NZZ baut Arbeitsplätze ab – Reaktion auf Inserateschwund

Dies erklärte NZZ-CEO Albert P. Stäheli auf Anfrage. Die Zahl werde «im tiefen zweistelligen Bereich» liegen. Von den Massnahmen würden sämtliche Bereiche der NZZ AG betroffen, nicht nur die Redaktionen von «Neuer Zürcher Zeitung», «NZZ am Sonntag», «NZZ Folio», NZZ Online und weiteren NZZ-Produkten, sondern auch Verlag und Druck. In erster Linie werde der Abbau durch natürliche Fluktuationen, Frühpensionierungen und Streichung offener Stellen erfolgen. In einigen Fällen seien Kündigungen jedoch unumgänglich. Die NZZ beschäftigt rund 600 Angestellte.


Kostensenkungsmassnahmen
Die Erschütterungen auf den internationalen Finanzmärkten und die sich deutlich verschlechternde realwirtschaftliche Entwicklung beeinflussten auch den Geschäftsgang der NZZ AG, heisst es in der Mitteilung. Die Unternehmensleitung habe nun die Kostensenkungsmassnahmen beschlossen, weil die Erträge im Inserate- und Stellenmarkt rückläufig seien und die Konjunkturprognose für das nächste Jahr stark nach unten korrigiert worden seien.


Inserateerträge im September eingebrochen
Einbruch Der Rückgang bei den Inseraten sei ab Juni feststellbar gewesen, seit September müsse von einem eigentlichen Einbruch gesprochen werden, sagte Stäheli. Im Herbst liege der Inserateertrag um 10 bis 20 Prozent unter den Vorjahreszahlen. Das letzte grosse Sparprogramm hatte die NZZ 2002 beschlossen. Nach mehreren defizitären Jahren kam der Verlag mit einer über 225 Jahre langen Geschichte wieder in die schwarzen Zahlen. Im letzten Jahr resultierte für den Geschäftsbereich NZZ der NZZ-Gruppe ein Gewinn von 13,1 Millionen Franken. Stäheli hatte die Leitung des Unternehmens erst Anfang Oktober übernommen.


comedia warnt vor Überreaktionen
Die Mediengewerkschaft comedia warnt alle Verlage vor Überreaktionen. Schliesslich hätten diese in den letzten Jahren gut bis sehr gut verdient. Jede mögliche Streichung einer Stelle müsse genau hinterfragt werden, sagte Zentralsekretärin Stephanie Vonarburg auf Anfrage. Vor allem ein Verlag wie die NZZ trage eine Verantwortung gegenüber der Belegschaft und der Leserschaft. Sollten tatsächlich Kündigungen ausgesprochen werden müssen, verlangt comedia, dass der Verlag mit Personalvertretungen und Gewerkschaften in Verhandlungen eintritt. Gemäss Vonarburg muss dann ein anständiger Sozialplan erarbeitet werden.


«Unklare Kommunikation» bemängelt
Der Medienberufsverband impressum bemängelt die «unklare Kommunikation» der NZZ. Kündigungen seien klar zu kommunizieren und für die Betroffenen ein angemessener Sozialplan auszuarbeiten, fordert er. Bei impressum sei man «sehr besorgt», sagte Zentralsekretärin Salva Leutenegger auf Anfrage. Es sei sehr bedenklich, dass die NZZ, «ein Flaggschiff der Qualität», nun aus wirtschaftlichen Gründen an der Qualität zu sparen beginne. Man frage sich auch, welche Signalwirkung dies auf andere Verlage haben könnte. (awp/mc/ps/27)

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