Sonova: Übernahme von Resound endgültig vom Tisch

Sonova will nun die 3,3 Mrd CHF teure Resound-Übernahme nicht weiter verfolgen, wie die Gruppe nach Bekanntwerden des Gerichtsentscheids mitteilte. Sonova wäre mit dem Kauf zum grössten Hörgeräte-Hersteller der Welt geworden.


Das Oberlandesgericht lehnte es am Mittwoch ab, das Verbot des deutschen Bundeskartellamt zur Resound-Übernahme aufzuheben. Da ein Beschwerdeverfahren gegen das Fusionsverbot Monate oder Jahre dauern könne, werde die Transaktion abgebrochen, schreibt Sonova: Der Kaufvertrag sehe diese Möglichkeit vor.


Marktbeherrschende Stellung
Das Bundeskartellamt hatte im April die Resound-Übernahme durch Sonova untersagt, da es eine marktbeherrschende Stellung der drei «Oligopolisten», Siemens, Sonova und Oticon befürchtet. Bereits heute sei der Wettbewerb eingeschränkt. Bei einem Zusammenschluss werde sich der gemeinsame Marktanteil des Oligopols von 80% auf etwa 90% erhöhen, hatte das Bundeskartellamt seinen Entscheid begründet. Ausser dem deutschen Kartellamt hatten dagegen alle anderen Wettbewerbsbehörden die Übernahme gutgeheissen.


«Lächerlich kleine Auswirkungen»
Die Sonova-Verantwortlichen hatten ihrerseits der Ansicht des Kartellamts heftig widersprochen: Die Akquisition hätte im deutschen Markt nur «lächerlich kleine Auswirkungen gehabt», hatte Sonova-Chef Valentin Chapero am vergangenen Sonntag in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» verkündet.


Kosten von rund 36 Mio. Franken
Im Zusammenhang mit der nun geplatzten Übernahme sind bei Sonova laut eigener Mitteilung Kosten von rund 36 Mio CHF angefallen. Da 2006/07 bereits 19 Mio CHF aufgewendet wurden, reduziert sich der liquiditätswirksame Effekt im laufenden Geschäftsjahr jedoch auf rund 17 Mio CHF.


Aus eigener Kraft an die Spitze
Sonova will nun aus eigener Kraft Marktführer werden. «Der Unterschied ist einfach, dass wir mit Resound einen grossen Schritt in kurzer Zeit vorangekommen wären. Nun dauert es etwas länger», hatte Chapero am Sonntag gesagt. Der Abstand zu den Konkurrenten Siemens und William Demant sei schon heute nur noch gering.


Ungünstig präsentiert sich die Lage für Resound, welche die dänische Muttergesellschaft GN wegen deren unbefriedigenden geschäftlichen Entwicklung verkaufen wollte. Man wolle nun alle strategischen Optionen prüfen, darunter auch einen Börsengang des Hörgerätegeschäfts, teilte GN am Mittwoch mit.


Börse: Unsicherheitsfaktor fällt weg
An der Börse stieg der Kurs der Sonova-Aktie in einem positiv tendierenden Gesamtmarkt. Nun falle ein gewichtiger Unsicherheitsfaktor weg, zudem würden die Barmittel im Umfang von 300 Mio CHF wahrscheinlich in Aktienrückkäufe fliessen, hiess es. «Ein Aktienrückkauf ist eine der Möglichkeiten», bestätigte eine Sonova-Sprecherin gegenüber AWP frühere Aussagen der Gesellschaft. Was genau mit den frei werdenden Mitteln geschehen soll, werde der VR zu gegebener Zeit beschliessen, so die Sprecherin weiter. Sonova stehen um 15.40 Uhr mit 1,94% auf 115,60 CHF im Plus. Der SPI gewinnt zur gleichen Zeit knapp 1,9%. (awp/mc/pg)

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