»Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.« Fussballstrategien für Manager

von Tanja Hess

Was teilen Jürgen Klinsmann und Siemens-Vorstandschef Peter Löscher? Sie führen ein Team. Mit wachem Geist und witziger Sprache zeigt der Autor, Reinhard K. Sprenger wie bildhafte Prägungen der Sprache, den Einzug in das Wirtschaftsleben gehalten haben. Dabei nimmt der die Welt des Fussball zum Anlass seiner Betrachtungen.


So ist man «gut aufgestellt» und versteht es diese Redewendung als Passepartout für gute Produkte und eine schlagkräftige Mannschaft. Die effiziente Organisation des Teams ist in jeder «Liga» mindestens eben so wichtig wie der Zukunftsoptimismus. Was hier gilt, das gilt auch da.


Sprache als Wundermittel
Wir lesen eine eindrückliche Beobachtung der Sprache, die im Fussball ihren Ursprung nahm. In der Sitzung der Geschäftsleitung spricht man über «Mauertaktiken» und nimmt die «Rote Karte» in Kauf während man sich vor dem «Abstiegskampf» hütet. Nie gibt man zu, ein «Eigentor» geschossen zu haben – oder man «haltet einfach den Ball flach».


Doch was ist speziell an dieser Sprachbeobachtung?
Sie ist vielleicht auch die einzige Sprache, in der sich Menschen unterschiedlicher sozialer Zugehörigkeit ungezwungen verständigen können. Doch es bleibt nicht bei der oberflächlichen Metapher. Das Buch macht ein Vergleich der sich lohnt. Denn das Runde muss auch in der Wirtschaft ins Eckige. Das  spielerische Anschauungsmaterial eignet sich bestens fürs kluge Manager, die sich gerne an die Zeiten als sie kleine Jungs waren erinnern – denn dort lernten sie die Strategien zum Sieg auf natürliche Weise kennen.


Wirtschaftsführer sind da angekommen, wo Trainer und Fußballmanager schon lange sind: bei hohem, kurzfristigen Ergebnisdruck, bei dauernder Veränderung, stetigen Wachstumsansprüchen, globalem Wettbewerb, ständiger Verbesserung, ja Neu-Erfindung.


Und was ist so spannend wie Fussball? Etwa Wirtschaft!
Der Satz funktioniert in beiden Richtungen, das eine ist so spannend wie das andere und es trägt zu einer neuen Sichtweise des Ganzen bei.
«Wenn wir aber Fussball als ein Spiel sehen, dann kann er auch ein Bei-Spiel sein.» meint so Sprenger. Das Buch nimmt sich so den selbst gesetzten Auftrag, das moderne Management im Flutlicht des Stadions zu studieren. Das «Äusserste» in kürzester Zeit zu geben ist angesagt, so wie man sich den dauernden Veränderungen stellen muss. So ist es im Business – so ist es im Fussball. Was bleibt ist höchstens die Frage: Warum hat es so lange gedauert, bis einer die Ähnlichkeiten von Fussball und modernem Management vergleicht. Die Antwort könnte vielleicht so gegeben werden: Weil die Amerikaner keine Fussballanation sind.


»Alles, was man zum Leben braucht, kann man vom Fussball lernen.«
Albert Camus behauptete einst, das Wesen der Moral liesse sich über Fussball erschliessen. Dies gibt dem Autor ein Spielfeld, wo er sich über «Fouls» und «Flanke» als moralische Taktiken ebenso äussert, mal ironisch – mal kulturkritisch. Am meisten wünscht er sich aber kluges Handeln in der Wirtschaft. So basiert dann das Buch auf einer einjährigen Recherche in allen Bereichen der Medien zum Thema Fussball. Die Sammlung ist sehr reich ausgefallen, so dass eine Teilung in Wichtiges und sehr Wichtiges unternommen werden musste.


Das Buch hat einen grossen Vorteil, es kann auch kapitelweise gelesen werden. Das ist gut so, denn dein Kumpel hat soeben an der Tür geklingelt. «Los – Fussballschuhe anziehen – wir müssen zum Anpfiff!»







Reinhard K. Sprenger
Dr. Reinhard K. Sprenger, promovierter Philosoph, gilt als profiliertester Management-Berater und Führungsexperte Deutschlands. Zu seinen Kunden zählen nahezu alle großen DAX-Unternehmen; er lebt in Zürich und Santa Fe, New Mexico. Sprenger ist bekannt als kritischer Denker, der nachdrücklich dazu auffordert, neues Denken und Handeln zu wagen. Seit seiner Jugend ist er Fan von Rot-Weiss Essen.

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