Pensionskassen-Verband: Für das Gros der Kassen steht Ampel jetzt auf gelb

Dies erklärte Christoph Ryter, Präsident des Schweizerischen Pensionskassenverbandes (ASIP), am Dienstag vor den Medien in Zürich. Viele Vorsorgeeinrichtungen wiesen aber heute eine Unterdeckung (weniger als 100%) aus. Sie wären mit anderen Worten nicht mehr in der Lage, auch sämtliche langfristigen Verpflichtungen gegenüber den Versicherten wahrzunehmen.


Deckungsgrad im September noch bei rund 108 %
Anlässlich der Präsentation des jährlichen «Risiko Check-up» im September wurde der durchschnittliche Deckungsgrad der privaten Pensionskassen noch auf rund 108% geschätzt. Laut ASIP waren die Kassen damals in der Lage, nochmals einen gleichen Einbruch zu verdauen, wie seit Anfang 2008. Genau das sei jetzt passiert, räumten die ASIP-Verantwortlichen nun vor den Medien ein.


«Lage ernster und schwieriger geworden»
Ryter räumte vor den Medien ein, dass rund die Hälfte der privaten Vorsorgekassen zurzeit eine Unterdeckung aufweisen dürfte. Der Börsensturz habe bei den Kassen zu Buchverlusten von 60 bis 70 Mrd CHF geführt. Für Pensionskassenverantwortliche sei «die Lage ernster und schwieriger geworden». Er sprach bezüglich der Entwicklung bei den über 600 Mrd CHF Pensionsgeldern in der Schweiz per Ende Oktober vom schlechtesten Jahr seit Inkrafttreten des Pensionskassensystems (BVG) vor 23 Jahren. Wie es mit den Pensionskassen wirklich stehe, werde aber erst in den Jahrsabschlüssen im ersten Quartal 2009 klar.


«Augenmass» bei Sanierungsfällen
Dann zeige sich auch, wie viele Kassen in den roten Bereich (Deckungsgrad unter 90%) gerutscht seien. Für diese sieht das Gesetz Sanierungsmassnahmen vor. Die 90-Prozent-Regel müsse allerdings angesichts der dramatischen Ereignisse relativiert werden. Laut Ryter sollten die Aufsichtsbehörden bei der Einschätzung von Sanierungsmassnahmen das Augenmass wahren. Jede Vorsorgeeinrichtung müsse dabei individuell betrachtet werden, nicht überall seien die Risiken auch bei deutlicher Unterdeckung gleich hoch.


Rentner stärker in die Pflicht nehmen
Der ASIP rechnet nicht mit einer schnellen Entspannung: Diesmal könne es länger gehen, bis sich die Wirtschaft wieder erhole, sagte ASIP-Direktor Hanspeter Konrad. Der Verband sprach sich daher für eine stärkere Beteiligung der Rentner an der Sanierung von Pensionskassen aus. Die heutigen Regelungen bürden laut dem Verband bei Sanierungsfällen die Hauptlast den aktiven Versicherten auf.


In seinem Vorschlag für eine BVG-Revision sieht der Verband denn auch vor, dass Rentner, aber auch die aktiven Versicherten generell, stärker an den Gewinnen, im Fall von schlechten Börsenjahren aber auch an Verlusten beteiligt würden. Das Konzept hätte laut ASIP auch den Vorteil, dass die Risikofähigkeit von Pensionskassen generell gesteigert würde. (awp/mc/pg/25)

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