RBA für Finnova und gegen IBIS

Die RBA-Gruppe wird wohl bald geschlossen auf die Kernbankensoftware Finnova wechseln. Endgültig besiegelt wird der Entscheid für eine neue Kernbankenlösung zwar erst an einer Mitgliederversammlung am 26. November, doch inside-it.ch weiss, dass die Würfel gefallen sind. «RBA verhandelt nur noch mit einem Anbieter: Mit Finnova», so ein Insider am Rande des Finance Forum zu inside-it.ch. Weitere Quellen bestätigen, dass ein Entscheid für die Lenzburger Kernbankenlösung Finnova und damit gegen die erneuerte Lösung IBIS von RTC vorgespurt ist und nur noch der formellen Bestätigung bedarf. RBA-Sprecher Stefan Kaspar sagt allerdings: «Es ist noch kein Entscheid gefallen. Die RBA-Banken werden am kommenden 26. November darüber befinden.»
 
Noch nichts unterschrieben
Doch hinter den Kulissen sei die Sache geritzt, versichern die Informanten. Es sei «glasklar», dass die fünfzig Regionalbanken auf Finnova wechseln  werden, sagte ein weiterer Insider. Die Verwaltungsräte der beiden führenden RBA-Mitglieder Valiant und Clientis hätten sich auf Finnova geeinigt. Das OK an der Pool-Mitgliederversammlung wird als reine Formsache betrachtet, da Valiant und Clientis zusammen die erforderliche Stimmkraft erreichen, um einen Entscheid durchzusetzen. Bis jetzt sind die Verhandlungen mit Finnova allerdings noch nicht zur Unterschriftsreife gediehen. RBA wollte diese Informationen nicht weiter kommentieren.
 
Erst vor wenigen Tagen hat der Berner ‹Bund› berichtet, dass die RBA-Gruppe wahrscheinlich bei IBIS bleiben werde. Dies wird unter anderem damit begründet, dass Entris – das Anfang Jahr gegründete Joint Venture der Berner Kantonalbank (BEKB) und der RBA-Holding – seine Business-Process-Outsourcing-Dienste auf Basis von IBIS anbietet. Verschiedene Gesprächspartner bezeichneten den Bericht allerdings als «politisch».
 
RTC will neue Bankkunden
Wie es mit dem Hersteller von IBIS, dem Berner IT-Dienstleister RTC, weitergehen wird, ist unklar. RTC hat seit August 2007 sieben Kunden verloren. Laut offiziellen Angaben werden die Berner und die Jurassische Kantonalbank (BCJ) – die einzigen verbliebenen Kunden abgesehen von der kleinen Sparkasse Bundespersonal – im nächsten Frühling die seit langem erwartete neue Version von IBIS einführen. In der Szene zweifelt man unterdessen zwar nicht mehr daran, dass die Software-Erneuerung glücken wird. Doch es bleibt Tatsache, dass RTC keine weiteren Kunden haben wird. Deshalb wird angenommen, dass RTC in Zukunft bloss interner Informatik-Dienstleister der BEKB und allenfalls der BCJ sein wird.&
RTC-Sprecher Herbert Stadler widerspricht allerdings. Mit der Lancierung der neuen IBIS-Version im nächsten Jahr sei auch die Hoffnung verbunden, dass neue Bankkunden hinzugewonnen werden können. Den Entscheid der RBA-Gruppe könne er nicht kommentieren, da RTC nicht konsultiert werde.
 
Landschaft der Bankendienstleister wird durchgeschüttelt
Tatsächlich ist die Zukunft von IBIS mit nur zwei Banken als Kunden in Frage gestellt. Denn die Kosten für Betrieb, Unterhalt und vor allem funktionale und technologische Weiterentwicklung der Plattform werden auf nur zwei Schultern verteilt sein, sollte RTC nicht weitere Kunden gewinnen können. Angesichts des enorm hohen und weiter steigenden Anteils der Informatik an den Gesamtkosten einer Bank, schlagen diese normalerweise direkt auf die Profitabilität eines Finanzhauses durch.
 
Mit dem Entscheid von RBA für Finnova wird die Landschaft der IT-Dienstleister für Banken einmal mehr kräftig durchgeschüttelt. Offen ist das Schicksal der Berner RTC, offen ist aber auch, wer langfristig den BPO-Auftrag (Business Process Outsourcing, beispielsweise das Erledigen des Zahlungsverkehrs) der RBA-Banken gewinnen wird. Sowohl IBM wie auch die Swisscom-Tochter Comit wären wohl nur zu gerne bereit, Teile von RTC und / oder des RBA-Gemeinschaftswerks Entris zu übernehmen? (inside-it.ch/mc)

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