R.E.M. – “Around The Sun”


Die Single “Leaving New York” war der Appetitanreger, das Album „Around The Sun“ vermag die hohen Erwartungen zu erfüllen. R.E.M. melden sich mit einem wunderbar melancholischen Album zurück.

Von Patrick Gunti

Die Band aus dem US-Bundesstaat Georgia hat längst einen Status erreicht, bei dem eine riesige Fangemeinde weltweit sich zu Wort meldet, um ein Album, einen Song, einzelne Passagen und Texte zu beurteilen. Wenn Stipe, Mills und Buck etwas Neues produzieren, werden die über alle Massen verehrten Herren stets an ihren Alben „Up“ oder „Automatic For The People“ gemessen. Da ist es nicht leicht, die Erwartungen zu erfüllen – es ist praktisch ausgeschlossen. Während „Around The Sun“ einen Teil der Fangemeinde als „mutlos“ abqualifizieren wird, feiert ein anderer Teil das Werk als das beste seit zehn Jahren.

Schlicht nur schön
Nun – vor allem in Anbetracht – wie hoch die Messlatte liegt, ist „Around The Sun“ ein hervorragendes Album. Was nach „Leaving New York“ – einer Hommage an den Big Apple – zu erwarten war, setzt sich in den 12 restlichen Songs des Albums fort: Melancholie pur, aber nie traurig- schlicht nur schön.

„Sie sprechen eine Sprache, die wir nicht verstehen“
„Electron Blue“ überrascht mit elektronischen Beats, „The Outsiders“ ist ein cooler Song, bei dem „Q-Tip“ ein paar Zeilen zum Besten gibt, „Make It All Okay“ eine mit dem Piano unterlegte Ballade, „Final Straw“ hat alle Zutaten eines „modernen Protestsongs“, ihre Antipathie gegenüber US-Präsident Bush, für dessen Abwahl sie sich einsetzen, äussert sich im Song „I Wanted To Be Wrong“ („Wir kommen den Verbündeten nicht näher, sie scheinen ein bisschen verärgert zu sein und sprechen eine Sprache, die wir nicht verstehen“). „Wanderlust“ ist etwa das „fröhlichste“ Stück, während die restlichen Songs des Albums mit Ausnahme des leicht schrägen „High Speed Train“ wieder „auf Linie“ sind.

Stark von der Weltlage beeinflusst
In Anbetracht der Weltlage war von einer „politischen Band“ wie R.E.M. wohl genau ein Album wie „Around The Sun“ zu erwarten. In einem Interview erklärte Michael Stipe im Vorfeld der Veröffentlichung: „Das Album ist stark von der derzeitigen Weltlage beeinflusst. Als Amerikaner in der jetzigen Zeit fühle ich mich wie der wütendste Pazifist der Welt, aber ich weiss, dass ich nicht allein bin. Die politische Weltlage hat grossen Einfluss auf mein Songwriting gehabt, aber trotzdem ist „Around The Sun“ kein deprimierendes Album.“ So ist es, Meister… (Vertrieb: WARNER MUSIC)


K.D. Lang – “Hymns Of The 49th Parallel” 
Mit „Hymns Of The 49th Parallel“ erfüllt sich die kanadische Singer-/Songwriterin K.D. Lang einen lange gehegten Traum, nämlich die Kreation eines kanadischen Songbooks, das einige der besten kanadischen Songwriter versammelt, die gemeinhin für Amerikaner gehalten werden.

Dazu gehören Neil Young, Joni Mitchell, Leonard Cohen, Bruce Cockburn, Ron Sexsmith, Jane Siberry und natürlich K.D. Lang selbst. „Diese Songs sind Teil meiner kulturellen Substanz,“ so Lang. „Sie sind mein kanadischer Soundtrack und haben meine musikalische DNA geprägt. Mit „Hymns Of The 49th Parallel“ möchte ich die profunde Wirkung herausstellen und ehren, die die Songs auf mich hatten. Mein Ziel war es, sie so aufrichtig, rein und wahrhaftig zu singen, wie ich sie zum ersten Mal gehört habe, mit Respekt den Songs und ihren Komponisten gegenüber… als Hymnen… eben als Loblieder.“

Naturalismus der kanadischen Songwriter
Lang setzt ihr Vorhaben wunderschön in die Tat um. Highlights des Albums sind der Opener von Neil Young aus dem Jahre 1970 „After The Gold Rush“, „A Case Of You“ von Joni Mitchell aus dem Jahre 1971, Leonard Cohens „Hallelujah“ aus dem Jahre 1985 oder ein weiterer Song von Neil Young, „Helpless“. Was die Fans erwartet, zeichnet sich schon auf dem Bild des Booklets ab, einer minimalistischen, winterlichen Pastorale. Für Lang stellt das Bild eine perfekte Analogie des Naturalismus der kanadischen Songwriter dar. Der Naturalismus der Songs zeigt sich musikalisch in schlichter Schönheit, karg instrumentiert und mit Langs gefühlvoller Stimme im Mittelpunkt. Ein Album für die kommenden Winterabende… wie es sie nördlich des 49. Breitengrads so zahlreich gibt.

Nördlich des 49. Breitengrads…
Der Titel des Albums führt daher, dass Kanada am 49. Breitengrad beginnt. So wurde es im Jahre 1818 in Verhandlungen mit den noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika festgelegt. Nördlich dieser Linie beginnt ein Land so gross wie Europa, das 1931 durch den «Statut von Westminster» seinen Status als Kolonie von England verlor und erst seit 1982 durch ein Verfassungsgesetz staatsrechtlich von der englischen Krone unabhängig wurde. (Vertrieb: WARNER MUSIC)

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