Société-Générale-Händler zockte mit 50 Milliarden Euro

New York – Der 31-jährige Händler, der bei der französischen Grossbank Société Générale Milliarden verzockt hat, hatte laut einem Zeitungsbericht gewaltige Handelspositionen von insgesamt etwa 50 Milliarden Euro aufgebaut.


Fünf Milliarden Euro Verlust
Die Bank habe sie seit Montag in kleinen Portionen abgewickelt, um kein Aufsehen zu erregen, berichtete das «Wall Street Journal» am Freitag unter Berufung auf unterrichtete Personen. Von dem Verlust von knapp fünf Milliarden Euro gingen demnach zwei Milliarden Euro direkt auf die Investitionen des Händlers zurück, der Rest sei beim Ausverkauf des Portfolios in einem schwachen Markt entstanden.


Verluste hätten noch hoher ausfallen können
Die Bankführung bestehe darauf, dass bei einem langsameren Vorgehen die Verluste noch «bis zu zehnmal höher» hätten ausfallen können. Der französische Präsident Nicholas Sarkozy sei von der Bank am Mittwoch informiert worden, einen Tag, bevor sie den Milliardenverlust öffentlich machte.


Geschickte Geheimhaltung vor dem Risikomanagement
Der Händler hatte weit mehr als seine zulässigen Volumen investiert und soll seine Aktionen vor dem Risikomanagement der Bank geschickt geheim gehalten haben. Dafür habe er unter anderem Scheingeschäfte inszeniert und dafür im Computersystem auch die Login-Passwörter von Kollegen benutzt, schrieb das US- Wirtschaftsblatt. Der Betrug sei erst aufgeflogen, als bei einem Handelspartner der Société Générale ungewöhnlich hohe Finanzierungsvolumen auffielen. Die Firma selbst sei darüber auch überrascht gewesen. Die Spur habe dann schliesslich zu dem Pariser Händler der Bank geführt.


Händler hebt Kontrollmechanismen auf
Manager der Société Générale gingen demnach davon aus, dass sich der Händler in das Computersystem hackte und die Kontrollmechanismen für seine Geschäfte aufhob. Dadurch habe er keine Einschränkungen bei seinen Investitionen gehabt, und das Risikomanagement der Bank habe seine Milliarden-Geschäfte nicht sehen können. Noch Ende des Jahres habe der Händler mit seinen Positionen im Plus gelegen, dann habe sich der Markt aber gegen ihn gedreht. Nach ersten Erkenntnissen habe der Händler an seinen Machenschaften nichts verdient. Möglicherweise sei es nur darum gegangen, Verluste zu vertuschen, in der Hoffnung, die später ausgleichen zu können. 


Scheingeschäfte Kerviels verschlimmerten Situation
Zweifellos hätten die Scheingeschäfte Kerviels «die Situation verschlimmert», sagte David Buik vom Investor Cantor Index. Anthony Scott vom Investor Charles Stanley erklärte: «Jeder Markt, der bereits nervös ist, aus welchen Gründen auch immer, reagiert empfindlich.» Auch Howard Archer von Global Insight äusserte den Verdacht, dass die plötzlichen Verluste bei Societe Generale «sehr wohl zu der Unruhe beigetragen haben». Allerdings sei dies nicht der Grund für die generelle Schwäche der Börsen. (awp/mc/ab)

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