Ralph P. Sauser, CEO AAM Privatbank

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Sauser, seit dem 1. September 07 tritt die frühere ATAG Asset Management als AAM Privatbank am Markt auf. Was war der Grund für diesen Wechsel und was hat sich seither verändert?

Ralph P. Sauser:
Es war uns schon lange ein Anliegen, auch rechtlich im Markt als das aufzutreten, was wir de facto längstens sind: eine Privatbank. Zu unserem 90. Geburtstag haben wir diesen Wandel nun auch rechtlich vollzogen. Unser dringlichstes Anliegen war aber, unsere Dienstleistung  nunmehr auf einem noch höheren Niveau anbieten zu können.



«Der Bedarf an hoch qualifizierten Dienstleistungen aus dem Finanzplatz Schweiz ist jenseits der Grenze nach wie vor enorm.» Ralph P. Sauser, CEO AAM Privatbank


Unsere bestehende und insbesondere auch potenzielle Kundschaft profitiert nun von einem gezielter ausgebauten Dienstleistungsangebot, während wir intern unseren Mitarbeiterstab bereits um einige hoch qualifizierte Personen ergänzen konnten, auf die wir ohne Bankstatus hätten verzichten müssen. Hinzu kommt ein ganz klarer, allgemeiner Imagegewinn, der vor allem bei unseren ausländischen Kunden und Interessenten, welchen wir seit Mitte 2007 verstärkte Aufmerksamkeit widmen, bislang eine hervorragende Resonanz auslöste.


Durch den neuen Status als Privatbank werden die Wachstumsziele dieses attraktiven Segmentes auch auf die AAM übertragen. Welche Wachstumsziele hat die AAM Privatbank in welchen Kundensegmenten?


Die AAM Privatbank will eine Wertsteigerung der Kundenvermögen durch Investitionsgewinne von durchschnittlich 5% erreichen. Der Netto-Neugeldzufluss soll ebenfalls 5% unserer bestehenden Kundenvermögen betragen. Erreichen werden wir diese Ziele einerseits durch eine verstärkte Wahrnehmung in der Schweiz sowie andererseits durch einen Ausbau und eine Erschliessung ausgewählter europäischer Märkte. Der Bedarf an hoch qualifizierten Dienstleistungen aus dem Finanzplatz Schweiz ist jenseits der Grenze nach wie vor enorm.


Seit dem Jahr 2000 ist die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) die alleinige Aktionärin der AAM. Wie beeinflusst die Neuausrichtung als Privatbank dieses Besitzverhältnis, wird es in Zukunft weitere Aktionäre geben?


Die BLKB als Alleinaktionärin war für unsere Kunden und Belegschaft von Anfang an ein Gewinn und zeichnet sich bis heute durch eine sehr konstruktive Zusammenarbeit aus. Potenzielle Kunden bekommen durch das Standard & Poors AAA-Rating unserer Muttergesellschaft zusätzliches Vertrauen in die AAM. Ausserdem konnten unsere Administration deutlich entschlackt und  auch neue aufsichtsrechtliche Projekte vereinfacht im Verbund mit der BLKB angegangen werden.


Die enge Bindung zur BLKB hatte auch zur Folge, dass Sie beim Bankensystem von Avaloq auf das RTC-System wechseln müssen. Technologisch dürfte dies ein Rückschritt sein. Was sind die Vorteile des Wechsels auf das System der BLKB?


Den Grundsatzentscheid für eine Umstellung des Systems fällten wir bereits im Jahre 2005. Da unsere Kunden von den zusätzlichen Synergien und der verstärkten Transparenz profitieren konnten, haben wir uns für die  IBIS/eAmis Lösung entschieden. Nach den üblichen Migrationswirren zu Beginn dieses Jahres haben insbesondere unsere Portfoliomanager und Kundenberater mit dem Front-System eAmis neue hilfreiche Auswertungstools erhalten, die unser altes System nicht bieten konnte.


Welche zusätzlichen Synergien können Sie in der Zusammenarbeit mit der BLKB realisieren?


Neben den bereits erwähnten Synergien konnten vor allem Kosten eingespart werden.


Zum Start der neuen Privatbank geben Sie Ihren Kunden mit einem Vermögen ab 1 Million CHF eine «Honorar-zurück-Garantie», falls die gemeinsam definierten Kriterien nicht erfüllt werden. Wie hoch sind die Rückstellungen, die Sie machen müssen für diese Garantie und wie ist das Angebot von den Kunden aufgenommen worden?


Die seit Jahren hohe Zielerreichungsquote bei der Erfüllung unseres Dienstleistungsauftrags gegenüber unserer Kundschaft gibt uns das Vertrauen, nur bescheidene Rückstellungen bilden zu müssen. In erster Linie ist die «Geld-zurück-Garantie» ein Versprechen an unsere Kunden, die zu Recht einen hohen Anspruch an die Qualität unserer Dienstleistungen stellen. Gleichzeitig widerspiegelt dieses Konzept das eigene Vertrauen in unsere hohen Qualitätsstandards.


