Pakt zwischen Intel und Apple wirbelt Branche durcheinander

Der Pakt mit dem kalifornischen Chipgiganten wirbelt nicht nur das kleine Universum von Apple und seinen Partnern, Kunden und Fans durcheinander, sondern reisst auch in der Computerbranche insgesamt einige Mauern ein.


Vor den Kopf gestossen
Apple-Chef Steve Jobs hatte sich bereits vor etlichen Monaten mit seinem Top-Management darauf verständigt, die Partnerschaft mit den PowerPC-Lieferanten IBM und Freescale zu beenden. Insbesondere von IBM fühlte sich Jobs vor den Kopf gestossen, da «Big Blue» weder den versprochenen 3-Gigahertz-Chip für die Top-Rechner von Apple noch Strom sparende G5-Chips für den Einsatz in den Apple-Notebooks liefern konnte. «Da kam der Tag, an dem wir uns angeschaut und gesagt haben: «Das ist der richtige Schritt».» An der New Yorker Wall Street kann der Analyst Eugene Munster vom Marktforschungsunternehmen Piper Jaffray die Argumente von Jobs nachvoll ziehen: «Ich glaube, dass Apple dies tun musste. Sie brauchten eine bessere Verfügbarkeit und niedrigere Preise für die Chips und ausserdem eine verbesserte Entwicklungsgemeinschaft (als mit IBM).»


Programme auf Intel-Mac übertragen
Jobs muss nun vor allem die Software-Entwickler der bisherigen Apple-Partner davon überzeugen, ihre Programme auf den neuen Intel- Mac zu übertragen. Zwar hat Apple eine Zwischenschicht mit dem Namen «Rosetta» geschaffen, die dafür sogt, dass auch für den PowerPC geschriebene Software auf dem Intel-Chip läuft. Ihre volle Leistungsfähigkeit werden die Programme aber erst dann entfalten, wenn sie speziell für den Pentium-Chip von Intel geschrieben werden.


Massiver Technologie-Wechsel
In der Geschichte von Apple stellt der Wechsel auf die Intel-Chip den dritten massiven Technologie-Wechsel dar. In den neunziger Jahren tauschte Apple die 680×0-Chips von Motorola durch den PowerPC von IBM und Motorola aus. Und im Jahr 2000 führte Apple das neue Betriebssystem Mac OS X ein, das technologisch wenig mit dem Vorgängersystem gemeinsam hatte.


Doppeltes Risiko
Der Wechsel zu den Intel-Chips birgt für Apple ein doppeltes Risiko. Zum einen kann niemand genau sagen, wie viele der Apple- Partner die radikale Wende nachvollziehen werden. Ausserdem dauert es fast ein Jahr, bis Apple mit den ersten Produkten auf Intel-Basis auf den Markt kommt. In dieser Zeitspanne könnten sich etliche Apple- Kunden bei Neuanschaffungen extrem zurückhalten und für eine deut liche Umsatzdelle in der Apple-Bilanz sorgen.


Aber auch Chancen
Auf der anderen Seite stehen klare Chancen für Apple. Experten gehen davon aus, dass IBM bislang hoch gepokert hat und sich die für Apple produzierten PowerPC-Chips quasi hat vergolden lassen. Künftig könne ein Mac rund 100 Euro billiger angeboten werden, da die Intel- CPUs viel preisgünstiger als die PowerPC-Chips seien. Ausserdem kann Apple künftig auf ein riesiges Angebot von Grafikkarten, Chipsets und anderen Peripheriegeräten zurück greifen, die bislang nur der «Wintel»-Welt und der Linux-Gemeinde zur Verfügung stand.


Mehr Wettbewerb
Damit wird auch Microsoft sich zumindest im Markt der Desktop- und Notebook-Computer viel direkter dem Wettbewerb stellen müssen. Die Microsoft-Lenker Steve Ballmer und Bill Gates können künftig nicht mehr davon ausgehen, dass Innovationen von Intel quasi automatisch allein den Windows-Anwendern zur Verfügung stehen. Sie müssen allerdings nicht befürchten, dass künftig das innovative Apple- Betriebssystem Mac OS X auch auf jedem Windows-PC installiert werden kann. Zu diesem extremen Schritt hat sich selbst Apple-Chef Steve Jobs bislang nicht durchringen können. (awp/mc/as)

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