OECD übt Kritik an Schweizer Bildungsforschung: International zu wenig vernetzt

Als «nicht optimal» bezeichnet der Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im weiteren eine ungenügende Behandlung bestimmter Forschungsbereiche in der Schweiz: Systemforschung, Effektivitäts- und Effizienzanalysen.

Initiative der CORECHED
Das OECD-Examen geht auf eine Initiative der Schweizerischen Koordinationskonferenz Bildungsforschung (CORECHED) zurück, ein gemeinsames Organ von Bund und Kantonen. Ausländische Experten begutachteten im Verlauf des Jahres 2006 das schweizerische Forschungssystem im Bereich der Bildungswissenschaften.

Zu hoher Anteil nicht-empirischer Forschungen
Aus ihrer Sicht gibt es in der Schweiz einen zu hohen Anteil an nicht-empirischer Forschung im Vergleich zu empirischer Forschung. Kritisiert wird schliesslich der «relativ geringe Impakt» der Forschungsergebnisse auf Politik und Verwaltung.

Mängel liegen in Fragmentierung des Forschungssystems
Die Gründe für die im Bericht festgestellten Mängel liegen laut den Experten zum einen in der Fragmentierung des Forschungssystems. Diese sei einerseits begründet durch das förderale System und andererseits durch die unterschiedliche Auftragslage der Institutionen, welche Forschung betreiben.

Keine gemeinsam festgesetzte Forschungs-Agenda
Ein Grund sei aber auch, dass es keine von den Bildungsbehörden und Bildungsforschenden gemeinsam festgesetzte «Forschungs-Agenda» gebe, die sich an den wichtigsten und aktuellsten Fragestellungen im Bildungsbereich ausrichte. Die Finanzierungsmechanismen seien wenig wettbewerbsfördernd und forderten kaum Rechenschaft ein.

Mehr Wettbewerb bei Forschungsvergabe
Vor diesem Hintergrund empfehlen die Experten mehr Wettbewerb bei der Forschungsvergabe und Mechanismen zur Rechenschaftslegung. Weiter empfehlen sie die Einrichtung von institutionalisierten Abläufen für das Festlegen nationaler Forschungsprioritäten zwischen den Bildungsbehörden und der Bildungsforschung.

Einige jüngere Entwicklungen positiv
Der Bericht anerkennt verschiedene Entwicklungen jüngeren Datums in der Schweiz als positiv: Dazu gehören die verbesserte Abstimmung der Forschungstätigkeiten unter Institutionen und Hochschulen sowie eine – in den letzten Jahren beobachtbare – stärkere Ausrichtung an empirischer Forschung.

Projekt Bildungsmonitoring «innovativ»
Als «innovativ und zukunftsweisend» bezeichnet werden Massnahmen wie das Projekt Bildungsmonitoring von Bund und Kantonen sowie die verstärkte Harmonisierung bei der obligatorischen Bildung (HarmoS). Auch die Schwerpunktsetzung bei der Berufsbildungsforschung erhält gute Noten.

CORECHED muss Befund erst auswerten
Der komplexe Befund der OECD-Experten müsse für die Schweiz nun ausgewertet werden, schreibt die CORECHED. Sie wird Anfang Oktober 2007 zusammen mit der OECD in der Schweiz eine internationale Tagung zur Bildungsforschung und -entwicklung durchführen. Daran werden auch diejenigen Länder teilnehmen, die sich bereits einem gleichen OECD-Examen unterzogen: Neuseeland, England, Mexiko und Dänemark. Erste Hinweise lassen gemäss der CORECHED darauf schliessen, dass sich diese Länder mit ähnlichen Problemen konfrontiert sehen wie die Schweiz. (awp/mc/ar)

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