SRG: Geschützte Werkstätte oder freier Markt, entscheiden Sie sich Herr Leuenberger

Von Helmuth Fuchs, CEO Moneycab


Was auf den ersten Blick als vernünftige Entscheidung des Bundesrates erscheint, die Ablehnung einer Gebührenerhöhung für die SRG SSR ideé suisse, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Mogelpackung und massiver Eingriff in den freien Markt. Unternehmer, die schon als Privatpersonen Gebühren entrichten, sollen nochmals zur Kasse gebeten werden. Noch weitreichender ist der Entscheid, die bestehenden Online-Portale werbemässig zu konkurrenzieren und in diesem «strategischen Bereich» neue Geldquellen zu erschliessen.


Verschlafen, belächelt, bejammmert und jetzt plötzlich attraktiv
Der Online-Bereich hat sich in der Schweiz ohne Zutun des Staates entwickelt und bietet vielen Unternehmen, so auch Moneycab, eine Geschäftsgrundlage. Während die grossen Verleger in der Schweiz die Entwicklungen im Onlineberiech mehrheitlich zuerst verschlafen, dann belächelt und zum Schluss die führende Stellung von Google bejammert haben, sollen sie jetzt nach dem Wunsch Leuenbergers mit dem SRG-Generaldirektor eine Einigung erzielen. Das heisst eigentlich nichts anderes, als dass die Entwicklung eines Marktes sich selbst und der Kreativität zahlreicher Unternehmer überlassen wird, bis er genügend lukrativ ist. Dann kommt der Bundesrat und teilt den Markt in gnädiger Absprache sich und einigen Grossunternehmen zu, während diejenigen, die den Markt entwickelt haben, fürderhin Gebühren in doppelter Form berappen dürfen und aus dem Markt gedrängt werden. Eine krude Mischung zwischen römischem «divide et impera», ein bisschen Moritz Sonnenkönig und östlicher Planwirtschaft.


Mehr Gebühren und höheres Budget statt Programmanpassung und Sparrunde
Wenn’s denn wenigstens dafür das weltbeste Fernsehprogramm gäbe. Wer sich das Angebot der SRG anschaut, wir jedoch schwanken zwischen gähnen, wegzappen und sich ärgern. Gebührenfinanzierte Reisen der SRG Mitarbeiter in Länder, deren Sprache sie nicht sprechen, deren Menschen ihnen fremd sind und deren Speisen sie nicht mögen. Dazu eingekaufte Spielshows, die in Privatsender anderer Länder Jahre zuvor Erfolgsgaranten waren. Und dazwischen zu Randzeiten ganz wenige Rosinen wie «Eco» oder «Kulturplatz», welche zeigen, dass Recherche und Eigenleistung überzeugende Resultate liefern. Dass es auch ohne Werbung mit einer reinen Gebührenfinanzierung geht, zeigt das Beispiel der BBC, anerkannterweise eines der weltweit besten Programmangebote. 


Wenn Moritz Leuenberger mit der SRG schon am Markt teilnehmen möchte, hier die ersten Verhaltensgrundregeln:
– Wenn ein Unternehmen seine Leistungen nicht finanziert bekommt, muss es die Leistungen ändern oder das Budget anpassen.
– Finanzierung durch Gebühren der Staatsbürger ist kein marktwirtschaftlich zulässiges Konzept, wenn es nicht allen Teilnehmern gleichermassen zugänglich ist.
– Wachstum, unbesehen von Marktlage und Nachfrage, ist kein verbrieftes Recht.


Es bleibt zu hoffen, dass Bundesrat Leuenberger und der Gebührenmoloch SRG in ihren unseligen Bemühungen gestoppt werden können. Als Monopolist ein bisschen Markt spielen auf Kosten von Unternehmen, die sich ohne Gebührenunterstützung behaupten müssen, darf kein zulässiges Modell sein.


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