Nick Cox, CEO Contintental Europe bei Hays

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Cox, im letzten Jahr haben Sie den Umsatz von 2556 auf 3138 Millionen Euro (plus 22%) gesteigert. Der Ertrag (EBIT) stieg von 292 auf 321 Millionen Euro (plus 10%). Welche Steigerung erwarten Sie in diesem Jahr?


Nick Cox : Das Geschäftsjahr von Hays endet jeweils am 30 Juni. Die Jahreszahlen sind noch nicht veröffentlicht, aufgrund der Quartalsergebnisse aber weitgehend bekannt. Wir haben den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um ca.20 Prozent gesteigert und liegen damit etwas über den Erwartungen der Analysten. Prognosen für das neue Geschäftsjahr sind schwer zu stellen, da sie von der weltwirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Immerhin können wir festhalten, dass sich der Profit von Hays von 5 Millionen britische Pfund im Jahr 1992 auf 216 Millionen im letzten Jahr gesteigert hat. Im Bezug auf unser langfristiges Wachstum sind wir zuversichtlich, dass wir uns weiter auf diesem Niveau entwickeln werden: Wir sehen für unser Geschäft hohe Perspektiven und Möglichkeiten.


Im Jahr 2007 stammten noch 70% der Einnahmen aus Grossbritannien und Irland, während heute die Eröffnung neuer Niederlassungen in Italien und Dubai und der Ausbau der Geschäftstätigkeiten in Australien und Neuseeland die weltweite Expansionsstrategie stützen. Wie soll die Expansion weitergehen, und welchen Anteil werden die Tätigkeiten ausserhalb von Grossbritannien im kommenden Jahr ausmachen?


Im letzten Quartal, das am 30. Juni 2008 endete, haben wir bereits 44 Prozent des Ertrags in Ländern ausserhalb Grossbritanniens generiert, und wir erwarten, dass dieser Prozentsatz in den nächsten Jahren noch erheblich ansteigen wird. Wir prüfen derzeit die Eröffnung von Niederlassungen in einer Reihe weiterer Länder – mögliche Kandidaten sind hier unter anderem Indien, die USA, Südafrika, Russland und Argentinien.


Letztes Jahr haben Sie einen Personalvermittler in China mit Niederlassungen in Shanghai, Shenzhen und Guangzhou (Kanton) übernommen. Wie verläuft die Integration, welche Unterschiede bestehen in der Rekrutierung und Vermittlung von Personal gegenüber Europa?


Die Akquisition in China liegt schon ein paar Jahre zurück. Die Entwicklung des Geschäfts ist zufriedenstellend. Sicher gehört China angesichts seines politischen und regulatorischen Umfelds sowie der kulturellen Unterschiede nicht zu den einfachsten Ländern für Personaldienstleister – unsere Mitbewerber stossen auf die gleichen Hürden. Es ist jedoch offensichtlich, dass in China ein Bedarf an Spezialistenrekrutierern besteht, und so dürfte es künftig leichter werden, in diesem Markt zu agieren. Wenn es so weit ist, wird Hays den Vorteil haben, bereits als einer der Marktführer etabliert zu sein.



«Grosses Potenzial für die Zukunft sehen wir unter anderem im Aufbau von agilen und vernetzten IT-Plattformen, in der zunehmenden Professionalisierung des Marketings, in der effizienten Nutzung des Internets und in der wachsenden Bedeutung von Cross-Selling.» Nick Cox, CEO Contintental Europe bei Hays


Was sind die wichtigsten Geschäftsaspekte für Sie, um eine neue Niederlassung in einem Land zu eröffnen? Welche Charakteristika und wirtschaftlichen Attribute muss ein Markt aufweisen, damit er Sie interessiert?


Letztlich fördern alle Länder mit einer hochentwickelten Wirtschaft den Markt für Rekrutierer. Wir Anbieter müssen entscheiden, in welchem Land wir das schnellste Wachstum erwarten.


Die USA bilden noch einen weissen Fleck auf der Landkarte der Niederlassungen. Was hält Sie davon ab, in den USA tätig zu sein, und wie sehen Ihre Pläne bezüglich dieses Marktes aus?


Das ist eine Frage der Priorität. Wir sehen in den USA sehr gute Möglichkeiten und gehen davon aus, dass wir dort in den nächsten 24 Monaten präsent sein werden. Bessere Wachstumschancen und -perspektiven bieten sich uns zurzeit jedoch eher in Kontinentaleuropa. Daher konzentrieren wir uns auf diese Märkte.


