Noor Islamic Bank geht an den Start

von Gérard Al-Fil


 


Die bereits Ende 2006 gegründete Noor Islamic Bank (NIB) hat am gestrigen Sonntag ihre Geschäftstätigkeit aufgenommen. CEO Hussain al-Qemzi gab die Eröffnung von zehn Zweigstellen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) bekannt: davon befinden sich sechs in Dubai, zwei im Nachbaremirat Sharjah und eine in der Hauptstadt Abu Dhabi. Bis zum Jahr 2010 will die NIB in die benachbarten Golftstaaten, nach Afrika, Asien und Europa (hier insbesondere nach London) expandieren.


 


Fokus auf Kunden-Service


Die NIB ist mit einem Eigenkapital von umgerechnet einer Milliarde Dollar ausgestattet. Sie befindet sich mehrheitlich im Besitz des der lokalen, staatlichen Investmentgesellschaften und des Emirats Dubai. Islamische Banken nehmen keine Zinsen, müssen Ihr Geschäft von einem Gremium von Scharia-Geleherten überwachen lassen und rechnen die Kundeneinlagen dem Eigenkapital hinzu. Die Sparer werden in der Regel am Geschäftserfolg über ihre Einlage beteiligt. Kreditnehmer gibt es nicht; vielmehr beteiligt sich die Bank an Projekten, z. B. über das Geschäftsmodell «Mudarabah». Dabei wird der Gewinn später zwischen Bank und Entrepreneur aufgeteilt. «Der Service ist bei islamischen Banken noch unterdurchschnittlich. Dies wollen wir mit der NIB ändern», sagt CEO al-Qemzi


 


«Shape your Bank»


Mit der interaktiven Online-Kampagne «Shape your Bank» (Gestalten Sie Ihre Bank) machte die NIB im Vorfeld als neue Marktteilnehmerin auf sich aufmerksam. Dazu waren die Einwohner der Emirate unter www.shapeyourbank.com aufgerufen, ihre Vorstellungen von einer «idealen» Bank zu kommunizieren. Ganz neu ist der Name «Noor» (Licht) in der Finanzbranche allerdings nicht, wie die Beispiele Noor Capital in Abu Dhabi, Noor Financial Investment in Kuwait oder Nur Advisors in Chicago zeigen. Auf der Erstpressekonferenz im Ballsaal des Siebensternehotels  Burj al-Arab meldete die frisch gegründete Bank sogleich globale Ansprüche an. Man wolle nicht nur eine weitere Scharia-konforme Bank sein, sonern zur Nr. 1 auf der Welt heranwachsen. Chairman der NIB ist der Onkel des 10. Herrschers von Dubai, Seine Hoheit Scheikh Ahmed bin Saeed al-Maktoum. Er ist auch Chariman der Emirates Airlines.


 


Das Geschäft um Koran und Kapital wird weltweit auf Assets von 500 Mrd. Dollar geschätzt. Bis 2015 dürfte die Hälfte der 1.5 Mrd. Muslime religiös anlegen, schätzt das International Islamic Finance Forum (IIFF) in Dubai. In Europa hat sich London seit 2002 einen First-Mover-Advantage im Islamic Banking erkämpft. Schweizer Banken zogen v. a. in den letzten beiden Jahren mit Scharia-konformen Produkten und Filialgründungen in Mittelost nach.

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