Open Forum: Angelina Jolie will Bewusstsein für Menschenrechte stärken

Dabei ging es in der – vor allem von Jugendlichen – voll besetzten Aula der Alpinen Mittelschule eigentlich um die Frage der Menschenrechte. Und das machte Jolie trotz der medialen Aufregung denn auch von Anfang an klar.


Bekanntheitsgrad einsetzen
Sie wisse zwar nicht, wieviel sie durch ihr Engagement bewirken könne, sagte Jolie. Aber sie wolle ihren Bekanntheitsgrad dafür einsetzen, in der Bevölkerung das Bewusstsein für die Probleme der Ärmsten zu stärken, auch wenn sie damit Regierungsvertreter in Verlegeheit versetze.


Menschenrechte sind das wichtigste aller Themen
«Die Menschenrechte sind das wichtigste aller Themen», sagte Jolie. Als sie vor fünf Jahren begonnen habe, als Goodwill- Botschafterin des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR die ärmsten Länder zu besuchen, sei sie schockiert gewesen, wie viel Armut und wie viel Leiden es auf dieser Welt gebe, von denen sie nichts wusste. Gleichzeitig habe sie die Menschen und Hilfswerke bewundert, die sich in diesen Krisengebieten freiwillig für die leidende Bevölkerung einsetzten. Erst später habe sie realisiert, dass die internationale Gemeinschaft durch verschiedene UNO-Konventionen eigentlich verpflichtet wäre, dieses Leiden zu mindern.


«Wie kann man es wagen, diese Erklärung nicht zu anerkennen»
Sie schäme sich deshalb auch, dass ihr Land, die USA, weder die UNO-Kinderrechtserklärung noch das Statut für den Internationalen Strafgerichtshof unterschrieben hätten. «Wie kann man es wagen, diese Erklärung nicht zu anerkennen, wenn man sich auch nur ein bisschen für das Wohlergehen der Kinder kümmert». Der Direktor von Human Rights Watch, Kenneth Roth, sieht den Grund für diese Politik darin, dass die Regierung dabei gewisse Rechte abgeben müsste. Seiner Meinung nach hat sich die Einhaltung der Menschenrechte in den letzten vier Jahren – seit dem 11. September – stark verschlechtert.


Terrorismus keine Entschuldigung für Verletzung von Menschenrechten
«Der Kampf gegen Terrorismus darf keine Entschuldigung sein für die Verletzung von Menschrechten», sagte Roth. Die USA hätten mit ihrer Politik die moralische Oberhoheit verloren und ihre Rolle als Förderer der Menschenrechte aufs Spiel gesetzt. Menschenrechtsverletzungen seien oft sehr nützlich für Staaten, weil damit politische Gegner oder Kritiker ausgeschaltet werden könnten. Deshalb müsse man die Kosten für dieses illegale Verhalten erhöhen. Eine Möglichkeit dafür sieht Roth in Klagen vor dem internationalen Strafgerichtshof. «Denn das letzte, was Diktatoren wollen, ist ihre Freiheit zu verlieren.»


Engagiert, überzeugend aber gleichzeitig auch bescheiden
Jolie stand zwar während der ganzen Diskussion im Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie hielt sich aber vornehm zurück und scheute sich auch nicht, Fragen an einen kompetenteren Teilnehmer weiterzugeben. Simon Weber vom organisierenden Schweizerisch Evangelischen Kirchenbund (SEK) war nach der Gesprächsrunde denn auch hell begeistert. Er habe Jolie als sehr engagiert, überzeugend aber gleichzeitig auch bescheiden erlebt. Und «vielleicht sie hat ja den ein oder anderen Jugendlichen davon überzeugen können, einmal die Menschenrechtserklärung im Internet herunterzuladen.» (awp/mc/gh)

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