Sarasin untersucht soziale und ökologische Herausforderungen im Bankensektor

Soziale und ökologische Nachhaltigkeit rückt in der Finanzwirtschaft immer mehr ins Zentrum. Neben vielen anderen Wirtschaftsbereichen legen daher auch Banken stärkeren Wert auf eine nachhaltige Unternemensführung. Die neue Studie der Bank Sarasin «Ist Ihre Bankverbindung nachhaltig? ? Eine Analyse von Umwelt- und Sozialaspekten bei Grossbanken» untersucht, inwiefern dieser nachhaltige Ansatz tatsächlich umgesetzt wird. Die britische HBOS erzielt hierbei herausragende Ergebnisse, auch ABN AMRO, HSBC und UBS erhalten gute Bewertungen. Schlechter schneiden beispielsweise die Deutsche Bank oder Citigroup ab.


In der Studie werden 14 internationale Grossbanken danach beurteilt, inwiefern sie Kunden über Risiken und Kosten aufklären, Interessenskonflikten begegnen und negative Umwelt- und soziale Auswirkungen bei Finanzierungen von Unternehmen vermeiden. Darüber hinaus wird analysiert, ob alle Vorschriften für das Bankgeschäft eingehalten werden und wie es um die Sicherheit der Arbeitsplätze steht. Die tatsächliche Umsetzung der Kriterien scheint bei vielen Banken noch in weiter Ferne zu liegen. So ist die Diskrepanz zwischen reinen Lippenbekenntnissen und einer nachhaltigen Unternehmensführung trotz deutlicher Fortschritte bei den meisten Banken weiterhin vorhanden.


UBS vorne mit dabei
Hervorragend fällt die britische HBOS auf. Ihr Einsatz für kleine und mittelständische Unternehmen und die Finanzierung des sozialen Wohnungsbaus führen zu diesem Ergebnis. Positiv bewertet werden ebenso ihr etabliertes Nachhaltigkeitsmanagement, die Förderung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien sowie ihre Maxime, in potentiell kritischen Bereichen keine Kredite zu vergeben. Ein überzeugendes Gesamtbild bieten auch ABN AMRO, HSBC und UBS, die klar überdurchschnittliche Nachhaltigkeitsbewertungen erreichen. Die UBS schneidet im Vergleich zu den anderen Banken hinsichtlich der Arbeitsplatzsicherheit bei Akquisitionen erfreulich ab. Dies aufgrund ihrer Strategie, keine ausländischen Banken zu kaufen, um diese zu restrukturieren oder gar zu filetieren. Es waren gerade solche Restrukturierungen von akquirierten ausländischen Tochtergesellschaften, die in den vergangenen Jahren viele Arbeitsplätze bei Banken kosteten. Ausserdem hat die UBS ein sehr gutes Risikomanagement und verfolgt ? zumindest ansatzweise ? Umweltaspekte auch im Investment Banking. Damit ist sie den anderen Banken in der Führungsgruppe einen Schritt voraus.


CS: Einzelne viel versprechende Konzepte
Obwohl sich Bank of America, BNP Paribas, Credit Suisse und Santander Central Hispano nur im Mittelfeld bewegen, fallen sie immerhin mit einzelnen viel versprechenden Konzepten auf. Die Credit Suisse etwa will mit Salärvergleichen die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen ausgleichen. Die übrigen sechs Banken können sich nur im unteren Drittel des Rankings positionieren, darunter die Deutsche Bank, Citigroup und UniCredito. Allerdings betont die Studie, dass sich auch die letztplatzierten Finanzinstitute in den vergangenen Jahren in Bezug auf die Nachhaltigkeit positiv entwickelt haben.


Nachhaltigkeit: Sinnvoll für Reputation und Aktienkurs
Der Bankensektor ist die grösste Branche am Aktienmarkt. Investoren kommen um Bankaktien kaum herum und prüfen diese auch auf Nachhaltigkeit. Vertrauen gilt als Voraussetzung. Besonders die Bankenbranche fiel jedoch in den vergangenen Jahren durch negative Schlagzeilen, so zu Filialschliessungen oder massiven Stellenstreichungen, auf. Um das Image nicht weiter zu schädigen, hat die Entwicklung im Bankenbereich hinsichtlich einer nachhaltigen Ausrichtung zugenommen. Die frühzeitige Berücksichtigung von sozialen und ökologischen Aspekten ist dabei nicht nur für die Reputation, sondern auch finanziell sinnvoll. Dies widerspiegelt auch der Aktienkurs: Banken, die im Nachhaltigkeitsrating sehr gut abschneiden, haben sich in den vergangenen Jahren besser entwickelt. Darüber hinaus sichert eine nachhaltige Personalführung langfristig die Mitarbeiterbindung und die Attraktivität der Bank als Arbeitgeber.

Risiken erkennen und vermeiden
Der falsche Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit kann Risiken bergen. So ist es finanziell problematisch, wenn Umweltprobleme bei Projekten zu spät erkannt werden oder Kunden abwandern, weil sie sich unzureichend beraten fühlen. Auch kann sich aufgrund von schlechter Reputation die Neukundenakquisition kompliziert gestalten. Nachhaltigkeit bedeutet, nicht nur gute Konzepte vorzulegen, sondern diese auch umzusetzen. Zwar ist die Umsetzung immer mit Aufwand verbunden, jedoch wiegt der wirtschaftliche Erfolg den verantwortungsvollen Umgang mit Umwelt- und sozialen Risiken deutlich auf. Gezieltes Nachhaltigkeitsmanagement, wie es die HBOS schon betreibt, sorgt demnach sowohl bei der Bank als auch bei ihren Investoren für einen hervorragenden Ruf und stärkt so die Bank langfristig. (Sarasin/mc)

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