Schweizerisches Landesmuseum Zürich: La dolce lingua


Lange mussten wir warten, bis sie endlich kam, die Ausstellung über die Komponente der Schweiz, die unsere Identität nachhaltig verändert hat. Das Italienische ist aus der Schweizer Kultur und auch aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken. Wir freuen uns über die Begegnung des «vertrauten Fremden».

Die italienische Sprache in Geschichte, Kunst und Musik



Andrea d’Agnolo, sog. Andrea del Sarto, Portrait einer Unbekannten mit dem «Petrarchino» (1529 circa, Florenz, Galleria degli Uffizi).
Über dem beschwingten Musikstück steht die Bezeichnung «allegro», knackige Teigwaren sind «al dente» gekocht, und aufdringliche Fotografen heissen «paparazzi». Die italienische Sprache ist präsent in allen Lebensbereichen des Westens – eine der vielen Erkenntnisse dieser farbigen und vielseitigen Ausstellung.

La Dolce Vita hat uns geprägt
Wie Fellinis La Dolce Vita in den 60er Jahren die Welt eroberte, zusammen mit Anna Magnani in ihren ausdrucksstarken Rollen, lässt sich ebenso verfolgen wie die Entstehung des klassischen Italienisch im Florenz des 13. Jahrhunderts. Damals schuf Dante seine Divina Commedia und Boccaccio sein Decameron. Aber noch vor wenigen Generationen dominierte überall in Italien der Dialekt. Die politische Einigung (1861) half weiter eine verbindliche Nationalsprache durchzusetzen, und seit dem Zweiten Weltkrieg haben Radio und Fernsehen weiter zu ihrer Vereinheitlichung beigetragen.

Tönende Wörterbücher
n sich abstrakte Themen – aber die Ausstellung La dolce Lingua bringt sie auf spielerische Weise mit interaktiven Medien und zahlreichen Audiostationen zum Klingen. Tönende Wörterbücher erschliessen unterschiedliche Stil- und Bedeutungsschichten, Bildschirme offerieren Ausschnitte aus berühmten Filmen oder Bühneninszenierungen. Gemälde aus dem Seicento, Graffiti, Liebesbriefe und – natürlich – Bücher veranschaulichen auf ihre Art die Kommunikation durch Sprache. Zusammen ergibt das einen faszinierenden Rundgang, der die Fachleute ebenso anspricht wie die Laien. (musee suisse)

Cartello infamante (Schmähtafel von 1666 Graffito)
Graffiti ist der Plural des italienischen Wortes graffito, das seinerseits aus einem vulgärlateinischen Verb für «mit dem Griffel kratzen» entstanden ist. Die obenabgebildete Schmähtafel von 1666 (Graffito), welche an der Türe des Ladens des Herrencoiffeur Giovanni Battista Fabrino gefunden wurde, bezeugt die Existenz einer «nicht offiziellen» Sprache, welche die Phänomene der Umgangsprache aufzeigt. Die unsichere Schrift der Tafel beweist mangelnde Übung im Schreiben.


Die poltische Bedeutung 
… ein wichtiges kulturelles Ereignis für die Schweiz
 
Die von der Società Dante Alighieri in Rom initiierte Ausstellung «La dolce lingua» widmet sich mit ebensoviel Engagement und Sorgfalt der italienischen Sprache und ihrer Kultur. Die Präsentation der Ausstellung im Schweizerischen Landesmuseum ist ein wichtiges kulturelles Ereignis für die Schweiz und deren «Italianità» und nicht zuletzt auch ein Zeichen der kulturellen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Italien.

Einen einmaligen Einblick in kostbarste geschichtliche Dokumente
Zusammen mit der italienischen Sprachgemeinschaft unseres Landes sowie mit allen Freunden der italienischen Sprache und Kultur freue ich mich ausserordentlich, diese so wertvolle Ausstellung aus der Galleria degli Uffizi in Florenz in den Räumlichkeiten des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich einem breiten Publikum zugänglich machen zu können. Sie ermöglicht uns einen einmaligen Einblick in kostbarste geschichtliche Dokumente dieser klangvollen Weltsprache und stärkt das Bewusstsein, dass auch unserviersprachiges Land einen direkten Anteil an diesem reichhaltigen kulturellen Erbe hat. Diese Ausstellung bringt uns den kulturellen Reichtum der italienischen Sprache in eindrucksvoller Weise näher und trägt zur dauerhaften Wertschätzung unserer eigenen sprachlichen und kulturellen Vielfalt bei.

Pascal Couchepin, Bundesrat
Die Società Dante Alighieri 
Die Società Dante Alighieri, entstand im Jahre 1889 als gemeinnütziger Verein in Italien. Ihre Aufgabe ist die Wahrung und die Vermittlung der italienischen Sprache und Kultur in der Welt sowie die kulturerlle und geistige Verbindung der Italiener im Ausland mit Italien. Der Gründer, unter ihnen Ciosue Carducci, 1835 – 1907, Literaturnobelpreisträger, benannten den Verein nach Dante Alighieri, weil in seinem Werk die sprachliche Einigung Italiens, sechshundert Jahre vor der politischen, vollendet wurde. Der Verein mit Hauptsitz in Rom ist weltweit mit Komitees, Schulen und Bibliotheken vertreten. In der Schweiz gibt es 19 Komitees. Die Società Dante Alighieri Zürich wurde 1944 gegründet. Weitere Informationen unter www.dantealighieri.ch.

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