Sergio Giroldi, CEO OBI: «Entscheidend ist, wie wir von unseren Kunden wahrgenommen werden, wer aus deren Sicht die Branche bestimmt»

von Patrick Gunti


Herr Giroldi, die Konkurrenz im Bau- und Heimwerkermarkt ist riesig, vor allem auf dem deutschen Markt drängeln sich sehr viele Anbieter. Wie präsentiert sich die Situation für OBI?


Sergio Giroldi: Wir wollen überall, in jedem Land, die Nummer eins sein oder werden. Marktführerschaft bedeutet aber nicht nur, bei der Anzahl der Standorte bzw. auch beim Umsatz führend zu sein. Das reicht nicht! Entscheidend ist vielmehr, wie wir von unseren Kunden wahrgenommen werden, wer aus deren Sicht die Branche bestimmt. Wenn es wichtig ist, «Top of Mind» bei den Konsumenten zu sein, dann verfügen wir sicherlich über eine äusserst starke Marke.


Welche Strategie verfolgen Sie – Expansion durch Zukauf?


Wir wollen und wir müssen wachsen. Sie werden sagen, der Giroldi ist doch verrückt, wenn wir uns beispielsweise den Überbesatz an Standorten und Baumarktflächen in Deutschland ansehen. Aber ich bleibe dabei: Wir wachsen auch in Deutschland, organisch und gezielt. Wir werden bestehende Standorte auf Vordermann bringen und gleichzeitig neue, mittelgrosse Standorte eröffnen. In zehn Jahren wollen wir in Deutschland  einen Marktanteil von 20 bis 25 Prozent haben. Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass unser Konzept gut ist und das unser Format den deutschen Kunden sehr anspricht. Deshalb werden wir in den nächsten drei Jahren 20 bis 30 neue Standorte allein in Deutschland aufmachen.


Und wie sehen Ihre Pläne im internationalen Geschäft aus?


Weltweit eröffnen wir im neuen OBI-Geschäftsjahr (April 2007 bis März 2008) rund 40 neue Standorte. Das ist eine grosse Aufgabe für uns, aber das werden wir schaffen. Denn, wie gesagt, wir wollen in allen Ländern, in denen wir vertreten sind, die Nummer eins sein oder werden. Bis zum Jahr 2010 soll der Umsatzanteil des Auslandes bei OBI 50 Prozent betragen.


«Sie werden überrascht sein, wie wenig sich Kunden in ganz Europa in ihrer Erwartungshaltung gegenüber dem Handel, und bei uns natürlich speziell gegenüber den Baumärkten, unterscheiden.» (Sergio Giroldi, CEO OBI)


Welche Bedeutung hat für OBI dabei der Schweizer Markt?


Die Schweiz ist ein wichtiges und interessantes Land für OBI. Wir betreiben derzeit erfolgreich neun OBI-Märkte zusammen mit unserem Partner Migros. Weitere Standorte sind in Planung.


Wie unterscheiden sich die internationalen Märkte?


Wir exportieren unser System nicht Eins zu Eins nach Mittel- und Osteuropa. Der Standort in Moskau ist nicht völlig identisch mit einem in Deutschland. Doch auch ein OBI-Markt in Sankt Petersburg kann etwas anders sein als in Moskau oder anderswo in Russland. Wichtig aber ist: Alle sind typisch OBI. Denn wir sprechen überall dieselbe Kundenbasis an: die Familie, die bei OBI bequem einkaufen will. Deshalb glauben wir nicht an die Zukunft von Mega-Märkten. Die Kunden wollen Ursprünglichkeit und Convenience. Die Zukunft gehört Baumärkten mit einer Verkaufsfläche zwischen 7.000 und 10.000 m². Sie werden überrascht sein, wie wenig sich Kunden in ganz Europa in ihrer Erwartungshaltung gegenüber dem Handel, und bei uns natürlich speziell gegenüber den Baumärkten, unterscheiden. Da ist ein Baumarktformat, das länderspezifisch etwas modifiziert werden kann, durchaus machbar.


Wie positioniert sich OBI bei den Preisen? Von der Produkt- und Sortimentskompetenz auf dem Weg zur Preiskompetenz?


Der Preis ist eine Komponente, die wir unseren Kunden bieten wollen, aber eben nur eine Komponente. Die Kunden wollen darüber hinaus auch noch Transparenz und Ehrlichkeit. Wer zu OBI kommt, findet kompetenten Service, hohe Markenqualität zu fairen Preisen und innovative Produkte.


Herr Giroli, besten Dank für das Interview.





Zur Person
Sergio Giroldi war von 1998 bis 2002 Geschäftsführer OBI Italien und von Februar 2002 bis Mai 2003 Vertriebsleiter Europa (ausser Deutschland). Seit Mai 2003 ist er Vorstandsvorsitzender der OBI AG im deutschen Wermelskirchen.


Zum Unternehmen
OBI ist die führende Marke im deutschen und europäischen Bau- und Heimwerkermarkt. In Deutschland verfügt das Franchiseunternehmen OBI derzeit über 337 OBI Märkte. Hinzukommen 166 OBI Märkte im Ausland, davon 37 in Österreich, 36 in Italien und 9 in der Schweiz. Insgesamt erzielte die OBI Unternehmensgruppe – einschliesslich aller Zentralgesellschaften – zum Geschäftsjahresende 2005/06 einen Bruttoumsatz von 6,6 Milliarden Euro. Das Unternehmen OBI beschäftigt über 37.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit einer gestützten Markenbekanntheit von 98 Prozent zählt OBI laut Erhebung des Institut TNS Infratest zu den bekanntesten Marken in Deutschland. Die Idee des Firmennamens OBI geht auf die französische Aussprache des Wortes Hobby zurück, da im Französischen ein H nicht gesprochen wird.


OBI in der Schweiz
Die Niederlassung OBI in der Schweiz startete mit der Eröffnung des ersten Bau- und Heimwerkermarktes in Basel Anfang 1999. Darauf folgte der zweite Baumarkt im März 2001 – die Eröffnung in Volketswil bei Zürich. Mit der Realisation des dritten und vierten OBI in der Schweiz im Jahr 2002 in Renens und 2003 in Aigle, bestätigte die Wachstumsstrategie von OBI in der Schweiz. Diese Expansion erweiterte sich 2005 mit der Eröffnung der Märkte S. Antonino im Tessin, Bülach bei Zürich und Schönbühl bei Bern. Im März 2006 folgten zwei weitere Neueröffnungen in Oftringen und Winterthur. Somit zählen wir in der Schweiz mitlerweile 9 OBI Bau- und Heimwerkermärkte.


Der Heimwerker-Markt in der Schweiz
Wie in Deutschland herrscht auch in der Schweiz ein grosser Verdrängungswettbewerb im Heimwerker-Markt, auf dem jährlich gegen 5 Mrd. Franken umgesetzt werden. Die Migros mit ihrem Fachmarkt «Do-it-yourself» und dem Franchisepartner OBI sowie Coop und Jumbo beherrschen den Markt, auf den aber weitere grosse deutsche Baumarktketten wie Hornbach oder Bauhaus drängen.

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