Da dieser Vergütungsansatz aber neu für den Markt ist, werden wir wohl erst Ende 2008 Erfahrungen mit den einerseits finanziellen und andererseits emotionalen Konsequenzen dieser Lösung haben.


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Als die drei Kernkompetenzen der AAM Privatbank führen Sie «Advisory», «Engineering» und «Selection» auf. Was hat man sich darunter vorzustellen?


Advisory – ganzheitliche Beratung und Betreuung – ist die Kernkompetenz einer Privatbank schlechthin. Aber auch hier wollen wir uns, nicht zuletzt durch die Money-back Garantie ständig verbessern und die Kundenbedürfnisse auch effektiv ins Zentrum unseres Handelns stellen.


Mit Engineering möchten wir unsere Kompetenzen als Baumeister oder Architekt der Kundenportfolios verstanden wissen. Gemeinsam wird das Vermögenshaus geplant, strukturiert und nur mit best-in- class Produkten angereichert.


Damit ist auch die dritte Kernkompetenz angesprochen. Unter Selection verstehen wir die unverrückbare Unabhängigkeit in der Produktselektion. AAM Privatbank kennt bewusst keine Hauseigenen Anlagefonds, sondern evaluiert in einem mehrstufigen aufwändigen Selektionsprozess die erfolgsversprechendsten und  interessantesten Fondsprovider, Produktanbieter und Manager von alternativen Anlageinstrumenten.



«Nicht nur seitens der EU steht die Schweiz unter Dauerfeuer, auch die OECD lässt ihre Muskeln spielen. Auf der Sünderliste des OECD Forums gegen schädliche Steuerpraktiken steht die Schweiz als einziges Land.»&


Im Vertrieb des CG-Global Sustainable Fund of Funds arbeiten Sie eng mit der Care Group zusammen. Wie sieht hier die Arbeitsaufteilung aus, und welche konkreten Ergebnisse hat die Zusammenarbeit bisher gebracht?


Wir vertreiben den Fonds gemeinsam und sind auch im Anlageausschuss gemeinsam vertreten. Der Fonds investiert in die besten Fonds aus dem Segment der Nachhaltigkeit und hat zum Ziel, den MSCI World Index zu übertreffen. Dies ist in jedem Jahr seit der Lancierung im November 2003 nachhaltig gelungen. Das Fondsvolumen hat sich in den letzten 2 Jahren verdoppelt.


Der Begriff Nachhaltigkeit ist immer mehr zum Modewort geworden und es ist nicht einfach, in diesem Segment den Überblick zu behalten. Alleine in Europa gibt es über 800 Anlagevehikel in diesem Segment, ein Universum, das grösser ist als der schweizerische Aktienmarkt. Dies bedingt einen strukturierten Selektionsprozess. Die Aufgabenteilung zwischen unseren Firmen und die Kombination der Kernkompetenzen für diesen Prozess sind ideal: Care Group im Bereich der Nachhaltigkeit und AAM in der Fondsselektion.


Die EU macht immer wieder Druck auf den Bankenplatz Schweiz, zum Beispiel wegen dem  Bankkundengeheimnis oder der kantonal geregelten steuerlichen Bevorzugung von Holdings. Wie soll sich die Regierung und allen voran Hans-Rudolf Merz in dieser Situation verhalten?


Es ist in der Tat ein zunehmender Druck auf das Schweizer Bankkundengeheimnis zu spüren. Beispielsweise erklärt sich die Schweiz im Betrugsdossier der Bilateralen II in Verfahren wegen Hinterziehung indirekter Steuern zur Inländerbehandlung bereit. Aber nicht nur seitens der EU steht die Schweiz unter Dauerfeuer, auch die OECD lässt ihre Muskeln spielen. Auf der Sünderliste des
OECD Forums gegen schädliche Steuerpraktiken steht die Schweiz als einziges Land.


Bundesrat Merz hat da natürlich einen schwierigen Stand, leistet aber meiner Meinung nach eine gute Arbeit. Vermutlich sollte man sich im Bundesrat darauf konzentrieren, das, was noch vom Bankgeheimnis übrig geblieben ist, tatsächlich zu schützen.


Seit der Hypothekarkrise in den USA sehen Experten wie der Finanzökonom Darrel Duffie eine stärkere Hinwendung vom Investmentbanking zum Private Banking als mögliche Lösung für die Zukunft. Das dürfte den Konkurrenzdruck auf kleinere Privatbanken noch erhöhen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung und wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Privatbanken-Landschaft in der Schweiz entwickeln?


Auf den ersten Blick mag es so erscheinen, als sei die aktuelle Krise vor allem auf fehlende Kompetenz zurück zu führen. Allerdings sollte man den Profitdruck einer börsennotierten Bank nicht unterschätzen. Die CEO’s sind Angestellte, keine Eigentümer und haben jeweils einen Horizont bis zum nächsten Quartalsbericht. Unter einem solchen Erfolgsdruck werden teilweise grosse Risiken eingegangen. Die Hypothekarkrise ist nicht die erste Finanzkrise und wird sicher auch nicht die Letzte sein.


