Parmalat-Skandal: Tanzi belastet internationale Banken vor Gericht

Dies sagte der ehemalige Verwaltungsratsvorsitzende und CEO, Calisto Tanzi, am Dienstag in einer Aussage vor dem Mailänder Gericht. Dabei ging es um den Vorwurf von Markt manipulierenden Behauptungen, im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der mit 14 Milliarden Euro verschuldeten Parmalat im Dezember 2003. Parmalat und seine Finanzgeber hätten gewusst, dass die Geschäftsbücher nichts mit der Realität gemein hätten, sagte Tanzi. Zwischenzeitlich hatte Parmalats Insolvenzverwalter Enrico Bondi, der die Finanzen der Unternehmensgruppe restrukturiert, Schadensersatzansprüche gegenüber italienischen und US-amerikanischen Banken und Rechnungsprüfern geltend gemacht.


Bank of America belastet
In seiner Aussage benannte Tanzi insbesondere die Bank of America . Diese sei damit beauftragt gewesen, Parmalat-Anleihen am Markt zu platzieren. Tanzi sagte, dass die zur Gruppe gehörenden Banken die Verschleierung der finanziellen Verhältnisse billigten od er aktiv unterstützten. Der 66-Jährige gab an, er habe aufgrund seines «Desinteresses oder Unvermögens» die Finanzprobleme des Konzerns ignoriert. Letztlich habe er die Rolle der Banken erst in den Monaten nach dem Zusammenbruch verstanden. Vor Journalisten sagte Tanzi, dass er einige Dinge zugelassen habe und Verantwortung trage. Während seiner Aussage im Gericht sagte er jedoch, dass er sich nicht darüber im Klaren gewesen sei, dass die Anleihen des Konzerns an Kleinanleger verkauft worden seien.


Tanzi drohen bis zu viereinhalb Jahre Haft
Bei dem Prozess in der lombardischen Metropole geht es hauptsächlich um den Vorwurf der Kurstreiberei und um falsche Bilanzangaben gegenüber den Revisoren. Zahlreiche Kleinanleger hoffen, für ihre durch die Pleite verursachten Verluste entschädigt zu werden. Nach Angaben der Zeitung «La Republica» drohen Tanzi bis zu viereinhalb Jahren Haft. Bei einem demnächst anstehenden weiteren Prozess in Parma muss sich der 66-Jährige wegen Bilanzfälschung und betrügerischen Bankrotts verantworten. Er könnte dort zu einer Gefängnisstrafe von bis zu 15 Jahren verurteilt werden. Parmalats Konkurs Ende 2003 gilt als einer der grössten Bilanzfälschungsskandale der europäischen Unternehmensgeschichte. (awp/mc/gh)

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