Signale des Öl-Krisengipfels verpuffen – Ölpreise steigen weiter

Experten bezweifelten, dass sich die Ausweitung der Öl-Liefermengen wie geplant umsetzen lässt. Zahlreiche Länder förderten bereits an ihrer Kapazitätsgrenze. Der ADAC hofft dennoch auf sinkende Spritpreise – nach der Urlaubssaison. Am Montag verharrten diese aber weiter auf hohem Niveau. Ein Barrel US-Leichtöl der Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur August-Auslieferung kostete am Montagmittag 136,01 Dollar. Das waren 0,66 Dollar mehr als zum Handelsschluss am Freitag. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Auslieferung im August stieg zum Wochenstart um 0,64 Dollar auf 135,50 Dollar.


Signal für höhere Förderung
Mehrere arabische Golfstaaten hatten auf dem Öl-Krisengipfel in Dschidda ihre Bereitschaft signalisiert, mehr Öl zu fördern als bisher. Gleichwohl wiesen die Förderstaaten die Schuld an den hohen Ölpreisen zurück und warnten vor hohen Erwartungen. Verantwortlich für die Preisexplosion beim Rohöl seien die steigende Nachfrage, hohe Steuern in Industrieländern und Spekulationen, hiess es. Selbst Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) geht auch im Falle von Produktionsausweitungen nicht von einer baldigen Änderung der Situation aus, wie er im ARD-Morgenmagazin sagte.


Bemühen oder ernsthafte Absicht?
Der Rohstoffexperte des Hamburgischen WeltWirtschafts Instituts (HWWI), Klaus Matthies, hegt Zweifel, dass sich die Fördermenge des weltweit grössten Anbieters Saudi-Arabien rasch spürbar ausweiten lässt. «Ich sehe es eher als Bemühen, denn als ernsthafte Absicht, weil die Mittel fehlen», sagte er in einem dpa-Gespräch. Neue Produktionsanlagen könnten aufgrund des technischen und finanziellen Aufwands nur mittel- und langfristig hinzukommen.


Mangel an freien Förderkapazitäten
Eine Ausweitung der weltweiten Öl-Förderung hält auch der Energieexperte des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gernot Klepper, mangels freier Förderkapazitäten für kaum umsetzbar. In den vergangenen Jahren seien keine grossen und profitablen Ölfelder mehr erschlossen worden – und ob Saudi-Arabien die Förderung deutlich erhöhen könne, sei ebenfalls fraglich. «Im vergangenen Jahr hat sich die Produktion in dem grössten Ölförderland der Welt kaum verändert», sagte Klepper der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Unterdessen hofft der ADAC zumindest mittelfristig auf sinkende Kraftstoffpreise. In nächster Zeit sei aufgrund der Urlaubssaison aber kaum mit Preissenkungen an den Tankstellen zu rechnen. Zum Wochenstart lagen die Benzinpreise erneut leicht über 1,50 Euro, die Dieselpreise knapp darunter.


Vage Absichtserklärungen
Der Öl-Krisengipfel ist nach Einschätzung des Chefstrategen der Bank SEB, Klaus Schrüfer, zwar keine Enttäuschung, «die zum Teil recht vagen Absichtserklärungen grosser Förderländer zur Produktionsausweitung kann man aber auch nicht als Durchbruch bezeichnen», sagte er. «Die Signale für eine höhere Ölförderung werden den Ölmarkt nicht merklich entlasten.» Auch seiner Ansicht nach gibt es kaum noch verfügbare Kapazitäten.


Sorgen auch bei Förderländer
Die Förderländer sind nach Ansicht von Matthies allerdings auch nicht sorgenfrei: «Saudi-Arabien macht sich Gedanken um die Nachfrage in den nächsten Jahrzehnten.» Denn die Abnehmerländer investierten inzwischen verstärkt in alternative Energien, um unabhängiger zu werden. Gleichzeitig hätten die Öl-Exporteure ein Interesse daran, dass die USA und Westeuropa nicht in eine Rezession abrutschen, da sie selbst viel Geld in diesen Ländern investiert hätten.


OPEC-Öl leicht günstiger
Der Preis für Rohöl der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) ging unterdessen zurück. Nach Berechnungen des OPEC- Sekretariats vom Montag kostete ein Barrel (159 Liter) am Freitag 128,56 Dollar. Das waren 88 Cent weniger als am Donnerstag. Die OPEC berechnet ihren täglichen Durchschnittspreis auf der Basis von 13 wichtigen Sorten des Kartells. (awp/mc/ps)

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