SNB: Weitere Normalisierung der Geldpolitik unumgänglich

«Die SNB wird in den nächsten Wochen die aktuelle Situation und die mittelfristigen Aussichten analysieren und eine angemessene Entscheidung treffen», sagte SNB-Direktoriumspräsident Jean-Pierre Roth am Dienstag in seinem Referat vor dem Centro di Studi Bancari in Vezia. Würde man die Zinsen bei der guten Konjunktur dort lassen, wo sie sind, dann sei bis 2009, dem Ende des aktuellen Prognosehorizonts der SNB, die Preisstabilität nicht gewährleistet. Überdies habe die aktuelle Stärke des Euros den Effekt der letzten Zinserhöhungen teilweise wieder zunichte gemacht.


Anstieg des Preisniveaus von rund 1%
Für das laufende Jahr sowie für 2007 geht Roth in der Schweiz noch von einem Anstieg des Preisniveaus von rund 1% aus. Die Arbeitslosigkeit dürfte im kommenden Jahr unter die Marke von 3% sinken, sagte der SNB-Präsident weiter.


Generell positives Bild der konjunkturellen Situation
Roth zeichnete ein generell positives Bild der konjunkturellen Situation in der Schweiz und weltweit, warnte jedoch vor zu viel Zufriedenheit. Als ersten Risikofaktor strich Roth die amerikanische Wirtschaft heraus. Zwar deuteten alle Anzeichen auf eine sanfte Landung hin, doch die Gefahr einer Rezession oder einer dauerhaften Abschwächung der Wachstumsraten sei, wenn auch in geringem Masse, vorhanden.


Unsicherheitsfaktor Erdölpreis
Einen weiteren Unsicherheitsfaktor ortete Roth im Erdölpreis. Es sei nicht vollständig auszuschliessen, dass die aktuelle Entspannung der Erdölpreise nur ein vorübergehendes Phänomen ist.


Euphorie an den Finanzmärkten
Roth spricht auch die aktuelle Euphorie an den Finanzmärkten an – verschiedene Indikatoren lägen auf einem für ihn eher ungewöhnlichen Niveau. Roth erwähnt beispielsweise die aussergewöhnlich hohe Liquidität der Unternehmen, den steigenden Risikoappetit sowie die gleichzeitige Erhöhung der Unternehmensgewinne und der Löhne. Ferner habe de Börse zuletzt unerreichte Höhen erreicht, trotz der Aussicht auf ein weltweit verlangsamtes Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr. Überdies sei die Volatilität an der Märkten auf ein sehr tiefes Niveau gefallen, was die Risikoabschätzung einer Portfolios verfälschen könne.


«Carry Trades»
Roth nahm auch Stellung zu den so genannten «Carry Trades», wo sich Banken und Hedge Funds günstig in Franken verschulden, um das Geld in Hochzinswährungen anzulegen. Diese nur auf kurzfristige Gewinnoptimierung ausgerichteten Marktteilnehmer würden die Wechselkursrisiken abstrahieren. (awp/mc/gh)

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