Orange: CEO Wetter wechselt in den VR

Der bald 60-jährige Wetter werde zum 1. August an die Spitze des Verwaltungsrats wechseln, gab Orange Schweiz am Freitag bekannt. Dort ersetze er Hans Jürg Schürmann. Darüber hinaus übernehme Wetter weitere Verwaltungsratsmandate und internationale strategische Führungspositionen innerhalb der Orange-Gruppe, die zum France Telecom-Konzern gehört. «Der Wechsel war mein Wunsch», sagte Wetter im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA: Als Olaf Swantee vor zwei Jahren die Leitung der Orange-Gruppe übernahm, «habe ich ihm gesagt, dass er nicht damit rechnen kann, dass ich bis zu meiner Pensionierung Geschäftsführer bleiben werde.»


«Kein Rücktritt, sondern Evolution»
Der Wechsel sei für ihn kein Rücktritt, sondern eine Evolution. «Es ist an der Zeit, dass ein Jüngerer das Ganze führt und ich mit meiner Erfahrung auch andere Aufgaben im strategischen Bereich wahrnehmen kann.» Die Veränderung hat sich abgezeichnet. Vergangenen Monat hatte Wetter bereits in einem TV-Interview gesagt, dass er in fünf Jahren vielleicht nicht mehr derart viel operativ selber mache, sondern mehr begleite. Auf jeden Fall bei Orange: «Ich will unbedingt mein Baby, unser Baby weiterbegleiten.»


Marktanteil stagniert
Wetter hat Orange Schweiz seit dem Markteintritt Mitte 1999 zum umsatzmässig zweitgrössten Mobilfunkanbieter der Schweiz aufgebaut. In den ersten Jahren nach der Liberalisierung des Schweizer Telekommarktes ging es mit Orange – wie auch Sunrise – auf Kosten der Ex-Monopolistin Swisscom steil aufwärts. Seit geraumer Zeit stagnieren aber die Marktanteile der beiden Anbieter bei rund 20%, während die Swisscom etwa 60% des Mobilfunkmarktes behauptet. Zudem bekommt Orange wie auch Swisscom und Sunrise die ständig sinkenden Mobilfunkpreise zu spüren. Trotz immer mehr Kunden schrumpfen deshalb seit einiger Zeit die Umsätze.


Zweistellige Wachstumsraten bei Geschäftskunden
Den Höhepunkt hatte Orange im Jahre 2006 erreicht, als die France-Telecom-Tochter in der Schweiz einen Umsatz von 1,363 Mrd CHF erzielte. Im vergangenen Jahr setzte Orange hierzulande noch 1,308 Mrd CHF um. Das sind 2,3% weniger als 2007. Und nun kommt noch die Wirtschaftskrise hinzu. Diese hat für Orange zwar den positiven Effekt, dass sie vor allem der Swisscom Firmenkunden abjagen kann, die ihre Kosten unter die Lupe nehmen. «Wir sind dieses Jahr bei den Geschäftskunden mit zweistelligen Wachstumsraten sehr gut unterwegs», sagte Wetter.


Tiefpreisiges Segment unter Druck
Aber im wesentlich grösseren Geschäft mit den Privatkunden zeigt sich, dass die Leute vermehrt aufs Portemonnaie schauen. «Wir spüren, dass die Menschen weniger reisen», sagte Wetter. Zudem gebe es eine gewisse Zurückhaltung im tiefpreisigen Segment. Insgesamt werde der Umsatz von Orange Schweiz im laufenden Jahr erneut im einstelligen%bereich schrumpfen. Orange schaue zwar immer, wo man sparen könne. «Aber grössere Restrukturierungen haben wir nicht im Sinn», sagte Wetter: «Ein Stellenabbau ist nicht geplant.» Im Gegenteil: Orange werde dieses Jahr 18 neue Läden eröffnen und dadurch den Personalbestand ausbauen. Um die Talfahrt zu bremsen, hatte Orange die CD- und DVD-Kette City Disc übernommen. Zudem war die France Telecom-Tochter ins Festnetzgeschäft eingestiegen.


Glasfasernetz: Verhandlungen mit Swisscom laufen  
Auf dem Glasfasernetz von mehreren Elektrizitätsunternehmen bietet Orange in mehreren Städten wie beispielsweise in Zürich Fernsehen und superschnelles Internet an. Zudem möchte das Telekomunternehmen Zugang zum Glasfasernetz, das die Swisscom baut. Die Verhandlungen liefen noch, sagte Wetter. Ein allfälliger Abschluss wird nun in die Verantwortung seines Nachfolgers Thomas Sieber fallen. Der 47-jährige Schweizer war bisher für die operative Geschäftsleitung des über 6 Mrd Euro grossen, internationalen IT-Geschäfts von Fujitsu Siemens mit seinen 3’000 Angestellten verantwortlich. Der Ökonom der Uni St. Gallen ist verheiratet und hat zwei Kinder. (awp/mc/ps/14)

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