Peter Huber, CEO Swiss Life Private Placement Life Insurance

von Gérard Al-Fil


Moneycab: Herr Huber, was hat die Swiss Life dazu veranlasst, gerade jetzt eine Niederlassung im Golf-Emirat Dubai zu eröffnen?

Peter Huber: Der Bereich Private Placement Life Insurance (PPLI) der Swiss Life verfolgt das strategische Ziel, das Geschäft mit strukturierten Lebensversicherungen weltweit zu tätigen. Wir haben in Europa begonnen. Der nächste Schritt war Südostasien mit unserem Büro in Singapur im April dieses Jahres. Dubai, oder genauer das Dubai International Financial Centre (DIFC) als Standort, war für uns der nächste logische Schritt. Der neue Standort schliesst erstens die Lücke zwischen Europa und Asien. Zweitens birgt der Mittlere Osten hohe Wachstumsraten. Die Zahl der vermögenden Privatpersonen, der HNWIs, wird laut DIFC in der Region bis 2012 um 15,3 Prozent wachsen. Dubai ist die erste Präsenz in der Region überhaupt in der über 150-jährigen Geschichte der Swiss Life. Zudem gehen wir davon aus, dass unser ‹first mover advantage› ein grosses Potenzial für alle Beteiligten – DIFC, HNWI’s und Privatbanken sowie für uns – bietet.

Mit welchen Ressourcen starten Sie im DIFC?

Wir werden zunächst klein beginnen. Unter der Leitung von Peter Traber, der als General Manager Dubai den Bereich aufbauen wird, werden ein Compliance Officer und ein Administrative Manager im DIFC tätig sein. Unserem Compliance Officer kommt eine wichtige Funktion zu. Das DIFC wird von der Dubai Financial Services Authority (DFSA) beaufsichtigt. Dort gelten international kompatible Vorschriften für Versicherer und Banken, derer sich inzwischen 300 dort niedergelassen haben. Deshalb ist die Einhaltung der Standards durch die Compliance so wichtig. 2009 werden sicher noch ein bis zwei Manager für den Bereich Sales mit an Bord nehmen. Dies aus dem Grund, dass wir mit unserem Business-to-Business (B2B) Modell auf Banken, Versicherungsbroker und unabhängige Vermögensverwalter zugehen, die wir in Partnerschaften als Vertriebskanäle nutzen und die unsere strukturierten Lebensversicherungen dann vermitteln.

Sie haben in ihrem neuen Büro hier in Dubai bislang kein arabisch sprechendes Teammitglied. Ein Nachteil?

Zunächst einmal ist die Geschäftssprache im DIFC laut DFSA-Statuten Englisch, und auch weil wir ein B2B- und kein B2C-Modell verfolgen, sind arabische Sprachkenntnisse in unserem Büro in einem ersten Schritt nicht notwendig.

Wie gehen Sie mit dem B2B-Modell genau vor?

Ganz pragmatisch. Wir werden mit potenziellen B2B-Partnern persönlich in Kontakt treten und unsere Produktpalette vorstellen. Danach folgt die Ausbildung unserer «Verkäufer», wenn Sie so wollen, also der Kundenberater und Relationship Manager. Denn mit unseren Produkten, die sowohl für lokale als auch ausländische HNWIs interessant sind, und mit unserem Netzwerk sind wir weltweit einmalig. Im DIFC sind fast alle globale aufgestellten Banken mit Rang und Namen vertreten, darunter Schweizer Banken, die zu unseren Partnern zählen. Für vermögende Gastarbeiter am Golf, die sogenannten Expats, sind die Lösungen von Swiss Life PPLI auch unter Steueraspekten vorteilhaft, wenn sie später einmal in ihre Heimatländer zurückkehren. Diese Grundkenntnisse müssen jedoch im unterversicherten Mittleren Osten erst einmal kundgetan werden. Deshalb planen wir im Februar 2009 bereits einen grösseren Event hier in Dubai, bei dem wir Bankenvertretern die Produktpalette der Swiss Life PPLI detailliert vorstellen.

Stichwort Gastarbeiter. In den Emiraten mit ihren rund 5 Mio. Einwohnern leben 400’000 iranische Staatsbürger, darunter sehr vermögende Familien. Einige Schweizer Banken nehmen keine Neukunden aus dem Iran mehr auf. Und Sie? Werden Sie iranische Kunden zur Tür weisen?

Wir lehnen keinen Kunden aufgrund seiner Herkunft ab, solange er die Vorgaben der Compliance erfüllt, wie Know-your-customer (KYC), usw. Ein iranischer Resident in Dubai kann nur über eine unserer Partnerbanken ausserhalb des DIFC unsere Produkte erwerben, weil Versicherer im DIFC nur ausserhalb der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), nicht jedoch in den VAE selbständig vermarkten dürfen. Ein Iraner aus Teheran darf durchaus bei uns Kunde werden. Der Iran ist Teil des Mittleren Ostens, den wir von Dubai aus fortan abdecken. Es gibt in diesem Punkt keinerlei Embargo.


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Ihr Branding zielt sehr auf Swissness ab. Glauben Sie, dass Werte wie Qualität, Vertrauen und Zuverlässigkeit international noch der Schweiz zugerechnet werden, nachdem auch die helvetische Bankenbranche, einst Fels in der Brandung, von der Finanzkrise betroffen ist?

