Philips verkauft Mehrheit an Chipsparte an Finanzinvestoren

Philips könne sich nun voll auf die stabileren Bereiche Medizintechnik und Lifestyle konzentrieren, sagte Konzernchef Gerard Kleisterlee am Donnerstagabend. Die Niederländer hatten nach früheren Angaben auch einen Börsengang der Sparte ausgelotet. Die Philips-Aktie reagierte am Freitagvormittag mit Kursgewinnen.


Philips behält einen Anteil von 19,9 Prozent
Ein Konsortium um Kohlberg Kravis Roberts (KKR), Silver Lake Partners und AlpInvest Partners übernimmt in einem Milliardendeal 80,1 Prozent an der Chipsparte, die zuletzt etwa 16 Prozent zu den Konzernumsätzen beitrug. Philips behält nach eigenen Angaben einen Anteil von 19,9 Prozent. Die Niederländer erwarten nach Steuern und transaktionsabhängigen Kosten, dass der Anteilsverkauf etwa 6,4 Milliarden Euro in die Philips-Kasse spült. Der Geschäftswert der gesamten Halbleiter-Sparte liege bei etwa 8,3 Milliarden Euro.


Philips zweitbester Wert im EuroSTOXX 50
Die Aktie der Koninklijke Philips Electronics stieg am Vormittag zuletzt um 1,98 Prozent auf 26,23 Euro. Damit war sie zweitbest er Wert im EuroSTOXX 50 . Kurz nach Handelsbeginn hatte sie sich um vier Prozent verteuert.


Halbleiter-Geschäft als eigenständiges Unternehmen
«Das Halbleiter-Geschäft hat als eigenständiges Unternehmen alle Chancen, sein Potenzial voll auszuschöpfen», sagte Philips-Chef Kleisterlee. «Als Geschäftspartner werden wir uns weiter stark für den Erfolg des Geschäfts einsetzen.» Der bisherige Philips-Vorstand Frans van Houten werde Chef des Chipunternehmens und verlasse das Philips-Führungsgremium. Van Houten sagte, der bisher namenlose Chipspezialist werde sich auf Halbleiter für Mobile Geräte, Heimanwendungen sowie den Automobilmarkt konzentrieren.


Philips will Anteile an TSMC und LG.Philips abgeben
Im zweiten Quartal steigerte die Halbleiter-Sparte ihren Umsatz um 12 Prozent auf 1,221 Milliarden Euro, im laufenden Quartal sollen die Erlöse im mittleren bis hohen prozentual einstelligen Bereich zulegen. Philips bekräftigte ausserdem, seine Beteiligungen an dem defizitären Flachbildschirm-Hersteller LG.Philips LCD und dem weltgrössten Chipauftragshersteller TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) abgeben zu wollen.


Neues Hauptaugenmerk: Beleuchtung, Medizin- und Haushaltsgeräte
Der niederländische Elektronikkonzern hatte bei seinen Investitionen den Schwerpunkt zuletzt deutlich verschoben. Philips konzentrierte sich immer weniger auf das schwankungsanfällige Halbleitergeschäft und die Verbraucherelektronik. Das Hauptaugenmerk gilt nun Branchen mit höheren Gewinnmargen wie Beleuchtung, Medizin- und Haushaltsgeräte. Hier konkurrieren die Niederländer unter anderem mit Siemens und dem amerikanischen Mischkonzern General Electric (GE).


Bereits vorher Ausgliederung von Halbleiter-Sparten
Philips ist nicht der einzige Konzern, der sich von volatilen Halbleiter-Geschäften trennt. Der weltweit zweitgrösste Handyhersteller Motorola hatte seine Halbleiter-Sparte bereits im Jahr 2004 unter dem Namen Freescale an die Börse gebracht. Seit Dezember 2005 ist der Flashspeicher-Spezialist Spansion des weltweit zweitgrössten Mikroprozessoren-Herstellers AMD an der Börse. Zuletzt hatte der Halbleiter-Hersteller Infineon Anfang Mai sein volatiles Geschäft mit DRAM-Speicherchips ausgegliedert und konzentriert sich nun auf das stabilere Geschäft mit Logikchips. Die neue Gesellschaft Qimonda soll Anfang August an der New Yorker Börse notiert werden. (awp/mc/ar)

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