Nestlé ernennt Paul Bulcke zum Konzernchef

Der 53-jährige Belgier löst am 10. April 2008 den Österreicher Peter Brabeck ab, der sich auf das Verwaltungsratspräsidium zurückzieht und den CEO-Posten abgibt. Der Verwaltungsrat habe sich einstimmig für Bulcke entschieden, teilte Nestlé am Donnerstag mit.

Enttäuschte Händler
Als Favorit für den Chefposten hatte in Medien und unter Analysten Finanzchef Paul Polman gegolten. Entsprechend enttäuscht reagierten die Händler, bei denen Polman einen guten Ruf geniesst. Analysten äusserten umgehend die Befürchtung, Polman könnte den Konzern verlassen. Der Niederländer ist erst seit zwei Jahren bei Nestlé, zuvor hatte er 26 Jahre beim amerikanischen Konkurrenten Procter & Gamble (P&G) gearbeitet.

Aktien gesunken
Kurz nach der Bekanntgabe des Personalentscheids sackten die Nestlé-Aktien denn auch 1,7% ins Minus. Wenige Minuten zuvor hatten die Valoren noch 0,6% über dem Vortagesschlusskurs gestanden. Um 17 Uhr betrug der Abschlag sogar 3,1%.

«Starke und pragmatische Führungspersönlichkeit»
Doch auch Bulckes Leistungsausweis lässt sich sehen. Er verantwortet gegenwärtig das Nord- und Südamerika-Geschäft von Nestlé. Unter seiner Leitung wurde die Region nicht nur Nestlés bedeutendster, sondern auch gewinnbringendster Absatzmarkt. Der Verwaltungsrat würdigt ihn als «starke und pragmatische Führungspersönlichkeit», die ideal geeignet sei, Nestlé in die Zukunft zu führen. Er habe sowohl in sich entwickelnden als auch in industrialisierten Märkten in Lateinamerika und Europa Grosses geleistet. Der Verwaltungsrat sei überzeugt, dass Bulcke die Umwandlung von Nestlé in das weltweit führende Unternehmen für Nutrition, Gesundheit und Wohlbefinden fortführen könne.


Zäsur in der Konzerngeschichte
Die Ernennung Bulckes stellt eine Zäsur in der Geschichte des Nahrungsmittelkonzerns dar. Mit dem Generationenwechsel an der Nestlé-Spitze wird ein im Jahr 2005 eingeleiteter Prozess abgeschlossen. Damals beschloss der Verwaltungsrat, sowohl den Posten des Präsidenten des Aufsichtsgremiums als auch des Konzernchefs (CEO) in der Person von Peter Brabeck zu vereinen – eine Machtballung, die immer wieder kritisiert wurde. An der Generalversammlung 2005 votierten nur 50,55% der Aktienstimmen gegen einen Antrag, der das Doppelmandat statutarisch ausschliessen wollte.
Nestlés Ziel war es, mit dem Doppelmandat den Umwandlungsprozess in Richtung Nutrition, Gesundheit und Wohlbefinden zu beschleunigen. Dies sei nun erreicht worden, heisst es in der Mitteilung. Nestlé sei heute das weltweit führende Nutritionsunternehmen. Daher sei der Zeitpunkt gekommen, die beiden Ämter – Verwaltungsratspräsidium und operative Leitung – wieder zu trennen.

Mitglied im Verwaltungsrat
Bulcke soll allerdings einfaches Mitglied im Verwaltungsrat werden. Diese Ernennung muss von den Aktionären bei der nächsten Generalversammlung genehmigt werden. Der 63-jährige Brabeck leitet Nestlé seit 1997, er ist seit 2005 auch Verwaltungsratspräsident. (awp/mc/ar)

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