Der Konkurrenzdruck im Privatkundengeschäft hat sich allgemein erhöht, und das nicht erst seit der Hypothekarkrise. Gefragt sind nachhaltige, ertragreiche Dienstleistungen bei voller Kostentransparenz, begeisterungsfähige Mitarbeiter, geregelte Finanzen und ein auf höchstem Niveau agierendes Know-how. Wir sind davon überzeugt, diese Voraussetzungen mitzubringen und zusammen mit unserer starken Aktionärin und der Erlangung des Bankenstatus unseren Kunden eine solide Grundlage und ein attraktives Dienstleistungsangebot bieten zu können.


Nebst den bekannten Zentren für das Private Banking haben sich in den letzten Jahren neue Anbieter wie Dubai oder die boomenden Städte Asiens ins Spiel gebracht. Was heisst das für die traditionellen Privatbanken in der Schweiz und mit welchen Mitteln können diese im stärker werdenden Wettbewerb bestehen?


Dubai und Asien haben in der Vergangenheit den bestehenden Banken enorme Zuwächse gebracht und es ist davon auszugehen, dass dieser Geldstrom in den nächsten Jahren eher zu- als abnehmen wird. Aus diesem Grund entschlossen sich viele etablierte Banken, ihre Dienstleistungen vor Ort anzubieten.


Für uns sind diese Märkte nicht unser primäres Wachstumsziel. Wir sehen unsere Chancen im Heimmarkt, im angrenzenden Ausland und ausgewählten osteuropäischen Ländern. Wir sind davon überzeugt, gerade hier einige Alleinstellungsmerkmale zu haben, um unseren Kunden eine sehr solide und erfolgreiche Dienstleistung anbieten zu können.


Zum Schluss des Interviews haben Sie noch zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?


Ich wünsche dem Finanzplatz Schweiz wieder mehr Selbstvertrauen und Besinnung auf die eigenen Stärken und Vorteile. Wir brauchen dieses Selbstbewusstsein, um uns in Zukunft gegenüber der Konkurrenz zu differenzieren.


Darüber hinaus wünsche ich mir, dass die AAM Privatbank für unsere bestehenden und neuen Kunden ihre Rolle als «der Vermögensarchitekt» weiter ausbauen und auch zukünftig eine wichtige Rolle bei Finanzentscheiden einnehmen kann. Dafür sind wir gerüstet und daran arbeiten wir.






Der Gesprächspartner
Ralph P. Sauser, geboren 25. September 1956

Ausbildung:
– 1978-1983 Studium Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel
– 1983 Abschluss lic.rer.pol.
– 1984 University of North Carolina (USA), Post graduate courses
– 1988/89 Portfoliomanager/Analysten Ausbildung SBV, Dipl. Portfoliomanager SBV
– 1990/91 Ausbildungszentrum für Experten der Kapitalanlagen (AZEK)
– 1991 Eidg. dipl. Finanzanalytiker und Vermögensverwalter / CEFA
– 2006/07 Management Ausbildung für obere Führungskräfte HSG St.Gallen

Berufserfahrung:
– 1 Jahr Chemieunternehmung USA und Brasilien
– 3 Jahre Auslandbank Zürich Institutionelle Anleger
– 8 Jahre Grossbank Zürich Senior Portfoliomanager und Leiter Portfoliomanagement Zürich und New York

13 Jahre AAM Privatbank AG
– 1994-1996 Niederlassungsleiter, Hauptsitz Leiter Strategiekomitee der Gesamtunternehmung
– Chief Investment Officer (CIO)
– Senior Kundenberater
Ab 1.1.1997 Leiter Privatkunden Gesamtunternehmung
5 Standorte und Tochtergesellschaften
Mitglied der Geschäftsleitung

Seit 1.4.2003 CEO, Vorsitzender der Geschäftsleitung

Mandate:
6 VR Mandate (3 Tochtergesellschaften, 1 Unternehmensberatung, 2 Industrieunternehmungen)

Sprachen: D, E, F

AAM Privatbank
Die AAM Privatbank ist eine unabhängige Privatbank mit Standorten in Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich sowie einer Vermögensverwaltungsgesellschaft in Luxemburg. 1917 wurde die ATAG Allgemeine Treuhand AG gegründet, 1991 erfolgte die Ausgliederung aus der Gruppe ATAG Ernst & Young und die Verselbstständigung unter dem Namen ATAG Vermögensverwaltung AG. 1997 folgte der Namenswechsel zur Einheitsbezeichnung ATAG Asset Management. Die AAM gehört seit dem Jahr 2000 zur Gruppe der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB). Die BLKB wird von Standard & Poor’s mit dem Höchstrating AAA bewertet. 2007 beantragte die AAM bei der Eidgenössischen Bankenkommission den Bankenstatus, der am im Juli 2007 erteilt wurde. Mit dem Statuswechsel erfolgte gleichzeitig per 1. September 2007 die Umfirmierung in AAM Privatbank AG.

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