Smart Grids: IT der deutschen Energieversorger ist noch nicht bereit

Intelligente Stromnetze (Smart Grids) sind für einen Grossteil der deutschen Energieversorger ein rein visionäres Thema. Sie legen den Fokus aktuell auf den Einbau intelligenter Zähler (Smart Meters) und warten zunächst ab, wie sich das Thema weiterentwickelt. Eine gezielte Smart-Grid-Strategie verfolgen bisher nur wenige Unternehmen. Insbesondere die IT-Abteilungen stehen beim Thema Smart Grids noch ganz am Anfang und sind nicht ausreichend auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet. Dies zeigt die Studie «Die Energiewirtschaft wird smart» von Logica Management Consulting und IDC, die auf der führenden Energiemesse Europas, der «Eworld energy & water», vorgestellt wurde.

Demnach gaben lediglich fünf Prozent der befragten Führungskräfte an, dass Smart Grids für die IT-Abteilungen in ihrem Unternehmen bereits eine wichtige Rolle spielen. Die intelligenten Stromnetze ermöglichen eine Kommunikation der Anbieter mit den Endverbrauchern sowie -geräten. Der IT kommt hierbei laut der Studie eine Schlüsselfunktion zu.

IT als Erfolgsfaktor für Smart Grids
«Die IT ist die Schnittstelle zwischen den neuen visionären Möglichkeiten und den schon bestehenden Prozessen. Unter anderem müssen erhebliche Datenvolumen verarbeitet, Abrechnungssysteme bereitgestellt und eine Anbindung an die IT-Systeme realisiert werden», erläutert Thomas Piontek, Practice Manager Energy & Utilities bei Logica in Deutschland. Aufgrund der hohen Anforderungen durch Smart Grids wird IT zukünftig einen höheren Stellenwert einnehmen ? davon sind 76 Prozent der Studienteilnehmer überzeugt. Die intelligenten Netze haben allerdings für die meisten Unternehmen aktuell noch keine nennenswerte Bedeutung. Nur für 11 Prozent spielen sie in der Unternehmensstrategie schon jetzt eine wichtige Rolle, Pläne für einzelne Projekte gibt es bei 12 Prozent, und 20 Prozent gaben an, das Thema ganzheitlich zu betrachten, auch wenn sie über keine spezielle Smart-Grid-Strategie verfügen. Über die Hälfte (54 Prozent) legt den Fokus aktuell auf Smart Metering und beobachtet, wie sich das Thema Smart Grids weiterentwickelt.


Thomas Piontek warnt vor einer allzu abwartenden Haltung: «Wer intelligente Netze jetzt noch als Zukunftsvision missversteht, läuft Gefahr, den Anschluss im Wettbewerb zu verlieren. Noch scheinen Smart Grids in weiter Ferne zu liegen, doch die IT-Abteilung auf die neuen Herausforderungen einzustellen und neu auszurichten, ist nicht von heute auf morgen zu realisieren.»

Herausforderungen sind nicht alleine zu meistern
Die IT-Abteilungen der meistern Versorger sehen sich nicht in der Lage, die zukünftigen Herausforderungen alleine zu bewältigen. Zwei Drittel der Experten (66 Prozent) sind sich sicher, dass sie beim Thema «Smart Grids» Hilfe von externen Partnern benötigen. Nur ein kleiner Teil (11 Prozent) scheint bereits heute so aufgestellt zu sein, dass er die zukünftigen Aufgaben lösen kann. Dies sind überwiegend mittelgrosse Anbieter, nicht die grossen Versorger. Der Bereich, in dem externe Hilfe am dringendsten gefragt ist, ist die Implementierung neuer Lösungen (79 Prozent), gefolgt von der Beratung beim Aufbau der geeigneten Infrastruktur sowie der Schulung der Mitarbeiter. Die finanzielle Mehrbelastung durch Smart Grids für die IT ist bei den Befragten unumstritten. Über der Hälfte der IT-Abteilungen (55 Prozent) ist jedoch noch unklar, wie hoch diese genau ausfallen wird. Die anderen rechnen mit durchschnittlichen Steigerung der Kosten um 30 Prozent gemessen am IT-Budget. Kleinere Energieversorger rechnen mit überdurchschnittlich hohen Belastungen, die allein nicht zu bewältigen sind.

Dringender Handlungsbedarf für Wirtschaft und Politik
Als grösste Herausforderung für die IT bei der Einführung intelligenter Netze nennen die Befragten die IT-Sicherheit. Risiken bestehen etwa darin, dass sich Hacker Zugriff auf die Stromnetze der Versorger verschaffen. Zudem muss der Schutz der Kundendaten gewährleistet sein. Als ein Hemmnis für die Einführung von Smart Grids nennen 96 Prozent der Befragten die fehlende Definition einheitlicher Standards. Zudem muss der Gesetzgeber nach Meinung von 86 Prozent für mehr Planungs- und Investitionssicherheit durch verbindliche Regeln und Gesetze sorgen.


Gefordert werden ausserdem homogene Schnittstellen (82 Prozent) und die Definition einheitlicher Prozesse (78 Prozent). «In den USA wurden bereits umfangreiche Anstrengungen unternommen, um einheitliche Standards voranzutreiben», erklärt Smart-Grid-Experte Joachim Benner, Research Analyst von IDC. «Will Europa und insbesondere Deutschland hier nicht den Anschluss verlieren, ist Eile geboten.»


Die Studie «Die Energiewirtschaft wird smart: Auswirkungen von Smart Grids auf die IT deutscher Versorger» basiert auf einer Umfrage, die das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC und der Beratungsdienstleister Logica Management Consulting im November und Dezember 2009 unter 76 Führungskräften deutscher Energieversorger durchgeführt haben. (Logica/mc/pg)






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