Opel muss weiter bangen – Lösung nicht vor am Freitag

Vertreter von Bundesregierung und Länder übten am Donnerstagmorgen nach den den gut achteinhalbstündigen Verhandlungen scharfe Kritik an der Verhandlungsführung der US-Regierung. Die Amerikaner hätten gleich zu Beginn der Gespräche neue Forderungen gestellt. Das Bieterrennen entscheidet sich nun nur noch zwischen Fiat und Magna. Der dritte Interessent Ripplewood ist nicht mehr im Spiel.


Mehr Liquidität gefordert
Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) meldete nach Angaben der Bundesregierung einen zusätzlichen Liquiditätsbedarf für Opel von 300 Millionen Euro an. Bisher war von einem Überbrückungskredit von Bund, Ländern und Banken von 1,5 Milliarden Euro die Rede. Auch die potenziellen Investoren müssten nacharbeiten, hiess es nach dem Treffen, an dem auch die Konzernchefs vom italienischen Fiat-Konzern und dem kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna teilnahmen.


Neue Überraschungen
Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) kritisierte, dass die Bundesregierung mit neuen Zahlen und Überraschungen konfrontiert worden sei. Es müssten daher weitere Überlegungen angestellt werden. Auch seien weitere Forderungen an das US- Finanzministerium gestellt worden. Bis Freitag würden Antworten erwartet. «Diese Antworten werden kommen müssen». Es seien unterschiedliche Optionen diskutiert worden. Eine Opel-Insolvenz stehe weiter im Raum für den Fall, dass Sicherheiten fehlten. Das Ausfallrisiko der Zwischenfinanzierung müsse gering bleiben.


Guttenberg will mehr Sicherheiten
Gelegentlich habe man sich über die Verhandlungsführung «des einen oder anderen Gastes» gewundert, sagte Guttenberg. Es würden nun für Freitag Lösungen erhofft, die zumindest eine Perspektive böten. «Wir haben noch nicht die Sicherheiten, die wir brauchen, um bereits heute eine Brückenfinanzierung zusichern zu können.» Diese müssten von der US-Regierung und den Investoren kommen.


Nur noch Magna und Fiat im Rennen?
Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) nannte es überraschend, dass GM einen «erheblich höheren» Finanzbedarf angemeldet habe. Nach seinen Angaben wird nur noch mit Magna und Fiat weiterverhandelt. Beide müssten nun weitere Hausaufgaben machen. Die Ergebnisse sollten am Freitag vorliegen. Der US-Finanzinvestor Ripplewood sei inzwischen «abgewählt» worden. Aus Teilnehmerkreisen hiess es, Bund und Länder favorisierten zunehmend Magna.


Ungenügende Sicherheiten
Auch Steinbrück nannte die bisherigen Sicherheiten für einen Überbrückungskredit unzureichend. Magna wolle helfen, den zusätzlichen Finanzbedarf eventuell mit zu lösen. «Das scheint mir sehr attraktiv zu sein, was dieser Investor dort vorgelegt hat.» Steinbrück erwartet am Freitag ebenfalls eine Lösung, mit der eine Fortsetzung Opels als Autobauer möglich sei.


Kritik an Verhandlungsführung der USA
Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte, ein grosser Teil der Probleme in der Spitzenrunde sei durch die neuen Zahlen von GM und «einer nicht gerade sehr hilfreichen Verhandlungsweise der amerikanischen Seite» entstanden. Er betonte, dass eine Zwischenfinanzierung nicht sinnlos sein dürfe. «Das bedeutet, dass es eine Perspektive für einen Investor am Ende der Zeit gibt.» Die amerikanische Seite müsse begreifen, dass es keine Zwischenfinanzierung ohne Bedingungen geben könne. Dies sei Washington «ein bisschen klarer» gemacht worden.


Opel drohen drei Milliarden Dollar Jahresverlust
Dem Autobauer Opel und seiner britischen Schwestermarke Vauxhall droht in diesem Jahr laut einem Zeitungsbericht ein Vorsteuerverlust von drei Milliarden Dollar. Dies gehe aus einem Dokument hervor, das die Bieter für Opel und Vauxhall vergangenen Monat vom angeschlagenen Mutterkonzern General Motors (GM) erhalten hätten, schreibt die «Financial Times» vom Donnerstag.


Opel-Käufer halst sich enorme Belastungen auf
Nach Einschätzung von Experten zeigt diese Prognose, welche enorme Belastung sich ein Käufer von Opel aufhalse. «Daran sieht man, dass es viel Geld kosten wird, Opel weiterzuführen», sagte Analyst Arndt Ellinghorst von der Credit Suisse der Zeitung. «Einen Autobauer schuldenfrei zu bekommen ist eine Sache. Aber darüber hinaus braucht man viel Geld für Investitionen sowie für Forschung und Entwicklung, ganz zu schweigen von den operativen Verlusten.» (awp/mc/ps/01)

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