Schweizer Immobilienmarkt: Weiterhin hohe Leerstandquote

Schweizer Immobilienmarkt: Weiterhin hohe Leerstandquote
(Foto: Pixabay)

Zürich – Ein gewisser Leerstand ist wichtig, damit der Wohnungsmarkt funktioniert. Doch gegenwärtig steuert die Schweiz auf Probleme zu. Gegen Ende 2018 standen mehr als 72‘000 Wohnungen leer – so viele wie seit 20 Jahren nicht. Experten gehen davon aus, dass sich der Leerstand 2019 noch einmal deutlich erhöht. Das schadet dem Markt.

Besonders in den vergangenen vier Jahren ist die Leerstandquote auf dem Schweizer Wohnungsmarkt rasant gestiegen. Von 2017 auf 2018 gab es einen Leerstandzuwachs von etwa 8‘000 Wohnungen, was einer Zunahme von knapp 13 Prozent entspricht. Das Bundesamt für Statistik (BFS) errechnete für 2018 eine Leerwohnungsziffer von insgesamt rund 1,6 Prozent. 2017 lag sie noch bei 1,45 Prozent. Eine gewisse Leerstandquote ist wichtig für jeden Immobilienmarkt. Übersteigt das Angebot die Nachfrage aber in einem so hohen Mass, gerät der Markt in Schieflage.

Der Immobiliendienstleister IAZI geht sogar von einem noch viel höheren Leerstand aus und berechnete eine Leerwohnungsziffer von 4,1 Prozent. Im Gegensatz zum BFS berücksichtigte IAZI für die Berechnung keine Einfamilienhäuser, dafür aber Wohnungen, die zwar bewohnt, aber nicht bezahlt werden – schweizweit ist es mittlerweile üblich, Wohnungen für einige Monate kostenfrei zu vermieten, wenn der Mieter einen Vertrag mit einer längeren Mindestmietdauer unterzeichnet. Alarmierende Zahlen: Die „seit etwa drei Jahren steigende Ziffer [weist] auf eine Malaise hin in der Immobilienbranche“, mahnt IAZI in einem Bericht.

Mieter freuen sich über moderate Preise
Für die Schweizer Mieter hat die hohe Leerstandquote Vorteile: Sie freuen sich über ein vielseitiges Angebot, und moderate Mietpreise steigern die Lust am Zügeln in meist grössere oder besser gelegene Wohnungen. Schätzungen belaufen sich auf gegenwärtig etwa 400‘000 bis 500‘000 Umzüge pro Jahr. Rund 35 Prozent der Zügler nutzen dabei den Service eines Profiunternehmens und lassen Kartons und Co. packen, verladen und zur neuen Wohnung bringen. Das Zügelniveau hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert.

Anhaltender Bauboom – aber kaum Zuzügler
Allerdings mangelt es aufgrund einer sinkenden Nettozuwanderung an zusätzlichen Mietern. Zusammen mit dem trotz Leerstand anhaltenden Bauboom zählt diese zu den Hauptursachen der aktuellen Schieflage des Immobilienmarktes. 2018 fiel die Nettozuwanderung um 2,6 Prozent ab. Auch der grosse Anteil an Auswanderungen treibt den Wohnungsleerstand weiter in die Höhe. Dennoch wurden allein für das Jahr 2018 29‘000 neue Wohnungen zum Bau genehmigt. Die Investitionslust in der Branche schadet dem Markt, doch in der Schweiz fehlt es an Anlagealternativen. Immobilien sind trotz der Risiken und geringer Renditen die attraktivste Anlagevariante. Zudem ist Bauen dank rekordtiefer Zinsen gegenwärtig sehr günstig. All diese Tatsachen führen dazu, dass der Bauboom weiter anhält und die Leerstandquote in die Höhe treibt. (PGG/mc/hfu)

 

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