Die Schweiz steht noch immer für Werte wie Qualität, Vertrauen und Zuverlässigkeit. Unsere praktischen, guten Erfahrungen, die wir mit unserem neuen Office in Singapur gesammelt haben, zeigen dies. Wir hatten dort ein Inserat in der Zeitung geschaltet und auf einen Schlag 500 Bewerbungen erhalten. Die Erwartungshaltung an Swissness ist weiterhin sehr hoch. Wir antworten darauf mit Verlässlichkeit im operativen Geschäft und vor allem mit Transparenz. Die Gebühren werden dokumentiert, genau wie die exakten Prämienleistungen im Todesfall. Der Markt in Ostasien wird noch sehr von amerikanischen und kanadischen Mitbewerbern dominiert, deren Lösungen in puncto Transparenz mit unseren nicht vergleichbar sind. Die Kunden setzen im jetzigen Marktumfeld auf Sicherheit. Davon können wir als Lebensversicherer profitieren. Was die Baisse an den Aktienmärkten betrifft, so ist es zum jetzigen Zeitpunkt günstig, mit einer Kapitallebensversicherung zu beginnen.

Noch dynamischer als konventionelle Versicherungen wächst der Markt für Scharia-konforme Versicherungen «Takaful». Zurich Financial ist vor Kurzem eine Partnerschaft mit Abu Dhabi National Takaful eingegangen, um diesen Markt zu erschliessen. Wann ziehen Sie nach?

Wir studieren dieses Segment derzeit. Die Ergebnisse dazu möchte ich heute noch nicht vorwegnehmen. Alle Bereiche der Swiss Life-Gruppe halten sich an einen klar strukturierten Produktmanagementprozess, der in drei Phasen untergliedert ist. Wir sind jetzt in Phase eins, in der wird das Potenzial für Takaful untersucht. In den Phasen zwei und drei würden dann, bei positivem Entscheid, Produktentwicklung bzw. -vermarktung folgen.

Ist dies bei einem noch global überschaubaren Takaful-Volumen von 4 Milliarden Dollar und  Wachstumsraten von über 20 Prozent jährlich nicht eine allzu zögerliche Vorgehensweise?

Wir nennen es eine disziplinierte Vorgehensweise.

Rechnen Sie mit Synergieeffekten zwischen den Swiss Life-Standorten Singapur und Dubai?

Auf jeden Fall. Der Nahe und Ferne Osten wachsen wirtschaftlich immer enger zusammen. Einige asiatische Banken in Singapur betreuen auch den Markt in Dubai. Deshalb sehen wir in erster Linie Synergiepotenzial im Bereich Products. Auch spielt Takaful in Singapur eine grosse Rolle, aufgrund der hohen Bankendichte und seiner Nachbarschaft zu den muslimischen Staaten Malaysia und Indonesien als ein Zentrum der Islamic Finance in der Region. Sollten wir also Takaful entwickeln und anbieten, werden sich Synergien ergeben.

Ist mit der Expansion des Bereichs PPLI in Dubai Endstation?

Wir bauen unsere Position als Global Player weiter aus. 2009 werden wir uns nach Irland und nach Lateinamerika orientieren, um das globale Geschäft weiter auszubauen.

Planen Sie Akquisitionen?

Dies ist nicht vorgesehen. Wir wollen in allen Regionen wie bisher organisch wachsen.

Herr Huber, vielen Dank für das Gespräch.





Der Gesprächspartner
Peter Huber (37) ist seit 2008 CEO des Bereichs PPLI bei Swiss Life. Beim grössten Schweizer Versicherer ist Huber bereits seit Oktober 2001 in verschiedenen Funktionen tätig gewesen. Im Geschäftsbereich PPLI arbeitet er seit Oktober 2004 und hatte zunächst die Funktion als Director Marketing & Sales inne. Im September 2005 übernahm er die gesamte Verantwortung über das Geschäft ,PPLI› aus Liechtenstein und seit Januar 2008 ist der der globale CEO des Geschäftsbereiches PPLI.

Die Swiss Life: (Boilerplate)
Die Swiss Life-Gruppe ist einer der führenden europäischen Anbieter von Vorsorgelösungen und Lebensversicherungen. In der Schweiz, in Frankreich und in Deutschland bietet sie über eigene Agenten, Makler und Banken ihren Privat- und Firmenkunden eine umfassende Beratung, verbunden mit einer breiten Produktpalette. International tätige Unternehmen unterstützt Swiss Life mit Personalvorsorgelösungen aus einer Hand. Im Geschäft mit strukturierten Vorsorgeprodukten für eine vermögende internationale Privatkundschaft gehört Swiss Life mit ihren Standorten in Dubai, Liechtenstein Luxemburg, Singapur und der Schweiz zu den führenden Anbietern weltweit.

An der AWD-Gruppe hält Swiss Life eine Mehrheitsbeteiligung. AWD ist ein führender Finanzdienstleister in Europa mit Sitz in Hannover, der Kunden des mittleren und oberen Einkommenssegments eine unabhängige Finanzberatung anbietet. Rund 6300 Berater und aktive Vermittler sind für die AWD-Gruppe in zehn europäischen Ländern tätig.

Die Swiss Life Holding AG mit Sitz in Zürich geht auf die 1857 gegründete Schweizerische Rentenanstalt zurück. Die Aktie der Swiss Life Holding AG ist an der SIX Swiss Exchange kotiert (SLHN). Die Swiss Life-Gruppe beschäftigt rund 9000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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