Ölpreis heizt Teuerung kräftig an: Tanken und Heizen immer teurer

Trotz des schwachen Dollar, der die Preisexplosion hierzulande etwas dämpfe, seien die Konsumenten die Leidtragenden, sagt Alexis Körber von BAK Basel Economics. Für Benzin und Heizöl – und damit auch für die Miete – müssten sie mehr zahlen. Die durchschnittlichen Teuerungsraten von 2,4 Prozent in den Monaten Januar bis April seien zur Hälfte direkt auf den höheren Erdölpreis zurückzuführen, erklärt der Ökonom im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA.


Ganze Geschäftsmodelle gefährdet
In der Wirtschaft sei die Verkehrsbranche betroffen. Die Krise der Billig-Airlines in den USA zeige, dass ganze Geschäftsmodelle gefährdet seien, sagt Körber. Aber auch energieintensive Betriebe der verarbeitenden Industrie stünden vor grossen Herausforderungen. Namentlich die im Strassen- und Luftgüterverkehr tätigen Firmen müssten versuchen, den höheren Ölpreis auf ihre Kunden zu überwälzen, sagt Rolf Hartl, Geschäftsführer der Erdöl-Vereinigung. Ob ihnen das auch gelinge, entscheide der Wettbewerb.


Ölpreis drückt auf Margen
Die Migros als grösste Detailhändlerin der Schweiz hat die gestiegenen Kosten in Produktion und Transport nach eigenen Angaben bisher nicht an die Endkunden weitergeben. Dies ging zu Lasten der Margen, sagt Unternehmenssprecher Urs Peter Naef. Zudem versuche die Migros, ihre Logistik besser auszulasten, sagt Naef. Grenzenlos ist der Spielraum aber nicht. Nach Ansicht von Hartl ist der Erdölpreis für die Schweizer Wirtschaft aber weniger bedeutend als etwa für die boomenden Schwellenländer, die eine ganz andere Energierechnung hätten. Gerade die Dienstleister seien resistenter. Diese spürten jedoch den höheren Strompreis, der – wie auch der Gaspreis – im Gefolge des Erdölpreises steige, erklärt Hartl.


Gaspreis: Tendenz zeigt nach oben
Die Gasversorger passen ihre Endpreise aber nicht laufend, sondern alle drei oder sechs Monate an. Daniel Bächtold vom Verband der Schweizerischen Gasindustrie will für die anstehende Preisrunde zwar keine konkrete Zahl nennen. «Die Tendenz zeigt aber sicher nach oben», sagt Bächtold. Er gehe davon aus, dass der Aufschlag nicht das Ausmass wie beim Öl erreichen werde. Um welche Grössenordnung es gehen könnte, zeigt sich in unseren Nachbarländern, die ebenfalls von Gasimporten abhängen: Die deutsche E.ON erwägt laut einem «Spiegel»-Bericht, den Gaspreis um bis zu 25 Prozent anzuheben. Und der österreichische Energieregulator E-Control erwartet gemäss einer Meldung der Nachrichtenagentur APA noch vor Beginn der Heiz-Saison Aufschläge um bis zu 20 Prozent.


Es gibt auch Profiteure
Von der Preishausse profitieren nicht nur die Produzentenländer. Exportorientierte Unternehmen der Energiebranche – etwa ABB und Sulzer – hätten den steigenden Investitionen in der Öl- und Gasindustrie viele Aufträge zu verdanken, hält Rolf Hartl von der Erdöl-Vereinigung fest. Diese Unternehmen profitierten vor allem vom «Investitionsboom» in Saudi-Arabien, bestätigt Alexis Körber von BAK Basel Economics. Unter dem Strich seien die negativen Effekte des hohen Ölpreises für die Schweizer Wirtschaft aber grösser.


Airlines: Kerosin verursacht einen Viertel der Betriebkosten
Wie stark die Preise anderer, aus Erdöl hergestellter Produkte steigen, lässt sich laut Hartl nicht beziffern. Jedes achte bis zehnte Fass Rohöl werde in der Petrochemie verwendet und komme als Lippenstift, Joghurtbecher oder Plastikstuhl auf den Markt. Der Anteil des Ölpreises bei solchen Produkten sei aber «sehr bescheiden» – zumal im Vergleich zu Fluggesellschaften. Das Kerosin mache hier bereits einen Viertel der gesamten Betriebskosten aus, erklärt Hartl. (awp/mc/ps)

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