Pablo Picasso: Die Italienerin









Weitere Bilder Pablo Picassos aus der Sammlung Bührle.


Es gehört zu den Schlüsselkompetenzen des heutigen Lebens, den Paradigmenwechel als Chance zu sehen. Picasso war gerade in dieser Disziplin ein Meister. Sein Ruhm und Erfolg basierten damals schon auf dieser Kompetenz. Heute sind die Bilder darum noch so vielbewundert, weils sie in Ihrem Denken diese radikalen Änderungen visualisieren.



Die Italienerin, Öl auf Leinwand. 149.5 x 101.5 cm


Das Wechselvolle und das Wundervolle
Picasso hatte in den ersten eineinhalb Jahrzehnten des Jahrhunderts eine wechselvolle Entwicklung durchlaufen, war aber immer einem Stilproblem nachgegangen. Nachdem er sich seit 1907 ? teilweise in enger Gemeinschaft mit Braque ? ganz dem Kubismus verschrieben hatte, trat 1915 eine Wendung ein, die es ihm gestattete, gleichzeitig in mehreren Stilen zu arbeiten, in der Abwandlung des synthetischen Kubismus von 1912/13 ebenso wie im Rückgriff auf frühere Epochen in der Tradition des Klassischen. Dass er 1917 dem Ruf nach Rom folgte, um dort am russischen Ballett Sergej Diaghilews mitzuarbeiten, hat die Neigung zum Klassischen, zu einem Ingrismus in ihm verstärkt. Aber auch der Kubismus dieses Romaufenthaltes unterliegt einer gewissen Latinität. Diese Italienerin, in Rom 1917 entstanden, ist in ihren naiv leuchtenden Farben von folkloristischer Heiterkeit. Die überlappenden, das Volumen umschreibenden «plans superposés» wirken wie eine Collage aus glänzenden Buntpapieren, und in der Simultandarstellung zweier Ansichten holt sich das Landmädchen das blaue Profil spielerisch wie eine Maske zu dem rosa En-face-Kopf heran. Sie scheint sich auf eine Marmorbrüstung zu stützen, um sich an den Sehenswürdigkeiten der Ewigen Stadt zu ergötzen. Ein Bild heiteren Ausruhens zwischen dem «Harlekin» von 1915 und den «Drei Musikanten»von 1921, die in ihren beiden Versionen den Höhepunkt des synthetischen Kubismus bedeuten. Zervos veröffentlicht zwei Zeichnungen zu diesem Bild. Das gleichzeitig in Rom entstandene Bild «Arlequin et femme au collier» ist unserem Bilde eng verwandt. (sb/mc/th)





Biografisches:
Studium in Barcelona. 1900 erstmals in Paris. 1904 endgültige Übersiedlung nach Paris. Mit Max Jacob und Apollinaire befreundet. «Epoque bleue». 1905 Beginn der «Epoque rose». 1906 Begegnung mit Matisse und Braque. «Epoque nègre». 1909 Sommer in Horta de Ebro. «Analytischer Kubismus». 1911 Sommer in Céret mit Braque, 1913 mit Gris. 1912 Beginn des «Synthetischen Kubismus». 1917 in Rom mit Diaghilew. 1920 «Neoklassische Periode». 1925-1927 surrealistische Einflüsse. 1928 Sommer in Dinard. 1934 Aufenthalt in Spanien, 1946 in Vallauris. Keramische Arbeiten. Von 1961 bis zu seinem Tode in Mougins bei Cannes.

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