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Ihren Kunden und Partnern bieten Sie verschiedene Vertragsmodelle an: «Contracting» für Freiberufler, «Permanent» für Festangestellte und «Temp» für temporäre Einsätze im Rahmen einer Festanstellung. Wie sieht die Verteilung der Vertragsformen innerhalb Ihres Geschäftes aus, und wie beeinflusst die Konjunktur die Zusammensetzung?


Im Bezug auf unsere Nettoeinnahmen machen die Fest- und die temporären Anstellungen jeweils etwa die Hälfte des Umsatzes von Hays aus.



«Wir denken, dass wir heute unterbewertet sind, doch dagegen können wir nichts ausrichten. Wir konzentrieren uns darauf, uns richtig zu verhalten und unser Geschäft weiter nachhaltig auszubauen.»


Während des laufenden Jahres werden Sie für etwa 126 Millionen Euro eigene Aktien zurückkaufen. Was ist der Hintergrund des Rückkaufprogramms? Gibt es keine attraktiveren Möglichkeiten, die freien Mittel einzusetzen (zum Beispiel Zukauf von Marktanteilen)?


Es gehört zu unserer Philosophie, dass wir Gewinne an die Investoren zurückgeben. Dazu nutzen wir eine Mischung aus Dividenden und Aktienrückkauf. Letzterer gibt uns einen gewissen Spielraum, je nachdem wie sicher wir uns fühlen. Unsere Akquisitionsstrategie konzentriert sich nicht auf grosse Namen, sondern auf sinnvolle Ziele, die unser Portfolio ergänzen. Schon immer waren neunzig Prozent unseres Wachstums organisch, und das wird auch in Zukunft so bleiben.


Der Aktienkurs von Hays hat sich innerhalb eines Jahres von 180 Pence auf 99 Pence und damit auch im Vergleich zum Sektor und zum FTSE100-Index überdurchschnittlich stark reduziert. Wie erklären Sie sich diesen Kursverlust, und wo sehen Sie eine faire Bewertung der Hays-Aktie?


Alle zyklischen Titel wurden schwer getroffen. Obwohl sich der Wert der Aktie halbiert hat, übertrifft die Performance von Hays allerdings diejenige unseres Industriesegments. Wir denken, dass wir heute unterbewertet sind, doch dagegen können wir nichts ausrichten. Wir konzentrieren uns darauf, uns richtig zu verhalten und unser Geschäft weiter nachhaltig auszubauen.


Was waren im Bereich des aktiven Recruitings in den letzten Jahren die wichtigsten Veränderungen, und welche nächsten Entwicklungen werden die Branche verändern?


Zu den wichtigsten Veränderungen gehört einerseits die wachsende Tendenz von Grossunternehmen, ihr gesamtes Recruiting einem Spezialisten anzuvertrauen, und andererseits die zunehmende Neigung von kleinen und mittleren Unternehmen, auf die Zusammenarbeit mit Spezialistenrekrutierern zu bauen. Grosses Potenzial für die Zukunft sehen wir unter anderem im Aufbau von agilen und vernetzten IT-Plattformen, in der zunehmenden Professionalisierung des Marketings, in der effizienten Nutzung des Internets und in der wachsenden Bedeutung von Cross-Selling. Die immer stärkere Globalisierung auch unseres Geschäfts wird unseren Mitarbeitern ermöglichen, internationale und abwechslungsreichere Berufswege einzuschlagen.


Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?


Ich wünsche mir, dass die wirtschaftlichen Perspektiven – gerade in Grossbritannien – wieder etwas rosiger werden und dass Manchester United in der nächsten Saison den FC Arsenal London im Emirates-Stadion schlägt.





Hays
Hays ist ein Unternehmen mit langer Tradition. Die Ursprünge der Geschäftstätigkeit reichen bis zum Jahr 1651 zurück. Über die Zeit entwickelte sich Hays zu einem der führenden Dienstleistungskonzerne Grossbritanniens, dessen Aktien seit 1989 an der Londoner Börse gehandelt werden. Im Jahr 2003 wurde der Konzern neu ausgerichtet. Der Mischkonzern wurde zu einem fokussierten, international agierenden Anbieter von Personaldienstleistungen transformiert. Heute ist Hays weltweit die Nummer 1 im Specialist Recruitment.

Hays arbeitet international. Auf 4 Kontinenten, in 28 Ländern, mit über 370 Büros und mit mehr als 7.700 Mitarbeitern. Hays rekrutiert unter anderem Spezialisten der Fachgebiete Information Technology, Engineering, Pharma, Accountancy & Finance, Public Services, Taxation, Banking, Construction, Property & Surveying, Architecture, Logistics Personnel, Insurance & Financial Services, Sales & Marketing und Purchasing.

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