SRG SSR idée suisse rechnet 2008 mit Defizit von 50 Millionen

Der Betriebsertrag stieg um 1,5% auf 1,57 Mrd CHF, wie SRG-Finanzdirektor Daniel Jorio am Montag vor den Medien in Bern sagte. Die Mehreinnahmen bei den Empfangsgebühren betrugen 6 Mio CHF, während der kommerzielle Ertrag um 7,3 Mio CHF gesteigert wurde. Die auf den 1. April 2007 vollzogene Gebührenanpassung habe der SRG keine Mehreinnahmen gebracht, da diese weitgehend durch das neue Gebührensplitting neutralisiert worden seien, kritisierte Jean-Bernard Münch, SRG-Verwaltungsratspräsident.


Weniger Gebührengelder
Von jedem Haushalt, der Gebühren entrichtet, bekomme die SRG heute vier Franken weniger als 2003, sagte Münch. Und dies obwohl die Gebührenrechnung um 29 CHF gestiegen sei. Mit den 30 Mio CHF, die durch die Gebührenerhöhung realisiert wurden, hätten die Ansprüche der privaten Anbieter finanziert werden müssen.  Auch habe die SRG wegen rechtlicher Verbote und Einschränkungen im neuen Radio- und Fernsehgesetz keine zusätzlichen kommerziellen Einnahmen erschliessen können, wie Jorio ausführte. Von den Einschränkungen im Bereich Werbung und Sponsoring profitierten einzig die ausländischen Plattformen und Werbefenster, nicht aber die SRG und die Privaten in der Schweiz.


Steigende Kosten
Weiter bereiten der SRG gemäss Münch auch die steigenden Kosten Sorgen: Gerade für Sportrechte und Filme nähmen die Preise explosionsartig zu. Für das laufende Jahr mit der EURO 2008 und den Olympischen Spielen rechnet die SRG daher mit einem Defizit von rund 50 Mio CHF. Für das Jahr 2009 erwartet die SRG gemäss ihrem Finanzdirektor dann mit einem Minus von rund 10 Mio CHF. Um die Ungleichgewichte zwischen Ansprüchen und finanziellen Möglichkeiten aufzufangen, plant die SRG eine Strukturreform.


Neue Strukturen ab 2010
Die Komplexität des Aufbaus der Corporate Governance und Unternehmensleitung seien für die Zukunft nicht geeignet, sagte Münch. Der Verwaltungsrat werde die Reform mit Unterstützung von einigen Beratern, darunter Benedikt Weibel, selbst durchführen. Die neuen Strukturen sollen am 1. Januar 2010 in Kraft treten. Die schwierigen Rahmenbedingungen der erstarkten ausländischen Konkurrenz und der steigenden Kosten haben die SRG dazu veranlasst, ihre Strategie neu zu überdenken. Der Markterfolg in Form von hohen Quoten nimmt in der neuen Ausrichtung der Gesellschaft keine prioritäre Stellung mehr ein.


Qualität, Relevanz und Vielfalt
«Die Fragmentierung des Marktes verlangt nach Publikumsbindung und relativiert den Markterfolg», begründete Münch die Strategie. Deshalb wolle die SRG das Publikum durch die Merkmale Qualität, Relevanz und Vielfalt an die SRG binden. Grosses Potential sieht die SRG auch im Bereich der technischen Entwicklung. Mit der Lancierung des hochauflösenden Fernsehens HD suisse und dem Ausbau des beliebig abrufbaren Online-Angebotes habe man wichtige Schritte getan, wie Generaldirektor Armin Walpen betonte. (awp/mc/ps)

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