Schweizerische Nationalbank senkt Leitzins

Dennoch rechnet sie im laufenden Jahr mit einer negativen Teuerung von 0,5%, wie die der Preisstabilität verpflichtete SNB mitteilte. Eine Deflation ist besonders gefährlich, weil in Erwartung stets noch tieferer Preise Investitionen und Konsumausgaben hinausgezögert werden, was die Wirtschaft weiter bremst. Letztmals war die Schweizer Jahresteuerung 1959 negativ (-0,7%). Kommendes Jahr wird mit einer Teuerung von nahe null gerechnet.


Konjunktureinbruch schlimmer als befürchtet
Die Prognosen für die Schweizer Wirtschaft sind trotz allem ausgesprochen düster: Die SNB rechnet für das laufende Jahr mit einem Einbruch des Bruttoinlandprodukts (BIP) um 2,5 bis 3,0%. Im Dezember hatte die Notenbank noch einen Rückgang von höchstens 1% vorhergesagt. Die Rezession fällt damit so tief aus wie nie mehr seit der Ölkrise der 70er-Jahre: 1975 war die Wirtschaftsleistung um 6,7% eingebrochen.


Exporte bereits markant zurückgegangen
Die von den USA ausgegangene globale Finanz- und Wirtschaftskrise scheine die Schweiz zwar weniger stark zu treffen als die grossen europäischen Länder, schreibt die SNB. Doch die Exporte seien bereits markant zurückgegangen. Laut SNB hielt die Erhöhung der Lagerbestände als Folge des abrupten Konjunktureinbruchs im vierten Quartal 2008 den BIP-Rückgang noch künstlich in Grenzen. Eine Wende dürfte im laufenden Quartal eingetreten sein.


Gegen Franken-Aufwertung
Damit den Schweizer Exporteuren nicht auch noch eine drastische Franken-Aufwertung das Geschäft vermiest, greift die Nationalbank zu neuen Mitteln. Sie kauft am Markt Devisen, um eine weitere Aufwertung der Schweizer Währung zum Euro zu verhindern. Unmittelbar nach dieser Ankündigung kostete ein Euro 1,52 CHF, 4 Rappen mehr als zuvor. Der Wert des Franken hat sich seit Ausbruch der Krise im August 2007 spürbar erhöht. Ein höherer Franken läuft den Anstrengungen der SNB zur Lockerung der Geldpolitik entgegen. Neu will die Nationalbank auch Franken-Obligationen von privaten Schuldnern kaufen. Auch dies soll die Bedingungen auf dem Kapitalmarkt lockern, nachdem die SNB mit einem Leitzins von fast null hier ihr Pulver weitgehend verschossen hat.


Zielband für Dreimonats-Libor auf 0 bis 0,75 % zurückgenommen
Das Zielband für den massgeblichen Dreimonats-Libor nahm die SNB auf 0 bis 0,75% zurück. Das Zielband, das normalerweise einen Prozentpunkt breit ist, wird damit zum zweiten Mal seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verengt, weil ein negativer Libor-Satz technisch unmöglich ist.


Strengere Kreditbedingungen
Der von der SNB nur indirekt steuerbare Leitzins soll bei 0,25% zu liegen kommen. Das ist der tiefste Stand seit 2004. Seit Oktober 2008 hat die SNB ihren Schlüsselzins damit um insgesamt 2,5 Prozentpunkte gesenkt. Trotz dieser massiven Lockerung der Geldpolitik hätten einige Banken die Kreditbedingungen leicht verschärft, stellte die SNB bei einer Umfrage im Januar fest. Einige Banken wollten zudem nachziehen. Das Wachstum des gesamten Kreditvolumens flache ab. (awp/mc/pg/25)

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