Neuer Rückruf bei Toyota – Pannenserie geht weiter

Toyota teilte am Freitag mit, in den USA seien voraussichtlich 600.000 Fahrzeuge der ersten und zweiten Sienna-Generation betroffen, in Kanada 270.000. Es könne bei bestimmten Modellen zu Streusalz-bedingten Schäden an der Reserverad-Halterung kommen. In den vergangenen Monaten musste der weltgrösste Autobauer wegen klemmender Gaspedale, rutschender Fussmatten und kurzzeitig aussetzender Bremsen schon mehr als acht Millionen Fahrzeuge zurückrufen. Bei Autos, die in kälteren Gebieten mit starkem Streusalzeinsatz gefahren werden, könne die Halterung durchrosten und das Reserverad vom Wagen fallen. Fahrzeugbesitzer in entsprechenden Gegenden sollen aufgefordert werden, ihre Autos zur Inspektion in die örtlichen Werkstätten zu bringen.


Lexus GX 460 aus Verkauf genommen
Einen Tag vor dem neuen Rückruf hatte Toyota bekanntgegeben, die Geländewagen GX 460 seiner Luxusmarke Lexus aus dem Verkauf zu nehmen. Ein einflussreiches US-Magazin hatte zuvor gewarnt, der Wagen könne in Extremsituationen umkippen. Bei einem routinemässigen Fahrtest des «Consumer Reports» – einer Art Stiftung Warentest der USA – brach das Heck des Wagens aus. Erst im letzten Moment habe das elektronische Stabilitätsprogramm eingegriffen. Zu Unfällen ist es nach Angaben von Toyota bislang aber nicht gekommen, auch die US- Behörde für Verkehrssicherheit hat keinerlei Beschwerden vorliegen.


Toyota zahlt Rekordstrafe wegen Pannenserie
Toyota zahlt wegen seiner Pannenserie eine Rekordstrafe in den USA. Der japanische Autohersteller akzeptierte am Montag ein Bussgeld über knapp 16,4 Millionen Dollar. «Toyota hat Konsumenten in Gefahr gebracht, weil das Unternehmen es versäumt hat, Sicherheitsprobleme wie vom Gesetz verlangt mitzuteilen», begründete US-Verkehrsminister Ray LaHood am Montag das harte Durchgreifen. Niemals zuvor hatte die Regierung die maximal mögliche Strafe gegen einen Autohersteller verhängt.


Vorwurf: Problem monatelang verschwiegen
LaHood hatte Toyota vorgeworfen, das Problem der klemmenden Gaspedale vier Monate lang verschwiegen zu haben. Spätestens Ende September 2009 habe der Hersteller davon gewusst. Dies belegten Reparaturanweisungen, die Toyota an seine Vertriebspartner in Europa und Kanada versandt habe. Der Rückruf wegen der festhängenden Pedale startete in den USA im Januar. Toyota musste weltweit insgesamt 8,5 Millionen Wagen in die Werkstätten zurückbeordern, auch wegen rutschender Fussmatten und kurzzeitig aussetzender Bremsen.


Kein Schuldeingeständnis 
Als Schuldeingeständnis wollte Toyota die Einwilligung in die Strafzahlung nicht verstanden wissen. «Wir sehen ein, dass wir einen besseren Job hätten machen können», liess Toyota zwar wissen. Die Informationen innerhalb und ausserhalb des Unternehmens seien zu langsam geflossen. «Doch wir haben nicht versucht, einen Defekt zu verheimlichen.» Toyota weise die Vorwürfe deshalb zurück. Die Strafe habe das Unternehmen nur akzeptiert, um einem langwierigen Verfahren aus dem Weg zu gehen und sich ganz auf die Qualitätsoffensive konzentrieren zu können.


Erste Anhörung am 13. Mai
Ein Schuldeingeständnis würde die Position von Toyota in zivil- und strafrechtlichen Verfahren schwächen. Vor US-Gerichten sind mittlerweile mehr als 200 Klagen eingegangen von Unfallopfern oder deren Angehörigen, von Aktionären, Autobesitzern und Händlern. Die einen verlangen Wiedergutmachung für erlittenes Leid, die anderen Schadenersatz für den gefallen Wert ihrer Aktien, ihrer Autos oder für entgangene Geschäfte. Die Einzelklagen hatte ein Richter jüngst zu einer der gefürchteten Sammelklagen gebündelt. Am 13. Mai ist eine erste Anhörung angesetzt.


Toyota noch nicht aus dem Schneider
Verkehrsminister LaHood kündigte an, das Verhalten von Toyota weiterhin unter die Lupe nehmen zu wollen. Noch immer ist nicht letztgültig geklärt, was die tragische Unfallserie ausgelöst hat, bei der alleine in den USA als wichtigem Toyota-Absatzmarkt 52 Menschen um Leben gekommen sein sollen. Toyota beharrt darauf, dass mechanische Probleme vorliegen, einige Experten und viele Politiker gehen indes von einem Versagen der Elektronik aus. (awp/mc/ps/03) 

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