SBB: Stark gestiegener Verlust; Massnahmen im Bereich SBB Cargo vorgeschlagen

Der Semesterverlust verdoppelte sich im Vergleich mit der Vorjahresperiode auf 36,6 (18,2) Mio CHF, wie einer Medienmitteilung am Dienstag zu entnehmen ist. Massgebend für den höheren Halbjahresverlust seien die gestiegenen Betriebskosten im Personenverkehr, tiefere Margen pro Nettotonnenkilometer im Güterverkehr und sinkende Leistungen der öffentlichen Hand. Zusätzlich belasten die Rückstellungen für die Pensionskasse im Umfang von 66 Mio CHF im ersten Halbjahr 2005 nach wie vor die Rechnung.


Negatives Jahresergebnis erwartet
Für das Gesamtjahr 2005 geht die SBB von einem negativen Konzernergebnis aus.Das Betriebsergebnis vor FER 16 (Rückstellungen für die Pensionskasse) belief sich auf 57,2 (96,4) Mio CHF, nach FER 16 resultierte ein negatives Betriebsergebnis von 8,8 (VJ +23,9) Mio CHF. Der EBIT betrug -0,1 (25,7) Mio CHF.


Tarifmassnahmen haben zu wenig gegriffen
Insgesamt wurden in den Zügen der SBB nach provisorischen Zahlen 6’519 Mio Personenkilometer (+6,1%) zurückgelegt. Im Personenverkehr wird ein um 7,3% höherer Verkehrsertrag von 997,1 Mio CHF ausgewiesen. Die Mehrerträge durch zusätzliche Reisende und die vorgenommenen Tarifmassnahmen vermochten indes die Mehrkosten der Bahn 2000 nicht vollumfänglich zu kompensieren. Erstmals wird die Rechnung 2005 durch die Anhebung der Trassenpreise um insgesamt 60 Mio CHF für den Personenverkehr belastet. Im Halbjahresabschluss ist die Hälfte dieser Summe enthalten.


Mehr Güterverkehr
Auch im Güterverkehr resultierte eine höhere Verkehrsleistung (+13,5 % auf 5’704 Mio Nettotonnenkilometer). Der Verkehrsertrag verminderte sich allerdings um 4,3% auf 477,8 Mio CHF. Veränderungen in der Kundenstruktur sowie die Erhöhung der Gewichtslimite im Strassenverkehr auf 40 Tonnen hätten den Druck auf die Preise erhöht, so die SBB. Parallel seien die Subventionen des Bundes für den Wagenladungsverkehr reduziert worden. Insgesamt hätten sich die Rahmenbedingungen für die Bahn verschlechtert. Dies führte zu einer Abnahme der Erträge pro Nettotonnenkilometer um 4,3%.


Ausgeglichenes Ergebnis 2007 angepeilt
Die SBB geht davon aus, dass der Güterverkehr das Jahr 2005 mit einem substantiellen Verlust abschliessen wird. Damit werde die nach wie vor zentrale Zielsetzung des Rechnungsausgleichs zeitlich verzögert. SBB Cargo prüfe deshalb ein Massnahmenpaket, das die Voraussetzungen schaffe, das Ziel eines ausgeglichenen Unternehmensergebnisses 2007 zu erreichen, heisst es in einer separaten Medienmitteilung von SBB Cargo am Dienstag. Das gesamte Wirkungspotential der geplanten Massnahmen betrage rund 8% der heutigen Kosten.

«Fokus» ohne Bundessubventionen
Mit dem Projekt «Fokus» will SBB Cargo den flächendeckenden Wagenladungsverkehr stärker auf die Standorte und Bedürfnisse der verladenden Wirtschaft ausrichten. Ziel sei, diesen Verkehr eigenwirtschaftlich und ohne Bundessubventionen betreiben zu können.


Service Rollmaterial zu hoch
Als weitere Massnahme sollen die Kosten für die nicht operativ tätigen Bereiche stark gesenkt werden. Diese Kosten betragen gemessen an den Betriebskosten knapp 20%. Die geplante Fokussierung des Wagenladungsverkehrs wird zu einer Reduktion der Fahrzeugflotte von SBB Cargo führen. Dies vermindert die Auftragsvolumina für den Bereich Service Rollmaterial. Das derzeitige Kostenniveau des Bereiches Service Rollmaterial betrachtet SBB Cargo als zu hoch.


Peronalauswirkungen noch nicht bekannt
In den kommenden Monaten stehen Gespräche zum Projekt «Fokus» an. Entscheide sollen vor Ende November gefällt werden. Die Umsetzung ist auf Ende Mai 2006 vorgesehen. Die genauen Auswirkungen auf das Personal seien zum jetzigen Zeitpunk noch nicht abschätzbar. SBB Cargo geht aber in jedem Fall von einem Stellenabbau aus. (awp/mc/th)

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