Oracle muss Sun-Übernahme verdauen

Am Ende schrumpfte der Gewinn um 10 Prozent auf unterm Strich 1,2 Milliarden Dollar. Das hinderte Konzernchef Larry Ellison am Donnerstag aber nicht daran, eine seiner berühmten Sticheleien gegen den deutschen Erzrivalen SAP loszulassen: Oracle nehme SAP jedes Quartal Marktanteile ab.


Ellisons Spässchen
Und während bei Oracle der Umsatz zunehme, sinke er bei SAP, sagte Ellison. «Aber SAP ist uns dieses Jahr bei der Zahl der Konzernchefs weit voraus.» Im Februar war Léo Apotheker nach vergleichsweise kurzer Amtszeit als SAP-Vorstandschef zurückgetreten, die Walldorfer installierten daraufhin eine Doppelspitze.


Kein Sinn für Humor an der Börse
Die Börsianer gaben sich aber eher humorlos: Der Kurs der Oracle-Aktie sank nachbörslich um ein knappes Prozent. Ein Experte nannte die Zahlen «okay». Nach dem überraschend guten Abschneiden vieler anderer Technologiekonzerne um die Jahreswende hatten sich einige Börsianer etwas mehr erhofft. Oracle gilt eigentlich als «Gewinnmaschine». Selbst in der Wirtschaftskrise hatte es Konzernchef Ellison verstanden, das Unternehmen auf Kurs zu halten.


Milliardenschwere Übernahme
Ellison hatte Oracle mit milliardenschweren Zukäufen zum zweitgrössten Anbieter von Software ausgebaut, mit der Unternehmen ihre Geschäfte steuern und überwachen. Dazu gehört etwa die Buchhaltung oder die Verwaltung von Kundendaten. Zuletzt schluckte Oracle für 7,4 Milliarden Dollar den Computerhersteller Sun und stiess damit auch ins Hardwaregeschäft vor. Im vierten Quartal, wenn Sun zum ersten Mal voll in die Konzernzahlen einfliesst, soll der Umsatz um 35 bis 40 Prozent hochspringen.


Komplettsysteme als Ziel
Ellisons Ziel ist es, abgestimmte Komplettsysteme anbieten zu können. «Die Eingliederung von Sun verläuft besser als wir erwartet haben», sagte Präsident Safra Catz. Über die leistungsstarken Rechner von Sun läuft unter anderem ein guter Teil des weltweiten Internet-Datenverkehrs. Firmen setzen die Computer für ihre Datenverwaltung ein. Oracle hatte mit Sun auch deren Datenbanklösung MySQL und die Entwicklungsplattform Java übernommen.


Lizenzgeschäft legt deutlich zu
Allerdings wäre Oracle selbst ohne Sun im dritten Quartal gewachsen, wenn auch nur etwa halb so stark. Alleine das wichtige Neugeschäft mit Software-Lizenzen legte um 13 Prozent zu. Im laufenden Quartal wird es Oracle nach eigener Aussage aber schwer fallen, diesen Boom zu wiederholen. Je mehr Unternehmen die Programme von Oracle verwenden, desto grösser ist auch die Zahl derer, die künftig Updates oder andere Services in Anspruch nehmen.


Rivalen
Ellison will über kurz oder lang SAP überholen. Die Unternehmen liegen seit Urzeiten im Clinch und sehen sich seit Jahren regelmässig vor Gericht. Ellison lässt kaum eine Gelegenheit aus, gegen die Deutschen zu poltern. So wirft er ihnen unter anderem Spionage und Patentklau vor. Auch im Hardware-Geschäft hat sich Ellison grosse Ziele gesetzt: «Wir können IBM bei den Hochleistungs-Servern herausfordern.» (awp/mc/ps/35)

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