Ringier interessiert sich für «Le Monde»

Ringier wolle sich überlegen, welche neuen Formen der Zusammenarbeit möglich seien, sagte Estermann der Nachrichtenagentur SDA. «In welcher Art auch immer.» Es gibt heute bereits eine Schnittstelle von Ringier und «Le Monde»: Ringier ist an der Westschweizer Zeitung «Le Temps» mit 47% beteiligt, «Le Monde» mit 2%. Weil man schon ein gemeinsames Engagement habe, wolle man sich diesen Partner natürlich genauer ansehen, so Estermann weiter.


Finanzielle Schieflage
Die linksliberale «Le Monde» gilt neben dem «Figaro» als wichtigste meinungsbildende Zeitung Frankreichs. Wirtschaftlich steht das Blatt jedoch am Abgrund: Seit 2002 hat das Weltblatt ein Defizit von über 200 Mio EUR erwirtschaftet. Allein im Jahr 2009 schrumpfte die Auflage um 4,3% auf knapp 290’000 Exemplare. Die finanziell angeschlagene Zeitung sucht dringend einen Käufer. Die Mehrheit am Traditionsblatt halten die Journalisten selber, die «Société des rédacteurs du Monde». Kommt es zu der benötigten Kapitalerhöhung, werden die Redaktoren erstmals die Kontrolle über das Blatt verlieren.


Kapitalerhöhung: Lagardère winkt ab
«Mit einem Beitrag neuer Investoren von 60 bis 70 Mio EUR kann die Gruppe ihre Entwicklung wieder aufnehmen», erklärte Generaldirektor David Guiraud dem «Journal du Dimanche» vom Samstag. Bisher haben fünf Investoren Interesse gezeigt, über eine Kapitalerhöhung in die Gruppe La Vie-Le Monde einzusteigen. Andere sind in Lauerstellung. Der an der «Monde» beteiligte Medienkonzern Lagardère will an der Kapitalerhöhung nicht teilnehmen.


Angebotsfrist bis 15. Juni
Als Favorit galt bisher die spanische Prisa-Gruppe («El Pais»), die schon 15,01% hält. Der Chef des Pariser Nachrichtenmagazins «Le Nouvel Observateur», Claude Perdriel, will 60 Mio EUR für 60% der Anteile hinlegen. Der italienische Medienzar Carlo de Benedetti («L’Expresso») steht bereit, und bei der Sitzung des «Monde»-Aufsichtsrates am Freitag präsentierte sich zudem ein kapitalkräftiger Dreierbund aus dem Kulturinvestor Pierre Bergé, seinem Partner Matthieu Pigass und dem Gründer des Internetanbieters Free, Xavier Niel. Die Kandidaten müssen bis zum 15. Juni ein festes Angebot vorlegen. (awp/mc/ps/03)

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