezeigten Positionen verkettet. Im postmodernen Tanz hat sich das Erbe der formalistischen Bewegungsausdrücke gesetzt und weiterentwickelt und rückwirkend die zeitgenössische bildende Kunst geprägt. Gerade in den letzten Jahren konnte bei jüngeren Künstlern ein verstärktes Interesse an der Wiederaufnahme und – entdeckung dieser Avantgarde-Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts ausgemacht werden ? sowohl aus formalästhetischer als auch sozialer Sicht. Formalästhetisch werden dabei Momente des Spiegelns, Reflektierens, Funkelns und der Zergliederung komplexer Formen in ihre einfachen geometrischen Bestandteile aufgenommen und zu wichtigen Ausdrucksmitteln einer formalen Sprache.



Positionen


Die dreizehn in der Ausstellung gezeigten internationalen Positionen bezeichnen den unterschiedlichen Einsatz und die verschiedenen inhaltlichen Funktionen einer solchen Sprache: Delia Gonzalez (*1972, USA), Hanna Schwarz (*1975, D) und Kelly Nipper (*1971, USA) nehmen dabei direkt Tanzbewegungen zitathaft in ihre Videoarbeiten auf und erweitern diese oftmals in einen räumlichen Kontext. So schafft Gonzalez als räumliche Inszenierung eine Bühnensituation, in der sie ihren Film (Not yet titled, 2010) präsentieren wird. Ebenfalls wird das politische Potenzial von Bewegung untersucht ? so etwa bei Anetta Mona Chisa (*1975, Rumänien) & Lucia Tkácová (*1977, Slowakei), die in ihrer Videoarbeit Manifesto of Futurist Woman (Let’s Conclude) (2008) uniformierte Majoretten vor der Videokamera marschieren und per Flaggenalphabet das «Manifest der futuristischen Frau» verbreiten lassen. Auch Anna Molska (*1983, Polen), Mai-Thu Perret (*1976, CH) oder Paulina Olowska (*1976, Polen) untersuchen einen solchen politischen Ansatz. Sie versuchen, eine Art «soziale Choreografie» (Andrew Hewitt) zu ergründen, wenn sie sich in ihren Arbeiten mit Tanz und Bewegung auseinandersetzen. William Forsythe (*1949, USA), Martin Soto Climent (*1977, Mexiko) und Julian Goethe (*1966, D) erweitern ihre Arbeiten in den skulpturalen Bereich hinein und untersuchen die Verfestigung von Bewegung. So bezeichnet Forsythe seine Raumskulptur The Defenders Part II (2008), eine Anordnung von über siebzig ineinander verkeilten Spiegeln auf rotem Teppich, als «performatives Objekt». Als historisches Beispiel gilt die Arbeit A Study in Choreography for Camera (1945) von Maya Deren (1917?1961), die sich in ihrem Schaffen sehr früh für die Synthese von Film und Tanz interessiert hat. Auch die experimentelle Filmemacherin Babette Mangolte (F/USA), die während der 1970er und 1980er Jahre unzählige Performances u. a. von Trisha Brown, Yvonne Rainer und Richard Foreman dokumentierte, beschäftigt sich ausführlich in ihrem Schaffen mit der Frage nach der Repräsentation des Performativen. Silke Otto-Knapp (*1970, D) nimmt oftmals fotografisches Dokumentationsmaterial von Ballettinszenierungen als Ausgangsmaterial für ihre Malerei. Dabei fokussieren ihre monochromen Bilder das Moment der Bewegung der Figur und verdichten diese.



Anetta Mona Chisa & Lucia Tkácová ? Martin Soto Climent ? Maya Deren ? William Forsythe ? Julian Goethe ? Delia Gonzalez ? Babette Mangolte ? Anna Molska ? Kelly Nipper ? Paulina Olowska ? Silke Otto-Knapp ? Mai-Thu Perret ? Hanna Schwarz (mm/mc/th)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert