Novartis: Kauf von Lek droht am Widerstand von Hauptaktionären zu scheitern


Hauptaktionäre der slowenischen Lek drohen, an der GV am Freitag die Übernahme durch Novartis zu verhindern. Falls Novartis kein besseres Angebot macht, wollen sie andere Interessenten ins Spiel bringen.

Von Andreas Kälin und Daniel Zulauf

Ende August hat der Basler Pharmakonzern Novartis die Absicht bekannt gegeben, pro Aktie des slowenischen Generikaherstellers Lek 95’000 Tolar (rund 610 Franken) zu bieten. Das ist den beiden staatlich kontrollierten Investmentfonds Kapitalska Druzba und Odskodninska Druzba, die 27,5 Prozent an Lek halten, zu wenig. Wird das Angebot nicht aufgebessert, drohen die Hauptaktionäre, die über eine Sperrminorität verfügen, an der Generalversammlung am Freitag, 27. September, die Übernahme zu verhindern.

Politisch heikle Angelegenheit «Der Preis ist fix», hat ein Pressesprecher von Novartis gegenüber Moneycab erklärt. Darüber werde nicht mehr diskutiert. Dass der von Credit Suisse First Boston und CA IB Corporate Finance beratene Basler Pharmakonzern am ursprünglichen Angebot festhält, hat die beiden staatlich kontrollierten Investmentfonds offenbar in eine heikle Lage gebracht: Lek ist eine der bedeutendsten slowenischen Firmen. Sie zum ersten genannten Preis zu veräussern, setzt die Investmentfonds dem Verdacht aus, nicht das Bestmögliche herausgeholt zu haben.


(Foto: Keystone)
Novartis unsensibel vorgegangen
Offenbar geht es den Fonds bei der geplanten Transaktion auch darum, das Gesicht zu wahren. Vorgeworfen wird Novartis und ihren Beratern, unsensibel vorgegangen zu sein und nicht rechtzeitig das Gespräch mit den Hauptaktionären gesucht zu haben. Inzwischen laufen zwar Verhandlungen zwischen den Parteien. Gemäss informierten Kreisen ist bisher aber noch keine Einigung zu Stande gekommen.

Investmentfonds im ZwiespaltAuszuschliessen ist nicht, dass es kurz vor der Generalversammlung noch eine Übereinkunft gibt. Denn für die Investmentfonds ist es heikel, die geplante Übernahme zu blockieren. Ausländische Investoren könnten darin einen Beleg sehen, dass Investitionen in Slowenien problembehaftet sind. Zudem scheint auch den slowenischen Investmentfonds bewusst zu sein, dass ein Zusammengehen mit Novartis für Lek Vorteile böte. Der Schweizer Pharmakonzern baut den Wachstumsbereich Generika (Nachahmermedikamente) global aus. Dabei ist Lek, die im letzten Jahr 78,5 Milliarden Tolar oder 544 Millionen Franken umsetzte, eine Schlüsselfunktion in der osteuropäischen Region (inklusive GUS) zugedacht. Novartis hat erklärt, die Investitionspläne der slowenischen Gruppe in diesen Gebieten zu unterstützen, als Mehrheitsaktionär keine Entlassungen vorzunehmen und das Management beizubehalten.

Aufsichtsrat und Management dafürDer Aufsichtsrat und das Management von Lek haben dem Übernahmeangebot denn auch zugestimmt. Es wird aber nur weiterverfolgt, wenn die Lek-Aktionäre an der Generalversammlung am Freitag die nötigen Statutenänderungen vornehmen: Dazu gehören die Aufhebung der Stimmrechtsbeschränkung von 15 Prozent und jene Änderungen, die es Novartis erlauben, bei einem Erfolg des Angebots umgehend die Mehrheit im Aufsichtsrat zu übernehmen.

Gibt es weitere Interessenten?Die slowenischen Investmentsfonds als Hauptaktionäre dürften es sich nur leisten, die Übernahmeofferte von Novartis zu blockieren, wenn sie andere Käuferkandidaten präsentieren können. Gemäss informierten Kreisen versuchen Kapitalska Druzba und Odskodninska Druzba, andere Interessenten ins Spiel zu bringen. So soll in den Schlussverhandlungen Druck auf Novartis ausgeübt werden. Grosse spezialisierte Mitspieler im Markt für Generika sind die israelische Teva, die deutsche Stada sowie die amerikanischen Ivax und Watson Pharmaceuticals -nebst anderen Pharmakonzernen, die sich wie Novartis ebenfalls zunehmend diesem Wachstumsmarkt widmen.

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